Trumps will Grönland: Das sind die Konsequenzen des Vance-Besuchs
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Ein kurzer Besuch mit dauerhaften Auswirkungen? JD Vance verbringt drei Stunden in Grönland und sorgt in der kurzen Zeit für einen diplomatischen Affront.
Nuuk – Die Grönländer waren den USA gegenüber eigentlich lange positiv eingestellt. „Nuuk York“ nannten viele Jugendliche die Hauptstadt der Insel in Anspielung auf New York City, ein Sehnsuchtsort für viele. Seit Beginn der zweiten Amtszeit von US-Präsident Donald Trump hat sich das Bild gewandelt: Washington erhebt plötzlich Anspruch auf Grönland. Um das zu betonen, reiste JD Vance am Wochenende zu einem Blitzbesuch auf die Insel – ohne Einladung, aber mit Folgen.
Vance Besuch zwischen Drohung und Diplomatie: USA setzen Grönland unter geopolitischen Druck
Das weitgehend autonome Grönland gehört zum Königreich Dänemark. Die USA bräuchten diese Insel für nationale und internationale Sicherheit, sagte Trump am Mittwoch. „Und ich denke, wir werden es bekommen, auf die ein oder andere Art werden wir es bekommen“, so der US-Präsident weiter, was als Drohung gedeutet werden konnte. Sein Vize Vance behauptete am Wochenende bei seinem dreistündigen Besuch auf der Insel: „Dänemark hat keine gute Arbeit geleistet, um Grönland sicher zu halten.“ Die Verbündeten in Europa würden angesichts der Gefahren durch Russland und China „zu oft“ nicht Schritt halten.
Bei seiner Rede auf dem US-Stützpunkt Pituffik sagte der US-Vize weiter: „Wir glauben nicht, dass militärische Gewalt jemals notwendig sein wird.“ Trump hatte jedoch in der Vergangenheit die Möglichkeit des Einsatzes von militärischer Macht nicht ausgeschlossen, um die Kontrolle über Grönland zu erlangen. „Wenn der Präsident sagt, dass wir Grönland haben müssen, dann sagt er damit, dass diese Insel nicht sicher ist“, erklärte Vance weiter. Man könne die Wünsche des Präsidenten nicht ignorieren.„Aber vor allem“, so Vance, „können wir nicht die russischen und chinesischen Übergriffe auf Grönland ignorieren.“ Die Menschen in Grönland könnten selbst bestimmen und man hoffe, dass sie sich für eine Partnerschaft mit den USA entscheiden.
GIUK-Lücke als strategische Meerespassage – Warum die USA Grönland unbedingt wollen
Die Reise des US-Vize und sein Gebaren sorgten für wachsendes Misstrauen, für diplomatische Verwerfungen und eine zugespitzte Lage in der Arktis. In Europa wertete man den Auftritt des US-Vize als Affront. Der dänische Außenminister Lars Lokke Rasmussen übte scharfe Kritik: „So redet man nicht mit engen Verbündeten“. Rasmussen belehrte den Republikaner in diplomatischen Angelegenheiten in einem Video auf der Plattform X, bot aber gleichzeitig Gespräche über eine stärkere US-Militärpräsenz auf der Eisinsel an. Es dürfe auch nicht vergessen werden, dass Grönland Teil der Nato sei, fügte der dänische Außenminister hinzu. Grönlands Ministerpräsident Jens-Frederik Nielsen sagte, der US-Besuch zeige einen „Mangel an Respekt“.
Die Folgen von Trumps Griff nach Grönland: Bereits im Januar hatte die dänische Regierung angekündigt, ihre militärische Präsenz ausbauen und umgerechnet knapp zwei Milliarden Euro in die Verteidigung der arktischen Gebiete investieren zu wollen. Unter anderem wolle man drei speziell für die Arktis ausgerüstete Schiffe kaufen, wie der dänische Rundfunk berichtete. Die sogenannte GIUK-Lücke, die Linie zwischen Grönland, Island und dem Norden des Vereinigten Königreichs (UK), hat militärstrategische Bedeutung. An der Meerespassage könnten beispielsweise russische U-Boote in den Atlantik gelangen – daher spielt sie eine zentrale Rolle für die Nato-Überwachung und Abschreckung.
Trumps Grönland-Pläne erinnern Experten an koloniale Zeiten
Ein US-Vertreter hatte zuletzt erklärt, Grönland verfüge über ein reiches Angebot an Mineralien wie Seltene Erden, die die nächste Generation der US-Wirtschaft antreiben könnten. „Alles, was [Trump] an Gründen vorgibt, kann er jetzt schon machen“, kommentierte der Skandinavien-Experte Alex Rühle im SZ-Podcast „Auf den Punkt“ – sowohl militärisch als auch mit Blick auf die Seltenen Erden. Seit 1952 haben die USA einen militärischen Stützpunkt im Nordosten von Grönland: Die Pituffik-Basis (ehemals Thule Air Base) hat große Bedeutung für die globale Raketenabwehr und die Weltraumüberwachung.
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Die Amerikaner können damit militärisch „de facto tun und lassen, was sie wollen“, meint Rühle. Sie könnten etwa die bestehende Base vergrößern, da habe Dänemark gar kein Mitspracherecht. „Was die Seltenen Erden angeht: Die Grönländer haben die USA immer wieder dazu eingeladen, sie könnten Minenkonzessionen erwerben.“ Washington könnte sofort überall wo sie wollten zu bohren anfangen. Sicherheit und Seltene Erden als Gründe seien daher „seltsam“, meint Rühle. „Man hat den Eindruck, [Trump] will einfach imperialistisch-kolonial wie im 19. Jahrhundert das Gebiet der USA erweitern“, so der Skandinavien-Experte weiter. (bme/dpa)