Schlehdorf zieht Reißleine: Whiskeymanufaktur wird nicht gebaut – „Mehr Geduld kann man nicht haben“
Was ist mit der geplanten Whiskeymanufaktur in Schlehdorf? Muss der Ort weitere Flüchtlinge aufnehmen? Wie steht es mit neuen Baugebieten? Und wann kommt der Breitbandausbau? Bei der Bürgerversammlung in Schlehdorf stand Rathauschef Stefan Jocher zu vielen Themen Rede und Antwort.
Schlehdorf – Die Pläne zum Bau einer Whiskeymanufaktur im Schlehdorfer Gewerbegebiet sind endgültig vom Tisch. Sieben Jahre ist es her, dass Bürgermeister Stefan Jocher in der Bürgerversammlung erstmals von derartigen Plänen des Iffeldorfers Christian Heinrich berichtet hatte. In der Bürgerversammlung am Donnerstagabend gab der Gemeindechef nun das Aus des Projekts bekannt.
„Mehr Geduld kann man nicht haben“: Aus für Whiskey-Manufaktur in Schlehdorf
Da Ende vergangenen Jahres immer noch keine vollständigen Bauunterlagen vorgelegen hätten, habe der Gemeinderat einstimmig „die Reißleine gezogen“ und den Wiederkauf des Grundstücks beschlossen. Der Rückkauf des Areals sei mittlerweile auch schon notariell beurkundet. „Allerdings war der derzeitige Grundstückseigentümer beim Notartermin nicht anwesend“, sagte Jocher. Dieser müsse deshalb die Beurkundung noch nachgenehmigen. Ob Heinrich das tue, könne er nicht sagen. Dadurch könne die Rückübertragung zeitlich verzögert werden.
„Mehr Geduld als der Gemeinderat mit diesem Bauvorhaben aufgebracht hat, kann man eigentlich nicht mehr haben“, betonte Jocher vor den rund 45 erschienenen Bürgern, Gemeinderäten und Rathausmitarbeitern im „Klosterbräu“. Was nach der Eigentumsübertragung mit dem Grundstück passiere, habe der Gemeinderat noch nicht entschieden. Denkbar wäre ein Weiterverkauf an einen interessierten Gewerbebetrieb oder eine gemeindliche Nutzung.
Schlehdorf will sich auf die Suche nach verfügbarem Wohnraum für Flüchtlinge begeben
Wäre das also vielleicht ein alternativer Standort für den geplanten neuen Bauhof? Dazu sagte Jocher zwar nichts. In der Versammlung sprach er aber davon, dass „mittlerweile auch ein anderer Standort“ als der momentan im Fokus stehende Platz im Ortsteil Unterau „denkbar“ wäre.

Was die Flüchtlings-Thematik betrifft, so informierte Jocher die Anwesenden darüber, dass derzeit 21 Asylbewerber und drei Ukraine-Flüchtlinge im Dorf lebten. Damit erfülle Schlehdorf die Quote im Landkreis nur zu 74 Prozent. „Das bedeutet, dass wir uns stärker auf die Suche nach verfügbarem Wohnraum machen sollten.“
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Bebauungsplan „Unterau-Ost“ wird weiterverfolgt
Zwar könnten dem Ort nach der Entscheidung des Verwaltungsgerichts München keine Geflüchteten vom Landkreis zwangszugewiesen werden. Aus Gründen der Solidarität wolle Schlehdorf aber seinen Beitrag leisten. Im Dorf gebe es „das eine oder andere leer stehende Gebäude“, das für eine Nutzung als Asylunterkunft geeignet wäre. Welche Objekte er damit konkret meinte, sagte Jocher nicht. Stattdessen informierte er die Anwesenden darüber, dass sich die geplante Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses etwas verzögern könnte, da für die auf der Erweiterungsfläche gelagerten Geräte noch kein neuer Platz gefunden sei.
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Was das geplante neue Baugebiet Unterau-West betreffe, so habe sich der Gemeinderat nun endgültig dazu entschieden, diesen „vorerst“ nicht weiterzuverfolgen. Die Grundstücksverhandlungen hätten noch nicht begonnen, weshalb die vom Bundestag gesetzte Frist zum Inkrafttreten des Plans bis Jahresende nicht eingehalten werden könne. Denkbar sei aber, den Flächennutzungsplan neu aufzustellen. Der Bebauungsplan „Unterau-Ost“ werde dagegen (wie berichtet) weiterverfolgt.
Zahl der Kinder an der Grundschule steigt stetig an
Was die Kinderbetreuung betrifft, sei die Gemeinde „derzeit sowohl personell als auch räumlich gut aufgestellt“. Der neue Waldkindergarten, in dem aktuell 16 Kinder betreut würden, trage stark zur Entlastung bei. Gäbe es ihn nicht, „hätten wir uns erneut Gedanken über eine Erweiterung unseres Kinderhauses mit entsprechend hohen Investitionskosten machen müssen“.

In der Grundschule Schlehdorf-Großweil steige die Zahl an Kindern stetig. Seien es im Schuljahr 2018/19 noch 78 Kinder gewesen, die in den beiden Schulhäusern gelernt hätten, seien es aktuell 124 Kinder. Für 2028/29 seien dann 176 Kinder prognostiziert. Auch die Zahl an Kindern, die die Mittagsbetreuung besuchten, steige stetig – ebenso wie die Tourismuszahlen, was Jocher als „sehr erfreuliche Entwicklung“ bezeichnete. Die Übernachtungszahlen hätten 2023 mit rund 40 400 einen „neuen Rekord“ erreicht.
Zum anstehenden Breitbandausbau informierte Jocher darüber, dass dieser laut Telekom „noch in diesem Jahr beginnen“ solle. Er habe diesbezüglich aber seine „größten Zweifel“. (fn)
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