Nahost-Konflikt im Ticker - Netanjahu setzt Geisel-Ultimatum, Trump droht Hamas: „Hölle wird losbrechen“

Netanjahu setzt Geisel-Ultimatum, Trump droht Hamas: „Hölle wird losbrechen“

18.27 Uhr: Israels Premierminister Benjamin Netanjahu hat der palästinensischen Terrororganisation Hamas mit einem Bruch des Waffenstillstandes gedroht, sollte diese nicht alle israelischen Geiseln bis Samstag 12 Uhr Ortszeit freilassen. „Das Militär wird zu intensiven Kämpfen zurückkehren, bis die Hamas besiegt ist“, so Netanjahu in einem Video, das am Dienstag veröffentlicht wurde.

Zuvor hatte auch US-Präsident Donald Trump eine Freilassung der Geiseln bis Samstagmittag gefordert. Ansonsten werde „die Hölle losbrechen“, hatte er angedroht.

Älteste Hamas-Geisel für tot erklärt - er hinterlässt Frau, fünf Kinder und zwölf Enkelkinder

Dienstag, 11. Februar, 10.05 Uhr: Israel hat die älteste Geisel in den Händen der islamistischen Terrororganisation Hamas für tot erklärt. Die Armee teilte mit, die Familie des 86-Jährigen sei darüber informiert worden. Schlomo Manzur war demnach am 7. Oktober 2023 während des Hamas-Massakers gemeinsam mit rund 250 weiteren Menschen in den Gazastreifen verschleppt worden. 

Er sei von der Hamas ermordet worden, teilte die Armee weiter mit. Seine Leiche werde im Gazastreifen festgehalten. Die Entscheidung, Manzur für tot zu erklären, basiere auf Geheimdienstinformationen, die über Monate gesammelt worden seien. 

Das israelische Forum der Angehörigen der Geiseln teilte mit, nach ihren Informationen sei Manzur am Tag der Entführung ermordet worden. Er hinterlässt demnach seine Frau, fünf Kinder und zwölf Enkelkinder. 

Manzur wurde dem Forum zufolge in der irakischen Hauptstadt Bagdad geboren. Als Kind habe er dort das „Farhud“ genannten Pogrom gegen Juden im Jahre 1941 überlebt. Als 13-Jähriger sei er mit seiner Familie nach Israel emigriert. Manzur gehörte zu einem der Gründer des Kibbuz Kissufim am Rande des Gazastreifens, aus dem er auch entführt wurde. 

Nach israelischen Informationen werden noch 76 Geiseln im Gazastreifen festgehalten. 35 davon waren bereits für tot erklärt worden.

Israelische Armee: „Erhebliche“ Verstärkung der Gebiete um den Gazastreifen

22.19 Uhr: Die israelische Armee verstärkt nach eigenen Angaben die Gebiete um den Gazastreifen „erheblich“. Gemäß der Lagebeurteilung sei beschlossen worden, „die Einsatzbereitschaft zu erhöhen“, erklärte die israelische Armee am Montag. Zudem sei beschlossen worden, „das Gebiet mit zusätzlichen Kräften für Verteidigungsmissionen erheblich zu verstärken“.

Israels Verteidigungsminister Israel Katz hatte zuvor erklärt, er habe die Streitkräfte seines Landes angewiesen, „sich mit höchster Alarmbereitschaft auf jedes mögliche Szenario im Gazastreifen vorzubereiten“. Er warf der islamistischen Hamas einen „kompletten Verstoß“ gegen das Waffenruhe-Abkommen vor, nachdem diese mitgeteilt hatte, die vereinbarte Freilassung weiterer israelischer Geiseln im Rahmen des Waffenruhe-Abkommens mit Israel „bis auf Weiteres“ auszusetzen.

Vermittler-Länder wollen Gaza-Waffenruhe retten

21.39 Uhr: Ägypten und Katar wollen als Vermittler im Nahost-Konflikt die angesichts der von der Hamas ausgesetzten Freilassung israelischer Geiseln gefährdete Waffenruhe retten. Beide Länder seien sehr besorgt und würden ihr Bestes tun, um den Waffenstillstand zu erhalten, sagte ein ägyptischer Beamter der Deutschen Presse-Agentur. Aber Israel müsse sich an die Vereinbarungen zur Waffenruhe und zum Austausch halten, fügte der Beamte hinzu, der seinen Namen nicht genannt haben wollte. Aus den USA, die ebenfalls als Vermittler tätig sind, gab es zunächst keine offizielle Reaktion.

Vor allem müsse Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu die Gespräche über die zweite Phase der Waffenruhe beginnen, forderte der ägyptische Beamte. Die hätten eigentlich schon vergangene Woche aufgenommen werden sollen. Netanjahu versuche, die Vereinbarung mit der Hamas zu brechen, um nicht zur zweiten Phase der Vereinbarung übergehen zu müssen, kritisierte der Ägypter. In Netanjahus rechtsreligiöser Regierung gibt es große Widerstände gegen ein Ende des Kriegs, bevor die Hamas nicht militärisch zerschlagen ist. 

Hamas will Geiselfreilassung verschieben

17.24 Uhr: Die islamistische Terrororganisation Hamas im Gazastreifen will die für diesen Samstag vorgesehene nächste Freilassung israelischer Geiseln auf unbestimmte Zeit verschieben. Israel halte sich nicht an die Vereinbarung zur Waffenruhe, teilte Hamas-Sprecher Abu Obeida zur Begründung mit. In Israel war man zuvor bereits über den Zustand der drei am vergangenen Samstag freigelassenen Männer entsetzt.

