5.000 türkische Staatsbürger in israelischer Armee? Opposition fordert Ausbürgerung
Angeblich sollen tausende türkische Staatsbürger im Gaza-Krieg für Israel kämpfen. Die Oppositionspartei YRP fordert ihre Ausbürgerung.
Ankara/Gaza – Der Krieg im Gazastreifen beherrscht auch die türkischen Medien. Neben dem türkischen Präsident Recep Tayyip Erdogan äußern sich auch Politiker der Opposition zu dem Konflikt. Der Vorsitzende der islamistischen Partei Yeniden Refah Partisi, Fatih Erbakan, bezeichnete das Vorgehen der israelischen Armee im Gazastreifen als „Völkermord“. Erbakan behauptet, dass 5.000 türkische Staatsbürger, die auch einen israelischen Pass haben, im israelischen Militär dienen und fordert diese Personen auszubürgern.
Israels Krieg im Gazastreifen: „schlimmste Verbrechen im 21. Jahrhundert“
„Diese Personen, die Teil der Mordmaschinerie des zionistischen Israel sind, Bomben auf Kinder und unschuldige Zivilisten in Gaza werfen, dürfen nicht ohne rechtliche Konsequenzen nach ihrer Rückkehr unter uns leben“, forderte er in einem Video vom 24. Juli, das er auf seinem X-Account veröffentlicht hat. Erbakan sagte, er habe Belege für seine Behauptung, ohne sie jedoch zu veröffentlichen. Der Krieg im Gazastreifen sei das schlimmste Verbrechen an der Menschlichkeit im 21. Jahrhundert.
Der Fall sei nicht nur ein nationales Sicherheitsproblem, sondern auch eine Frage von Recht und Gerechtigkeit und ein großer Verrat gegenüber dem Gewissen der Menschheit. Völkermord sei nach internationalem Strafrecht eines der schwersten Verbrechen gegen die Menschlichkeit, führte Erbakan weiter aus. Die Beteiligten müssten nicht nur international, sondern auch nach dem türkischen Strafrecht zur Rechenschaft gezogen werden.
Behauptungen der türkischen Zeitung Türkiye über Israels Krieg im Gazastreifen
Ähnliche Aussagen sind seit dem 7. Oktober 2023 in der Türkei keine Seltenheit. „4.000 türkische Mörder in Gaza! Sie wurden Komplizen eines Völkermords“ hatte die regierungsnahe Zeitung Türkiye am 26. Juni getitelt. „4.000 Zionisten mit türkischem Pass reisten nach dem 7. Oktober nach Gaza und beteiligten sich dort an den Massakern im Namen Israels. Von ihnen kamen 65 an der Front ums Leben“, behauptete das Blatt. „Diese 4.000 türkeistämmigen Zionisten beschränkten sich nicht nur auf den Militärdienst, sondern reisten aktiv nach Gaza und unterstützten Israels Massaker. Laut den erhaltenen Informationen reisten viele dieser Personen nicht direkt aus der Türkei, sondern über Drittländer mit gefälschten Identitäten, um nicht aufzufallen“.
Diskriminierung gegen Juden seit Israels Krieg: nur noch eine „handvoll“ Juden in der Türkei
Die Meldungen über Tausende türkische Staatsbürger, die aus der Türkei nach Israel geflogen seien, dienen offenbar nur der Stimmungsmache. Belege gibt es dafür nicht. „Die Zahl der Juden in der Türkei beträgt 10.000, aber laut der Zeitung Türkiye sind 4.000 von ihnen nach Israel gegangen, um in Gaza zu kämpfen“, schreibt das Onlineportal Serbestiyet. Auch die Internetseite Avlaremoz, die sich mit dem Thema Diskriminierung beschäftigt, hat den Bericht in der Türkiye zum Thema gemacht. „Während Diskriminierung und Hassreden gegen türkische Juden im türkischen Internet fast schon zur Norm geworden sind, hat die Zeitung Türkiye ohne jegliche Quellenangabe eine solche Nachricht veröffentlicht und dabei nicht gezögert, eine handvoll in der Türkei lebender Juden ins Visier zu nehmen“.

Erdogan unterhält beste Wirtschaftsbeziehungen trotz Verbalattacken gegen Israel
In der Türkei gehört Kritik an Israel zum Alltag. Seit Israels Krieg gegen die radikal-islamische Hamas hat diese jedoch extrem zugenommen. Bislang scheinen es allerdings nur Worte zu sein, mit denen türkische Politiker wie Erdogan Israel angreifen. Zwar wirft Erdogan Israel Völkermord vor und nennt den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu den „Hitler unserer Zeit“, aber die Geschäfte zum jüdischen Staat hat das bisher nicht beeinflusst. Am 22. Mai hatte Al Jazeera unter Berufung auf Zahlen der UN berichtet, dass die Türkei immer noch regen Handel mit Israel treibt. Auf einer Liste mit Israels größten Handelspartner belegt die Türkei Platz fünf. Am 2. Mai hatte Erdogan übrigens jeden Handel mit Israel verboten. (erpe)