„Schlag ins Gesicht“ für Putin: Kursk-Offensive ist die „Katastrophe seines Krieges“

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Die ukrainische Offensive bedroht Wladimir Putins Image als starker Regierungschef. Unsicherheit kann Unzufriedenheit in der Bevölkerung auslösen.

Kursk – Ukrainische Truppen machen bei Kursk in Westrussland Druck und weiten die eroberten Gebiete aus. Im Ukraine-Krieg zeigt sich durch die ukrainische Offensive eine neue Dynamik, denn der russische Präsident Wladimir Putin droht sein Image zu verlieren. Der Vorstoß der Ukraine und die lückenhafte Verteidigung Russlands könnte dahr Folgen für den Kreml haben.

„Schlag ins Gesicht“: Putin spielt Kursk-Offensive im Ukraine-Krieg herunter

Für Putin sei es sein „Schlag ins Gesicht“, sagten russische Beamte gegenüber Politika.Kozlov. „Der Chef war schlecht gelaunt. So hat man ihn wahrscheinlich nicht mehr gesehen, seit die russische Armee im Herbst 2022 zum Rückzug aus Cherson gezwungen wurde“, sagte er. Da es nun den eigenen Streitkräften nicht gelingt, Kursk zu verteidigen, würden nun die Schwächen Russlands offenbart und die Propaganda des Kremls untergraben werden.

Die Offensive der Ukraine in Kursk zwang Putin dazu, das Thema öffentlich zu behandeln – auch wenn es seiner Popularität schaden könnte. Doch bei Auftritten sprach der russische Präsident stets von einer „Provokation großen Ausmaßes.“ Am Donnerstag forderte Putin den Gouverneur der Region auf, „Mut und Gelassenheit“ zu zeigen. Laut Kreml-Chef sei die „Situation“ unter Kontrolle.

Wladimir Putin steht seit der ukrainischen Offensive auf Kursk unter Druck. © IMAGO/SNA/Gavriil Grigorov

Putins Image: Ukrainischer Vorstoß in Kursk kann Unzufriedenheit in Russland fördern

Die US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) geht davon aus, dass Putin besorgt sei, dass seine Macht untergraben werden könnte. Er versuche „erhebliche Unzufriedenheiten“ in Russland zu vermeiden. „Erhebliche ukrainische Vorstöße innerhalb Russlands wären ein strategischer Schlag für die jahrzehntelangen Bemühungen des russischen Präsidenten Wladimir Putin“, so das ISW. „Stabilität, Sicherheit und geopolitischen Wiederaufstieg“ habe er versucht zu festigen – das stehe nun auf der Kippe.

Putins Image des „starken Mannes“ liege in der Fähigkeit, die Russen zu schützen, erklärte Callum Fraser gegenüber Business Insider. Er ist Analyst am Royal United Services Institute in London. „Putin muss zeigen, dass die Grenzen Russlands sicher sind und dass die Menschen in Russland letztlich nicht allzu sehr von dem Konflikt in der Ukraine betroffen sein werden“, so Callum. Sobald Menschen sich unsicher fühlen, könnten in der Bevölkerung Zweifel aufkommen, ob Putin im Amt bleiben sollte.

„Kursk ist Putins Ende“: Selenskyj sieht Niederlage des Kreml-Chefs infolge der Ukraine-Offensive

Auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bewertete die Folgen auf Putins Position: Kursk werde zum Symbol vom Anfang und Ende des russischen Präsidenten, sagte Selenskyj – mit Blick auf die Katastrophe beim Untergang des modernsten russischen Atom-U-Boots „Kursk“, das im August 2000 mit 118 Besatzungsmitgliedern an Bord gesunken war.

„Vor 24 Jahren gab es die Kursk-Katastrophe, die den symbolischen Beginn seiner Herrschaft darstellte“, so Selenskyj bei seiner allabendlichen Videoansprache. „Kursk ist Putins Ende. Die Katastrophe seines Krieges“.

Ukrainische Offensive: Vorstoß auf Kursk nimmt russische Gebiete ein

Die ukrainischen Streitkräfte haben bei ihrem Vorstoß auf russisches Territorium nach eigener Darstellung bereits erhebliche Gebietsgewinne gemacht. Rund 1.000 Quadratkilometer seien bereits unter ukrainischer Kontrolle, sagte Oberkommandeur Olexander Syrskyj in einer Sitzung der Stawka, des Oberkommandos in Kiew. Der Beginn der Sitzung und Syrskyjs Worte wurden von Selenskyj auf der Plattform X übertragen. Selenskyj wies die Innenbehörde der Ukraine und die Streitkräfte an, einen humanitären Plan für das Einsatzgebiet in Westrussland auszuarbeiten.

Zuvor hatte bereits der amtierende Gouverneur der Region Kursk von Gebietsverlusten berichtet. Nach seinen Angaben drangen die ukrainischen Truppen auf einer Breite von 40 Kilometern etwa 12 Kilometer weit vor, was ungefähr der Hälfte der von Syrskyj angegeben Quadratkilometer-Zahl entspricht. Der russische Militärblog „Rybar“ sprach von schweren Kämpfen und einer teilweise unübersichtlichen Lage. Unabhängig waren die Angaben beider Seiten zunächst nicht zu überprüfen.

„Reine Sicherheitsfrage“: Selenskyj begründet Offensive mit Verteidigung

Selenskyj hat die Offensive seiner Truppen über die Grenzen hinweg in die westrussische Region Kursk als Sicherheitsmaßnahme bezeichnet. Die bisher eroberten Gebiete dort seien Regionen, aus denen Russlands Streitkräfte die ostukrainische Region Sumy wiederholt angegriffen hätten. Allein seit Anfang Juni seien dort rund 2.100 Angriffe registriert worden.

„Deshalb sind unsere Operationen eine reine Sicherheitsfrage für die Ukraine, um die Grenze vom russischen Militär zu befreien.“ Experten warnen jedoch auch vor Folgen für ukrainische Streitkräfte – die Offensive könne eine Niederlage der Ukraine beschleunigen. (dpa/hk)

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