„Trumps verzweifelter Versuch“: Ex-Präsident wirbt bei Wahlkampf-Veranstaltung um Schwarze Wähler

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In der 180 Church in Detroit warb der ehemalige US-Präsident Donald Trump um die Stimmen von afroamerikanischen Wahlberechtigten. © IMAGO/Eric Seals

In dem Swing State Michigan wirbt Trump um Stimmen der afroamerikanischen Wahlberechtigten. Der Ex-Präsident bedient sich dabei seiner üblichen Erzählungen.

Detroit – Als „Hölle auf Erden“ hat der ehemalige US-Präsident Donald Trump im Jahr 2020 die Stadt bezeichnet, in der er nun um Stimmen der afroamerikanischen Wahlberechtigten wirbt. In Detroit veranstaltete Trump am Samstag (15. Juni) eine Diskussionsrunde in einer Kirche mit einer überwiegend Schwarzen Gemeinde. Feindseligkeit gegenüber Migrantinnen und Migranten, die Bereinigung seiner Erfolgsbilanz und Selbstbeweihräucherung waren laut Bericht der New York Times Teil seines Auftritts – vor einem vorwiegend weißen Publikum.

Im November geht Trump höchstwahrscheinlich erneut ins Rennen um die US-Präsidentschaft. Der Bundesstaat Michigan, in dem die Großstadt Detroit liegt, zählt zu den Swing States, in denen sich die US-Wahl im November entscheiden könnte. Detroit hat einen der höchsten Anteile an Schwarzen Einwohnern in den USA.

Trump wirbt um Stimmen afroamerikanischer Wahlberechtigter und stigmatisiert Schwarze Gemeinschaft

Das Leben in Städten wie Detroit und Chicago hatte Trump bereits im Wahlkampf vor vier Jahren versucht zu verteufeln. Am Samstag wiederholte Trump „seine Charakterisierung der Schwarzen Gemeinschaften als gefährlich und deprimiert“, berichtete die Washington Post über den Auftritt des 78-Jährigen. „Sehen Sie, das Verbrechen ist hier und in den afroamerikanischen Gemeinden am schlimmsten“, sagte der verurteilte Straftäter in der 180 Church in Detroit.

Die Veranstaltung soll Berichten zufolge zwar nicht ausschließlich das klassische Trump-Publikum angezogen haben. Dennoch sollen unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmer nicht überwiegend People of Color gewesen sein. Verglichen mit anderen Wahlkampf-Veranstaltungen des Ex-Präsidenten sollen außerdem wenig Menschen vor Ort gewesen sein.

„Schwarze Amerikaner für Trump“ – Ex-Präsident versucht seine Erfolgsbilanz zu bereinigen

Von seiner Zeit als Präsident der USA behauptete Trump in der Kirche im Westen Detroits: „Wir haben mehr für die Schwarze Bevölkerung getan als jeder andere Präsident seit Abraham Lincoln.“ Kurz bevor die Veranstaltung begann, hatte sein Team eine erneute Kampagne unter dem Titel, „Schwarze Amerikaner für Trump“ gestartet. In der Aktion rühmt sich Trump mit der Unterstützung gewählter Beamter, Sportler, Entertainer, Gemeindevorsteher und Pastoren aus der Schwarzen Gemeinschaft.

Kritik an Trumps Kirchen-Auftritt in Detroit: „Es ist für mich beleidigend“

Der Pastor der Kirche Lorenzo Sewell sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, die Anfrage der Trump-Kampagne habe ihn überrascht. Allerdings begrüßte er die Gelegenheit: „Menschen, die entrechtet, beiseite gedrängt und ausgegrenzt werden, haben normalerweise keine Stimme am Tisch.“ Bei der Veranstaltung trug Sewell ein „Make Black America Great Again“-T-Shirt.

Kritiker warfen Trump hingegen vor, die traditionell Schwarze Kirche mit weißen Anhängern zu füllen. Keith Williams, Vorsitzender des Black Caucus der Michigan Democratic Party sagte gegenüber der Washington Post: „Ich sage den Afroamerikanern nur: Lassen Sie sich nicht verwirren und nicht ausnutzen“. Über Trumps Auftritt sagte er weiter: „Es ist für mich beleidigend, dass er überhaupt an einem heiligen Ort wie einer Kirche auftaucht.“

Biden vs. Trump: Der Ex-Präsident nutzt seinen Auftritt, um Stimmung gegen Biden zu machen

Auch Bidens Kampagne kritisierte den Auftritt. Auf der Plattform X lautete das Statement: „Trumps verzweifelter Versuch, Schwarze Wähler vor einem auffallend leeren und weißen Publikum zu erreichen.“

Auch Trump übte bei der Veranstaltung in Detroit Kritik an Biden. Wie üblich kritisierte der 78-Jährige die Biden-Regierung wegen hoher Inflation, Kriminalität und illegaler Migration. Diese habe seiner Meinung nach insbesondere Schwarzen Amerikanern geschadet. „Sie kommen in Ihre Gemeinde und nehmen Ihnen die Jobs weg“, lautete Trumps Vorwurf in der 180 Church Reuters zufolge. Belege lieferte Trump für seine Vorwürfe und Thesen dabei nicht.

Biden verliert in US-Wahlumfragen Unterstützung Schwarzer Wahlberechtigter

Bei der US-Wahl im Jahr 2020 haben 92 Prozent aller Schwarzen Wählerinnen und Wähler in den USA dem amtierenden Präsidenten Joe Biden ihre Stimme gegeben. Donald Trump – damals wie heute der Konkurrent Bidens – hat demnach bei der Schwarzen Wählerschaft schlecht abgeschnitten. Angesichts Trumps rassistischer Kommentare in der Vergangenheit erscheint dieses Ergebnis nicht sonderlich überraschend.

In jüngsten Umfragen zur US-Wahl zeichnet sich dennoch ein neuer Trend ab. Im April ist die Unterstützung von Schwarzen Wahlberechtigten in den USA für Biden auf 77 Prozent gesunken, heißt es in einem Forbes-Bericht. Auch Bidens allgemeine Zustimmungsrate unter Schwarzen Amerikanerinnen und Amerikanern ist Umfragen zufolge im Laufe seiner Präsidentschaft gesunken. Im März 2021 lag die Zustimmung für den amtierenden US-Präsidenten noch bei 87 Prozent. In jüngsten Umfragen kommt Biden laut Umfragen des Meinungsforschungsinstituts Pew nur noch auf 55 Prozent. (pav)

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