„Keine Angst“: Italien reagiert auf Trumps Knallhart-Zollplan für Weinexporte – anderes Land zittert
US-Präsident Trump droht mit hohen Zöllen auf europäische Weine. Während Italien optimistisch bleibt, malt ein anderes Land Horrorszenarien.
Rom – Italiens Regierung bleibt angesichts der vom US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Wein-Zölle gelassen. Sie seien besorgt, „aber wir haben keine Angst“, meinte Italiens Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida. Während in Frankreich Horrorszenarien gezeichnet werden, schaut Italien gespannt auf den 2. April, an dem das Weiße Haus das nächste Zollpaket bekanntgeben soll.
Trump hatte vor Kurzem damit gedroht, europäische Weine und Spirituosen mit einem Zoll von 200 Prozent zu belegen. Besonders französische und italienische Luxus-Getränke wie Cognac, Chianti und Champagner könnten betroffen sein. Französische Wein- und Spirituosenexporteure hätten es satt, „systematisch geopfert zu werden“, meinte Nicolas Ozanam, Generaldirektor des Verbandes FEVS laut Le Parisien. Er warnte: „Bei 200 Prozent“ Zollgebühren „hört das Geschäft auf“.
Weinexporte aus Italien stocken schon vor offizieller Zoll-Verkündung – Minister bleibt gelassen
Die italienische Handelsgruppe Federvini warnte laut Reuters am Mittwoch (26. März), dass die Wein- und Spirituosenexporte in die Vereinigten Staaten aufgrund der Unsicherheit über mögliche neue Zölle ins Stocken geraten sind. Die italienische Nachrichtenseite Il Sole 24 Ore berichtete, dass US-amerikanische Händler aus Angst, die hohen Zölle bei Ankunft bezahlen zu müssen, ihre Bestellungen größtenteils storniert haben. Mehrere Handelsverbände riefen Lollobrigida laut Il Post auf, einzugreifen, um wirtschaftliche Schäden zu verhindern.
Der Landwirtschaftsminister zeigte sich am Donnerstag bei einer Ansprache zur Weinmesse „Vinitaly“ allerdings gelassen. Er hofft laut eigenen Angaben, dass „die Diplomatie in den Verhandlungen mit einem so strategischen Verbündeten wie den Vereinigten Staaten über einen für Italien grundlegenden Markt, der unverzichtbar und nicht ersetzbar ist, die Oberhand gewinnt“. Federico Bricolo, der Präsident des Messezentrums „Veronafiere“, wo die Messe veranstaltet wird, bestätigte laut Reuters, dass die US-Delegation plane, zu kommen.

Weinproduzent aus Italien setzt auf eigenes Produkt und alternative Märkte
Auch der Weinproduzent Angelo Gaja, der im Interview mit Il Foglio der „Mozart des Weines“ genannt wird, zeigte sich hoffnungsvoll. Italienische Produkte könnten sich womöglich aufgrund ihrer Beliebtheit auf dem US-Markt halten, meint Gaja. Und falls doch, könne man alternative Märkte ausbauen. „Es gibt Asien. Und zunehmend wird es auch Afrika geben“, so der in Barbaresco ansässige Weinproduzent. „Ich bin nicht so pessimistisch“, fasste er seine Position zusammen.
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Für die gesamte italienische Wirtschaft wären die Folgen von Trumps Weinzöllen wohl überschaubar. Daten von Italiens Weinbauverband Uiv zeigten, dass der Weinhandel nur etwas über einem Prozent von Italiens Bruttoinlandsprodukts ausmacht. Die Weinindustrie könnten die Zölle allerdings hart treffen: Fast ein Viertel der Weinexporte ging im Jahr 2024 laut dem italienischen Statistikinstitut ISTAT an die USA. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen Italiens Weinexporte 2024 um fünf Prozent auf über acht Milliarden Euro. Dieser Trend könnte ohne eine richtige Strategie eine Kehrtwende machen.
Weinzölle sind Teil von Trumps Handelskrieg – Frankreich droht bereits mit Vergeltung
Trumps riesige Wein- und Spirituosen-Zölle sind der nächste Schritt in einem Schlagabtausch der Zölle. Der Republikaner reagiert damit auf geplante EU-Zölle auf unter anderem US-amerikanischen Whiskey, was wiederum eine Reaktion auf Trumps Stahl- und Aluminiumzölle, die Anfang März in Kraft getreten waren, war. Mehrere Verbände für den Spirituosenvertrieb in Europa kritisierten die EU, ihre Industrie mit den Zöllen auf US-Whiskey zur Zielscheibe zu machen.
Der französische Außenhandelsminister Laurent Saint-Martin hat indes auf der Onlineplattform X bereits mit einer Reaktion auf eine mögliche Weinsteuer gedroht. „Trump startet die Eskalation in dem von ihm gewählten Handelskrieg“, begründete er. Dass Italien mehr auf Diplomatie setzt, liegt womöglich auch an den Erfahrungen mit Weinsteuern aus Trumps erster Amtszeit. Im Oktober 2019 hatte Trump bekanntgegeben, deutsche, französische, spanische und britische Weine mit 25 Prozent zu bezollen. Italienische Weine blieben jedoch verschont, was der dortigen Weinindustrie einen Aufschwung gab, wie auch Gaja berichtete. (lismah)