Scholz und Merz weitgehend einig in Ablehnung von Trumps „Riviera“-Vorschlag

Montag, 10. Februar, 07.23 Uhr: Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Unions-Herausforderer Friedrich Merz haben sich in ihrer Bewertung der Ankündigungen von US-Präsident Donald Trump zum Gaza-Streifen weitgehend einig gezeigt. „Die Umsiedlung von Menschen ist nicht akzeptabel und völkerrechtswidrig“, sagte Scholz am Sonntagabend im TV-Duell von ARD und ZDF zur Bundestagswahl. Merz stimmte zu: „Ich teile diese Einschätzung.“

Während Scholz von einem „Skandal“ sprach, riet Merz zum Abwarten. Trumps Ankündigung sei „Teil einer ganzen Reihe von Vorschlägen, die aus der amerikanischen Regierung kommen“, sagte der CDU-Chef. „Man muss abwarten, was davon wirklich ernst gemeint ist und wie es umgesetzt wird. Wahrscheinlich ist auch viel Rhetorik dabei.“ 

Weitere Informationen zum TV-Duell zwischen Scholz und Merz finden finden Sie hier.

Weiterer Teilabzug Israels aus Gaza nach Geisel-Freilassung

13.59 Uhr: Nach der Freilassung weiterer Hamas-Geiseln hat sich die israelische Armee vereinbarungsgemäß aus einem strategisch wichtigen Abschnitt des Gazastreifens zurückgezogen, dem sogenannten Netzarim-Korridor. Der Abzug am Sonntag erfolgte, obwohl das stark abgemagerte Aussehen der Geiseln Ohad Ben Ami (56), Or Levy (34) und Eli Scharabi (52) sowie eine öffentliche Inszenierung der Freilassung durch die Hamas in Israel für Entsetzen und Wut sorgten. Israel entließ im Gegenzug auch 183 palästinensische Häftlinge aus seinen Gefängnissen.

Israel führt Waffenruhegespräche vorerst auf Sparflamme

Sonntag, 09. Februar, 06.25 Uhr: Angehörige der im Gazastreifen festgehaltenen Geiseln werfen Israels Regierung vor, die nächste Runde der Waffenruhe-Gespräche mit der Hamas nicht entschlossen genug anzugehen. Sie kritisieren das begrenzte Mandat der israelischen Delegation, die zu den Verhandlungen nach Katar geschickt wurde, und warnen vor einer Wiederaufnahme des Gaza-Kriegs. 

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe die Unterhändler angewiesen, vorerst nur über „technische Einzelheiten“ zu verhandeln, berichteten israelische Medien unter Berufung auf hohe Regierungsbeamte. Die Delegation ist demnach auch weniger hochkarätig besetzt als bei früheren Runden: Ihr würden nicht die sonst meist nach Doha entsandten Chefs des Auslands- und Inlandsgeheimdiensts angehören, sondern diesmal nur höhere Beamte sowie der israelische Geisel-Koordinator, der pensionierte General Gal Hirsch.

Die indirekten Gespräche in Doha, bei denen Katar, Ägypten und die USA vermitteln, sollen sich um die zweite Phase der Waffenruhe drehen, die Ende des Monats beginnen müsste. Diese soll zu einem endgültigen Ende des Kriegs und zur Freilassung der restlichen Geiseln führen, die noch am Leben sind. Kritiker werfen Netanjahu vor, diesbezügliche Schritte aus Rücksicht auf die politische Rechte in Israel hinauszögern. Hardliner verlangen, die Forderungen der Hamas nicht zu erfüllen und die palästinensische Terrororganisation stattdessen vollständig zu vernichten.

„Ausgehungert, abgemagert und leidend“: Israel schockiert über Zustand der Geiseln

17.24 Uhr: Die islamistische Hamas hat im Rahmen eines Waffenruhe-Abkommens mit Israel drei weitere Geiseln freigelassen (s. 10.19 Uhr). Ihr abgemagertes und blasses Aussehen sorgte in Israel für Entsetzen.

Angehörige und Politiker in Israel reagierten angesichts des augenscheinlich schlechten Zustands der freigelassenen Männer bestürzt. Die Tochter von Ohad Ben Ami (56), sagte israelischen Medien zufolge, sie habe ihren Vater kaum wiedererkannt. Sie wolle ihn einfach nur umarmen, sagte Ella Ben Ami.

Der Bruder von Or Levy sagte israelischen Medien zufolge, es sei schwer, ihn so zu sehen, nach allem, was er durchgemacht habe. Dessen dreijähriger Sohn sei aufgeregt und könne es kaum erwarten, seinen Vater wiederzusehen, sagte Tal Levy demnach. Die Mutter des Kindes war bei dem Hamas-Massaker im Süden Israels am 7. Oktober 2023 auf dem Nova-Musikfestival getötet worden. 

Die Angehörigen von Eli Scharabi, dessen Frau zusammen mit den beiden gemeinsamen Töchtern am 7. Oktober von Terroristen ermordet wurde, zeigten sich erleichtert über dessen Freilassung. Gleichzeitig seien sie „betrübt, aber nicht überrascht“ über den schlechten körperlichen Zustand der freigelassenen Männer, hieß es.

„So sieht ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit aus“, erklärte der israelische Staatspräsident Isaac Herzog angesichts des Zustands der Geiseln. „Die ganze Welt muss auf Ohad, Or und Eli blicken, die nach 491 Tagen Hölle, ausgehungert, abgemagert und leidend, zurückkehren.“ 

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu erklärte, die „schockierenden Bilder“ würden nicht unbeantwortet bleiben. Er kündigte Maßnahmen an - ohne Details zu nennen. Regierungsangaben zufolge beschwerte sich Israel bei den zwischen dem Land und der Hamas vermittelnden Staaten Katar, Ägypten und den USA.

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