„Aggressiveres Vorgehen“: Setzt Putin auf Sabotageangriffe? US-Militärbasen in Europa alarmiert

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Wladimir Putin will im Ukraine-Krieg offenbar eine offene Konfrontation mit dem Westen vermeiden. Umso mehr geht die Angst vor Sabotageakten im US-Militär um.

Arlington – Mit zunehmender Sorge schaut Europa in Richtung USA. Denn dort bahnt sich infolge der Präsidentschaftswahlen im November die Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus an. Die Chancen des Republikaners sind nach der ersten TV-Debatte mit Amtsinhaber Joe Biden offenkundig gestiegen.

Für die Zusammenarbeit zwischen Washington und dem alten Kontinent lässt ein Comeback des wohl streitbarsten Präsidenten der US-Geschichte nichts Gutes erahnen. Die Gemengelage in der Weltpolitik könnte sich entscheidend verschieben. Nicht zuletzt, weil Trump häufiger seine Bewunderung für Russlands Präsidenten Wladimir Putin äußert und diesem näherzustehen scheint als vielen westlichen Staats- und Regierungschefs.

US-Soldat kniet und feuert
In Europa stationiert: Ein US-Soldat feuert während einer Übung im bayerischen Hohenfels aus seinem M240. © IMAGO / ZUMA Wire

Putin und der Ukraine-Krieg: Sabotageangriffe auf US-Militärbasen in Europa in Planung?

Der Kreml-Chef ist zugleich der Grund, warum der Blick aus den Vereinigten Staaten zurück auf Europa derzeit ähnlich besorgt ausfällt. Dessen seit mehr als zwei Jahren anhaltender Ukraine-Krieg hält den Kontinent in Atem und wird ihn unabhängig vom Ausgang nachhaltig verändern.

Die zermürbenden Luftangriffe und die Kampfhandlungen an Land, zu Wasser und in der Luft sind für die ganze Welt offensichtlich. Die verheerenden Folgen ebenso. Aber auch im Verborgenen scheint Moskau sehr umtriebig zu sein.

So berichtet CNN, dass US-Militärbasen in Europa in der ersten Juli-Woche zum ersten Mal seit einem Jahrzehnt in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt worden sein sollen. Mehrere mit der Angelegenheit vertraute Quellen hätten dem Sender mitgeteilt, dass die USA Informationen gewonnen hätten, wonach von Russland unterstützte Akteure Sabotageangriffe auf US-Militärpersonal und -einrichtungen in Erwägung ziehen könnten.

US-Militär warnt vor Sabotage durch Russland: „Terroristische Aktion oder Angriff wahrscheinlich“

Informationen aus den vergangenen beiden Wochen würden als alarmierend genug angesehen werden, um zusätzliche Sicherheitsprotokolle einzuführen. In mehreren Militäranlagen sei die zweithöchste der insgesamt fünf Sicherheitsstufen ausgerufen worden. Force Protection Condition – kurz: FPCON – „Charlie“ kommt zur Anwendung, wenn „Informationen vorliegen, die darauf hinweisen, dass eine terroristische Aktion oder ein Angriff auf Personal oder Einrichtungen wahrscheinlich ist“.

Darüber liegt nur noch die Stufe „Delta“, deren Zeit gekommen ist, wenn es in der unmittelbaren Umgebung einen Terrorangriff gab oder dieser laut den gewonnenen Informationen unmittelbar bevorsteht. Schon „Charlie“ hat laut der US-Armee erhöhte Schutzmaßnahmen zur Folge. So könnten die Tore der Basen geschlossen bleiben oder zusätzliche Sicherheitskräfte herangezogen werden. Im Gegensatz zu „Delta“ kann „Charlie“ auch für einen längeren Zeitraum aktiv bleiben.

