Zu AfD-nah? Kleinstadt-Bürgermeisterin muss sich unangenehmen Fragen stellen

Die Stadt Jüterbog in Brandenburg hat ein neues Stadtoberhaupt, Christiane Lindner-Klopsch. Die 53-jährige Juristin setzte sich in der Stichwahl mit 53,6 Prozent der Stimmen gegen Sabrina Dimde vom Bürgerbündnis Jüterbog (BBJ) und der SPD durch. 

Neue Bürgermeisterin von Jütebog: Kontroverse um Nähe zur AfD überschattet Wahlkampf

Lindner-Klopsch ist parteilos und war zuvor Stellvertreterin des früheren Bürgermeisters Arne Raue, des ersten hauptamtlichen AfD-Bürgermeisters in Brandenburg. Seit dessen Einzug in den Bundestag im Februar 2025 führte sie die Amtsgeschäfte kommissarisch.

Mit 2.776 Stimmen und einer Wahlbeteiligung von 50,2 Prozent erfüllte Lindner-Klopsch zudem das notwendige Quorum. Ihre Kontrahentin Dimde erreichte derweil nur 2.401 Stimmen (46,4 Prozent).

Die Kandidatur von Lindner-Klopsch blieb nicht ohne Kontroversen. Insbesondere wegen ihrer früheren Rolle als Stellvertreterin des AfD-Politikers Raue. Für Diskussionen sorgte beispielsweise ein Social-Media-Post der AfD Jüterbog, die wenige Tage vor der Wahl Lindner-Klopschs Wahlkampfslogan „Die Richtige für Jüterbog“ teilte. 

Auf Nachfrage der „Märkischen Allgemeinen Zeitung“, ob sie sich von der AfD, deren Vorsitzende Alice Weidel gerade in einer Debatte rund um ein Sommerinterview steckt,  distanziere, erklärte Lindner-Klopsch: „Wenn eine Partei oder eine Bürgervereinigung öffentlich ein Wahlplakat von mir liked oder kommentiert, dann ist das Ausdruck ihrer eigenen Meinungsfreiheit. Es stellt sich deshalb für mich die Frage, was falsch an einer derartigen Meinungsäußerung sein soll.“ Dem "rbb" sagte sie außerdem, es sei ihr wichtig „mit jedem Spektrum gut klarzukommen“.

Kontrahentin Dimde: „Es ist ein trauriger Tag für mich und die Stadt"

Ungeachtet dieser Debatten erhielt die Lindner-Klopsch Rückendeckung aus der Stadtpolitik: „Ihre Erfahrung war wichtig“, betonte Stadtverordneter Hendrick Papenroth (FJB), der Lindner-Klopsch unterstützte. „Sie ist seit Jahren im Rathaus tätig. Sie muss sich nicht erst einarbeiten.“ Auch die Zusammenarbeit mit dem Stadtparlament sei eingespielt: „Mit ihr kommen alle aus. Das war bei Raue nicht so einfach.“

Ihre Kontrahentin Dimde gratulierte Lindner-Klopsch zwar zum Wahlsieg, äußerte jedoch auch Kritik am Ausgang der Wahl: „Es ist ein trauriger Tag für mich und die Stadt.“ Es sei bedauerlich, dass sich die Mehrheit für ein „Weiter so“ entschieden habe. 

Zuvor war Dimde selbst in den Fokus politischer Auseinandersetzungen geraten: Ex-Bürgermeister Raue hatte sie in einem Video für ihr Engagement für Geflüchtete, für den Ausbau von Solarparks sowie für ihre Offenheit gegenüber geschlechtergerechter Sprache kritisiert. Dimde versuchte, wenige Tage vor der Stichwahl mit einem eigenen Instagram-Video Gerüchte über ihr Wahlprogramm zu entkräften – der Ton im Wahlkampf war dadurch kurzzeitig rauer geworden.

Am 1. August übernimmt Lindner-Klopsch das Amt nun offiziell. Die neue Bürgermeisterin kündigte an, ohne lange Einarbeitungszeit loslegen zu wollen: „Wir können tatsächlich starten.“