Erschreckende Zahlen: Long Covid kostet Deutschland etliche Milliarden pro Jahr

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Die gesellschaftlichen Kosten von Long Covid belaufen sich einer neuen Studie zufolge auf jährlich 1,5 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (Symbolbild). © IMAGO / Panthermedia/AndreyPopov

Eine neue Studie enthüllt: Long Covid und das Erschöpfungssyndrom ME/CFS kosten Deutschland jährlich rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.

Berlin – Schlafstörungen, Erschöpfung, Schmerzen, Reizempfindlichkeit, Konzentrations- und Kreislaufprobleme: Das sind nur einige der Symptome, unter denen Patientinnen und Patienten mit dem Erschöpfungssyndrom ME/CFS leiden. Viele von ihnen können das Bett nicht mehr verlassen, nicht mehr zur Arbeit gehen. Obwohl die Folgen gravierend sind, gilt der Bereich als weitgehend unerforscht. Wissenschaftler und der ME/CFS Research Foundation haben nun gemeinsam mit dem Unternehmen Risklayer die wirtschaftlichen Folgen untersucht.

Neue Long Covid-Fälle trotz Pandemieende: Warum das Virus weiterhin zuschlägt

Laut den Forschenden kosten Long Covid und ME/CFS die deutsche Gesellschaft jährlich über 63 Milliarden Euro – das entspricht etwa 1,5 Prozent des BIP. Die Gesamtkosten der Coronavirus-Pandemie von 2020 bis 2024 belaufen sich demnach auf über 250 Milliarden Euro. Das inkludiert beispielsweise Arbeitsausfälle, Pflegekosten und entgangene Steuereinnahmen. Unternehmen verzeichnen zudem Produktivitäts- oder Kaufkraftverluste. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen wollen den Bericht am 13. Mai auf der ME/CFS-Konferenz in Berlin vorstellen, die Ergebnisse lagen dem Tagesspiegel jedoch schon vorab vor.

Bereits vor der Pandemie gab es Betroffene, die an ME/CFS litten, denn auch eine Grippe kann das Erschöpfungssyndrom auslösen. Dennoch ist die Erkrankung kaum erforscht. Obwohl die Pandemie offiziell beendet ist, kommen ständig neue Long-Covid- und ME/CFS-Fälle hinzu, denn das Coronavirus zirkuliert weiterhin in Wellen. Ende 2024 gab es rund 871.000 Menschen mit Long Covid, so die Studie. Unter dem Erschöpfungssyndrom ME/CFS litten laut Schätzungen der Forschenden rund 650.000 Menschen. Viele der Betroffenen fühlen sich mit der Erkrankung alleingelassen.

Forschende fordern mehr Investitionen: „Hunderttausenden“ könnte geholfen werden

Die Forschenden fordern mehr Investitionen. „Diese Zahlen zeigen, wie hoch der gesellschaftliche Schaden durch Long Covid und ME/CFS ist. Ohne wirksame Therapien bleiben die Kosten dauerhaft hoch“, sagte Carmen Scheibenbogen, die Leiterin des Fatigue Centrums an der Charité Berlin, zum Tagesspiegel. Entschlossene Investitionen in biomedizinische, vor allem klinische Forschung würden in wenigen Jahren wahrscheinlich für einen Teil der Betroffenen reale Heilungsperspektiven möglich machen, meint Scheibenbogen.

Dem errechneten Schaden von 63 Milliarden Euro stünden derzeit nur etwa 15 bis 20 Millionen Euro jährlich an öffentlicher Förderung für Diagnostik- und Therapieforschung gegenüber, rechnete Jörg Heydecke von der ME/CFS Research Foundation und Co-Autor der Studie vor. „Das ist weder medizinisch noch ökonomisch zu rechtfertigen“, kritisiert der Experte. „Ein gezielter und nachhaltiger Ausbau der biomedizinischen Forschung könnte schon in wenigen Jahren erhebliche Kosten vermeiden – und hunderttausenden Betroffenen neue Lebens- und Arbeitsperspektiven ermöglichen.“

Der Trend in der Wissenschaft geht allerdings in die gegenteilige Richtung: Die US-Regierung von Donald Trump entzieht der Forschung Gelder.

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