Arbeitet im Ukraine-Krieg offenbar nicht nur mit offenen Angriffen: Kreml-Chef Wladimir Putin, hier in der Halle eines Rüstungskonzerns, soll Sabotageakte auf US-Militärs in Erwägung ziehen. © IMAGO / SNA

Nato wegen Anschlägen alarmiert: „Aggressiveres Vorgehen als seit dem Kalten Krieg“

Erst im April waren zwei Deutsch-Russen in Deutschland festgenommen worden, weil sie im Verdacht standen, Sabotageanschläge unter anderem auf US-Militäreinrichtungen zu planen. Ihnen wird vorgeworfen, auf diesem Weg die militärische Unterstützung der von Russland überfallenen Ukraine untergraben zu wollen. CNN erwähnt weitere Anschläge in Riga, London, Warschau, Prag oder Paris, hinter denen ebenfalls russische Interessen stecken sollen.

„Was wir jetzt sehen, ist ein konzentrierteres, aggressiveres Vorgehen, als wir es seit dem Kalten Krieg gesehen haben“, wird ein ranghoher Nato-Vertreter zitiert: „Wir sehen Sabotage, Attentatspläne, Brandstiftung – echte Dinge, die Menschenleben gekostet haben.“

USA wegen Russland in Alarmbereitschaft: Putin will wohl Konfrontation mit Nato vermeiden

Bereits Anfang Juli berichtete auch die New York Times von der erhöhten Alarmbereitschaft der US-Militärs in Europa. Dabei wurde der Schritt mit den vagen Drohungen aus dem Kreml erklärt, die auf Washingtons Erlaubnis an Kiew erfolgten, US-Waffen für Angriffe auf russisches Territorium einsetzen zu dürfen.

Zwar gab es demnach keine spezifischen Informationen über mögliche Angriffe Russlands auf US-Einrichtungen. Sollte Moskau es jedoch wagen, wäre eine erhebliche Eskalation des Ukraine-Kriegs die Folge, hieß es in dem Artikel.

Bislang gehen die USA davon aus, dass Putin eine weitere Eskalation seines Krieges verhindern will. Also offenbar keine offene Konfrontation mit der Nato suchen wird. Es gilt demnach augenscheinlich das Bild des bellenden Hundes, der nicht beißt. In Richtung Ukraine wird gebissen, in Richtung Westen nur gebellt.

US-Soldaten vor einem US-Panzer
Erhöhte Gefahr in Europa? Das US-Militär warnt seine Angehörigen vor möglichen Sabotageangriffen. (Szene einer Nato-Übung in Polen) © IMAGO / NurPhoto

Pentagon und die erhöhte Alarmbereitschaft: Blick geht auch auf Fußball-EM und Olympia

Dennoch bereiten sich die USA auf heimliche Beißattacken vor. Darauf versteht sich Putin als ehemaliger KGB-Mitarbeiter ebenso wie auf die Verbreitung von Tod und Zerstörung. Sabrina Singh, stellvertretende Sprecherin des Pentagon, erklärte im Zusammenhang mit der erhöhten Alarmbereitschaft lediglich, es würden Schritte unternommen, „um die Wachsamkeit für unsere Militärangehörigen, ihre Familien und unsere Einrichtungen zu erhöhen“. Und weiter: „Dies geschah aus großer Vorsicht.“

Verwiesen wurde in diesem Zusammenhang auf Großereignisse in Europa wie die aktuell laufende Fußball-Europameisterschaft in Deutschland und die bevorstehenden Olympischen Sommerspiele in Paris. Von Seiten der Nato wurde Russland im Zusammenhang mit jüngsten Wahlen im Westen eine deutliche Ausweitung von verdeckten Sabotageaktivitäten vorgehalten, die immer dreister und immer aggressiver ausfallen würden.

Freie Wahlen scheinen für Putin also ein gefundenes Fressen zu sein. Umso mehr, nachdem sich der Kreml-Chef erst im März wiederwählen ließ und damit sechs weitere Jahre Zeit hat, um seine Macht noch auszuweiten. Nicht nur Trump wird ganz genau hinschauen, inwiefern ihm das gelingt. (mg)

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