Trump verbreitet Fake News im Musk-Interview – Zahlreiche lassen sich direkt widerlegen
Das Interview gerät zu einer Wahlkampf-Show für Donald Trump. Elon Musk lässt die falschen Behauptungen des Ex-Präsidenten unkommentiert.
Austin – Donald Trump nutzte die Gunst der Stunde. Eigentlich hatte Elon Musk ein Interview mit dem Präsidentschaftskandidaten der Republikaner angekündigt. Doch das Gespräch zwischen Musk und Trump auf der Online-Plattform X entpuppte sich als wahre Märchenstunde. Mit der Wahrheit nahm es Donald Trump jedenfalls nicht so genau. Und was machte Elon Musk? Der Tech-Milliardär agierte nur als Stichwortgeber und stimmte kichernd Trumps falschen Äußerungen zu.
Der TV-Sender CNN zählte insgesamt mindestens 20 Fälle, in denen Trump während des Interviews mit Elon Musk unwidersprochen Fake News verbreitete. Sie umfassten ein breites Themenspektrum, von Einwanderung über Wirtschaft und Außenpolitik bis hin zu Trumps Amtsbilanz und Vizepräsidentin Kamala Harris, seiner Gegnerin bei der US-Wahl 2024.
Donald Trump verbreitet vor der US-Wahl Fake News im Interview mit Elon Musk
Trump weigert sich bis heute, seine Niederlage gegen Joe Biden bei der Präsidentschaftswahl 2020 einzugestehen. Stattdessen verbreitet er seit vier Jahren unbeirrt und ohne jede Grundlage, er sei durch massiven Wahlbetrug um einen Sieg gebracht worden. Das tat er jetzt auch im Interview mit Elon Musk. Zudem warf er den Demokraten vor, ihn vor Gericht zu verfolgen, obwohl er „nichts Unrechtes“ getan und sich lediglich über eine „manipulierte Wahl“ beschwert habe.
Tatsächlich gibt es für einen Wahlbetrug keinerlei Beweise. Weder Gerichte noch Wahlbehörden stützen die These, die zum Sturm auf das Kapitol am 6. Januar führte. Auch sein eigener Justizminister William Barr distanzierte sich von Trumps Behauptung.
Donald Trump nennt im Musk-Interview falsche Zahlen zur Einwanderung
Als er über Einwanderung sprach, behauptete Trump, unter Präsident Joe Biden und Vizepräsidentin Kamala Harris „kommen pro Monat Millionen von Menschen ins Land“. Das ist falsch. Es gab keinen einzigen Monat, in dem auch nur annähernd „Millionen“ Menschen ins Land eingereist sind. Die Daten sind öffentlich zugänglich. Im Juni 2024 lag die Zahl demnach bei 205.019 Menschen.
Meine news
Zudem behauptete Trump, unter Biden und Harris seien mehr als 20 Millionen Menschen in die USA gekommen, „viele davon aus Gefängnissen, Haftanstalten, psychiatrischen Anstalten oder, noch schlimmer, Irrenanstalten“. Auch das ist stark übertrieben. Die Zahl ist laut offizieller Statistik in etwa halb so groß.
Trump und „der Kongo“: Fake News im Interview mit Elon Musk
Dann wiederholte Trump eine bereits zuvor getätigte Behauptung über „den Kongo“ und Migration, ohne dabei anzugeben, ob er sich dabei auf die Demokratische Republik Kongo oder die benachbarte Republik Kongo bezog. „Sie kommen aus dem Kongo. Vor kurzem sind 22 Menschen aus dem Kongo eingereist. Das sind alles Mörder.“ Und weiter: „Sie holen sie aus den Gefängnissen, schicken sie in die USA und drohen ihnen mit dem Tod, wenn sie zurückkommen.“
Näher ging Trump nicht darauf ein, Einzelheiten dazu nannte er nicht. Trumps Behauptung ist haltlos. Fachleute erklärten gegenüber CNN im März, sie hätten keine Beweise dafür gesehen, dass eines der beiden Länder auf irgendeine Weise ehemalige Häftlinge in die USA gebracht hätte.
Donald Trump stellt weitere falsche Behauptungen im Interview mit Elon Musk auf
- Klimawandel: Trump behauptete, der Meeresspiegel werde in den nächsten 400 Jahren um ein Achtel Zoll (ca. 3,18 Millimeter) ansteigen. Das sei keine Gefahr. Seine Aussage ist unzutreffend. Bereits jetzt steigt der Meeresspiegel laut Nasa jährlich um mehr als 0,3 Zoll (ca. 8 Millimeter) – und das Tempo beschleunigt sich weiter.
- Verbrechen: „Unsere Kriminalitätsrate geht durch die Decke“, so Trump. Gewaltkriminalität und Eigentumsdelikte sind im Jahr 2023 deutlich zurückgegangen.
- Harris und Gefangene: Trump behauptete, Harris wolle „alle inhaftierten Gefangenen freilassen“. Manche dieser Typen seien wirklich schlimm. „Das ist erst heute bekanntgeworden.“ Das ist grundfalsch. Eventuell bezog sich Trump auf Berichte in konservativen Medien, in denen es hieß, Harris habe bei den Vorwahlen 2019 gesagt, sie wolle privat geführte Haftanstalten für Eingewanderte schließen.
- Harris und die Grenze: Trump behauptete erneut, Harris sei eine „Grenz-Zarin“ („Border czar“) gewesen, um sie für die Lage an der Grenze zu Mexiko verantwortlich zu machen. Das ist falsch. Ein solcher Job existiert nicht. Harris hatte nie die „vollständige Kontrolle“ über die Grenze. Vielmehr ist Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas für die Grenzsicherheit verantwortlich. Biden hat Harris 2021 lediglich gebeten, die diplomatischen Beziehungen zu El Salvador, Guatemala und Honduras zu leiten.
- Inflation: „Wir haben wohl die schlimmste Inflation seit 100 Jahren“, so Trump im Musk-Interview. Im Juli 2024 lag die Inflation bei 3,2 Prozent. Sie ist zuletzt deutlich zurückgegangen. Ihren Höchststand in der Biden-Ära erreichte sie im Juni 2022 mit 9,1 Prozent. Das war immer noch weniger als vor knapp 44 Jahren. Im Jahr 1980 betrug die Inflation in den USA 13,55 Prozent.
Es wird spannend im US-Wahlkampf
Seien Sie bestens informiert mit unserem kostenlosen US-Wahl-Newsletter. Beiträge unserer renommierten Partner, wie der Washington Post, liefern Ihnen die US-Perspektive. Übersetzt in deutscher Sprache. Hier geht’s zum Abo des US-Wahl-Kompakt-Newsletters.
Donald Trump übertreibt im Interview mit Elon Musk
Und dann behauptete Trump auch noch, dass rund 60 Millionen Menschen dem Interview mit Elon Musk zuhören würden – während für alle sichtbar die Zahl von 1,2 Millionen angezeigt wurde. „Werde ich für das hier bezahlt oder nicht?“, scherzte Trump zum Schluss. (cs)