Italien kämpft gegen Massentourismus – viele Einheimische unterstützen strikte Maßnahmen

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Überfüllte Städte und Vandalismus zwingen Italien zu drastischen Maßnahmen. Einheimische begrüßen die Schritte gegen den Massentourismus. Doch es gibt auch Zweifel.

Rom – Touristen bringen Geld, aber zuletzt auch zunehmend Probleme mit ins Land. Die Folgen für Einheimische durch die Massen an Besuchern: knapper Wohnraum, explodierende Mieten und Lebenshaltungskosten, vielerorts auch Vandalismus. Vielen Einheimischen reicht es, auf Spaniens Festland zeigen Demonstranten mit Wasserpistolen, was sie von den Touristenströmen halten, auf Mallorca besetzen Inselbewohner beliebte Urlauber-Buchten.

Italien hat ebenfalls mit einer Flut an Urlaubern zu kämpfen. Etliche Städte und Regionen steuern unlängst hart dagegen an: die beliebte Lagunenstadt Venedig nimmt seit einiger Zeit Gebühren, nur um das Zentrum betreten zu können. Auch eine höhere Bettensteuer soll hier und da abschrecken. Eine Vielzahl der Einheimischen sieht in dem harten Kurs den richtigen Weg – ungeachtet der wichtigen touristischen Einkünfte.

Im Kampf gegen den Massentourismus: Italien setzt auf innovative Maßnahmen

Nach der Tourismusanalyse der BAT-Stiftung für Zukunftsfragen ist Italien besonders bei deutschen Reisenden sehr beliebt. Im letzten Jahr war Italien nach Spanien das zweitbeliebteste Reiseziel. Aber auch aus anderen Ländern und teils dem eigenen Land zieht es viele Touristen in das Adria-Paradies.

Der Trevi-Brunnen in Rom zählt zu einer der absoluten Touristen-Hotspots.
Der Trevi-Brunnen in Rom zählt zu einer der absoluten Touristen-Hotspots. Doch auch außerhalb der beliebten Hauptstadt wird es voll mit Besuchern. © Guenter Nowack/Imago

Sky TG24 berichtete, dass die Auswirkungen des Massentourismus am Flughafen in Bologna deutlich zu sehen sind. Aufgrund der hohen Passagierzahlen müsse der Flughafen erweitert werden. Die Umbauarbeiten könnten zu langen Warteschlangen an den Kontrollstellen führen. Vandalismus-Fälle kommen laut dem Bericht ebenfalls immer wieder vor. Im Spätsommer 2023 beschädigte beispielsweise ein Urlauber aus Deutschland ein Wahrzeichen der Stadt Florenz, weil er ein denkwürdiges Urlaubsfoto aufnehmen wollte.

Um den Tourismus zu kontrollieren, werden immer wieder neue Regeln eingeführt. Die Zerstörung historischer Gebäude wird beispielsweise strenger geahndet. Laut der italienischen Zeitung Il Post dürfen in Florenz keine neuen Airbnb-Unterkünfte mehr im Stadtzentrum angeboten werden. Die Zeitung La Repubblica berichtet, dass in Neapel keine neuen Lizenzen mehr für gastronomische Betriebe ausgestellt werden.

Massentourismus in Italien: Viele Einheimische unterstützen die Regulierungen

Viele Einheimische in Italien begrüßen diese Maßnahmen. Laut der Nachrichtenagentur Ansa und einer Umfrage der Marktforschungsagentur JFC sind 49,3 Prozent der Befragten für die Einführung von Maßnahmen zur Begrenzung des Massentourismus. 38,4 Prozent der Befragten sind dagegen. 12,4 Prozent haben keine Meinung, glauben aber nicht, dass die Regulierungen hilfreich sind.

Einige lehnen die Regulierungen ab, weil sie argumentieren, dass „es sich um öffentliche Orte handelt“, die für alle zugänglich sein sollten – wie zum Beispiel Venedig. Andere lehnen die Beschränkungen zum Schutz „der Freiheit der Menschen“ grundsätzlich ab. Einige Befragte glauben nicht, dass die Beschränkungen Veränderungen bewirken. Ein Experte sprach sich zuletzt im Gespräch mit IPPEN.MEDIA ebenfalls für strengere Maßnahmen gegen den Massentourismus aus.

Dagegen zeigte eine YouGov-Umfrage, dass sich viele Reisende aus Deutschland nicht mit dem Thema beschäftigten. Einige wüssten nicht einmal, was sich hinter dem Begriff Massentourismus verberge, andere sehen sich schlichtweg nicht in der Verantwortung. Doch: wie in vielen anderen Ländern ist der Tourismus in Italien ein wichtiger Wirtschaftszweig, von dem viele Menschen abhängig sind. Laut RaiNews mache er rund 14 Prozent des Bruttoinlandproduktes aus.

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