Putin unterstellt Ukraine im Krieg AKW-Angriff – ohne Belege zu nennen

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Der Kursk-Vorstoß erhitzt im Ukraine-Krieg die Gemüter. Russlands Präsident Wladimir Putin unterstellt der Ukraine nun einen Angriff auf ein Atomkraftwerk.

Moskau/Kursk – Bahnt sich etwa eine neue Eskalationsstufe im Ukraine-Krieg an? Russlands Präsident Wladimir Putin meint offenkundig ja. Er hat der Ukraine am Donnerstag (22. August) vorgeworfen, nach dem Kursk-Vorstoß das Atomkraftwerk (AKW) in der russischen Grenzregion angegriffen zu haben. Das Kernkraftwerk nahe der Stadt Kurtschatow weist vier Blöcke und eine Leistung von fast zwei Gigawatt auf. Es befindet rund 60 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt.

„Der Gegner hat heute versucht, das AKW Kursk anzugreifen“, sagte Putin der russischen Nachrichtenagentur Tass zufolge bei einer Beratung in Moskau über die Lage im russischen Grenzgebiet. Belege für seine Behauptung nannte er nicht.

Nach Kursk-Vorstoß werden Schützengräben um AKW ausgegraben – Berichte von Drohnen-Angriffen

Putin sagte weiter, dass die Internationale Atom-Energiebehörde (IAEA) informiert sei und eine Mission nach Kursk vorbereite. In der russischen Grenzregion hat die Ukraine nach ihrer Überraschungsoffensive laut Angaben eigener Militärs bisher eine Fläche von über 1.260 Quadratkilometern und 93 Ortschaften eingenommen. Der am weitesten vorgerückte, belegbar übermittelte Teil der Streitkräfte befindet sich etwa 30 Kilometer vor dem Kursker AKW.

Das Atomkraftwerk in der russischen Grenzregion Kursk soll laut Russlands Präsident Wladimir Putin Ziel eines ukrainischen Angriffs geworden sein. © Tatyana Simonenkova/Imago

Es ist unklar, ob die Nuklearanlage überhaupt ein Ziel des ukrainischen Vormarsches ist. Der Kreml fürchtet sich allerdings schon gewissermaßen seit dem Beginn des Kursk-Vorstoßes der Ukraine am 6. August davor. Und hat Sicherheitsmaßnahmen getroffen. Laut Berichten hat der russische Atomkonzern Rosatom bereits in der Vorwoche damit begonnen, einen Teil der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Werk abzuziehen. Zudem hoben russische Soldatinnen und Soldaten Schützengräben um das Gelände des Kraftwerks aus.

Laut russischen Angaben wurden in den vergangenen Tagen bereits mehrfach Luftalarme um das AKW ausgelöst und auf dem Gelände des Kraftwerks sollen sogar Raketenteile gefunden worden sein. Es soll bereits zu Drohnenangriffen gekommen sein, berichtete das russische Investigativmagazin Important Stories. Ein AKW-Mitarbeiter sagte der Kyiv Post, dass der Belegschaft geraten wurde, „in Deckung zu gehen“.

Moskau hat nach dem Kursk-Vorstoß immer wieder mit einer harten Reaktion gedroht, sollte das AKW angegriffen werden. Ohne konkrete Details zu nennen. Dazu ließ Putin am Donnerstag (22. August) öffentlich nichts verlauten.

„Sehr besorgt“ über Lage nach Kursk-Vorstoß: Chef von Atombehörde reist zum AKW

Derweil macht sich ein Tross um den IAEA-Chef, Rafael Grossi, nächste Woche auf zu einem Besuch des Kursker AKW. Das bestätigte sein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Das Kernkraftwerk liege in Reichweite von ukrainischen Artilleriestellungen, sagte der IAEA-Generaldirektor der Financial Times. Er ergänzte: „Da es Gefechte gibt, bin ich sehr besorgt.“

Grossi will demnach vor Ort unter anderem abklären, ob die Anlage bereits ins Ziel genommen worden ist. Nach Beginn des ukrainischen Vorrückens hatte die Behörde gemahnt, die Sicherheit von Kernkraftwerken dürfe nicht gefährdet werden. Für Kursk gelte dasselbe wie für das russisch besetzte ukrainische AKW Saporischschja.

Letzteres könnte eventuell das Zünglein an der Waage sein, warum die Ukraine einen Angriff auf das Kursker AKW wagen könnte. Der pro-russische Militärblogger Alexander Sladkov meinte unlängst, dass die Ukraine eine Art Ringtausch mit Russland vollziehen könnte, sollte sie das AKW Kursk besetzen. (dpa/pls)

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