Russland löst Energie-Katastrophe beim Verbündeten aus – der wendet sich an den Westen

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Durch die Ukraine fließt kein russisches Gas mehr. Die Maßnahme trifft einige Nachbarstaaten hart. Unter ihnen befindet sich auch Moldau.

Moskau/Chisinau – Seit Anfang Januar fließt kein russisches Gas mehr durch ukrainische Pipelines. Die Maßnahme, vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj bereits vor vielen Monaten angekündigt, traf einige Nachbarländer schwer. EU-Staaten wie Österreich, Ungarn und die Slowakei hatten lange russisches Gas bezogen und keine Alternativen gefunden, obwohl sie eine lange Vorlaufzeit hatten. Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico hatte noch angekündigt: „Ich will alles dafür tun, dass diese Pipeline in Zukunft auch genutzt wird.“ Noch viel härter trifft es aber eine Region, die nicht zur EU gehört. Im moldauischen Landesteil Transnistrien gibt es kein russisches Gas mehr.

Abspalter-Region braucht Gas aus Moldau – Transnistrien in der Energiekrise

Der Lieferstopp hält nun fast drei Wochen lang an. Transnistrien, gelegen im östlichen Teil des Landes, gehört eigentlich zu Moldau, wird aber seit vielen Jahren von prorussischen Kräften besetzt. Der Anführer dieser prorussischen Kräfte hat sich jetzt zum Kauf von Erdgas aus Moldau bereiterklärt. Im Detail geht es um Lieferungen vom moldauischen Energieversorger Moldovagaz – über den Onlinedienst Telegram teilte Wadim Krasnoselskij, der prorussische Anführer der Abspalter-Region, mit, Transnistrien sei zum Kauf bereit. Die Bezahlung sei „garantiert“, zitierte ihn die Nachrichtenagentur AFP aus einem Video. Laut dem kremlfreundlichen Anführer hatte er bereits einen Brief an den Energieversorger Moldovagaz geschrieben, aber noch keine Antwort erhalten.

Wladimir Putin in Moskau.
Wladimir Putin in Moskau (Symbolfoto). Durch die Ukraine fließt kein Gas mehr. Die Maßnahme trifft einige Nachbarstaaten hart. Unter ihnen befindet sich auch Moldau. © IMAGO / ITAR-TASS/Gavriil Grigorov

Offiziell ist ein Finanzstreit zwischen dem russischen Mega-Konzern Gazprom und der moldauischen Regierung für den Lieferstopp verantwortlich. Ein großes Gaskraftwerk in Transnistrien, das der Stromerzeugung dient, musste daraufhin die Produktion stoppen. Moldau bezieht seinen Strom mittlerweile aus dem benachbarten Rumänien – das Land hatte sich schon früh von Russland losgesagt und sich nach der Invasion der Ukraine im Jahr 2022 weiter dem Westen zugewandt.

Anders sieht das in Transnistrien aus. Die rund 400.000 Einwohner leben seit dem Lieferstopp ohne Heizung und Warmwasser – und das bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die Gasheizungen laufen nicht mehr. Vorher hatte Gazprom das Gas durch eine ukrainische Leitung geschickt, aber seit dem Auslaufen des Liefervertrags müsste der russische Konzern andere Pipelines nutzen. Eine Option wäre beispielsweise TurkStream, eine Pipeline, die durch das Schwarze Meer verläuft.

Unklarheiten über Gaslieferungen nach Transnistrien – Moldau und Russland streiten über Schulden

Allerdings hatte es von Gazprom aus bereits geheißen, dass die Lieferungen erst wieder aufgenommen würden, wenn Moldau seine Schulden bezahlt hatte. Diese sollen sich (so sagt es die russische Seite) auf einen Wert von rund 700 Millionen US-Dollar belaufen. Moldau sieht das anders – die Regierung hatte dazu eine unabhängige Untersuchung durchgeführt und erkennt lediglich Schulden in Höhe von acht Millionen US-Dollar an.

Dann wieder hatte der Kreml-Sprecher Peskow davon gesprochen, es müssten logistische Maßnahmen von moldauischer Seite ergriffen werden, „um die Gasversorgung sicherzustellen“. Moldau habe dazu noch keine Bereitschaft erklärt. Darum sei die jetzt in Transnistrien herrschende Energiekrise die Schuld der Ukraine und Moldaus. Die Regierung in Moldau verwies hier auf die alternativen Pipelines – der Lieferstopp sei von Russland ausgegangen. Die Diskussion erinnert an die um die Nord-Stream-Pipelines; auch hier hatte Russland unbegründet die Lieferungen eingestellt, Wochen bevor es zur Explosion gekommen war. Im Westen werden diese Tricksereien grundsätzlich als Methode Moskaus angesehen, um mit fehlenden Gaslieferungen Druck auszuüben und Putins Interessen durchzusetzen.

Russland nutzt Abhängigkeit aus – „mitten im Winter ohne Hitze und Elektrizität“

Schon Wochen vor dem Auslaufen des ukrainischen Liefervertrags hatte es Mutmaßungen gegeben, dass Russlands Präsident Wladimir Putin die Abhängigkeit Transnistriens von Moskau ausnutzen könnte. Dorin Recean, Moldaus Premierminister, hatte im Dezember davor gewarnt, dass der Kreml die Energieflüsse absichtlich als Waffe gebrauchen könnte. Das Ziel: die Destabilisierung Moldaus. Die Anwohner sollten potenziell „mitten im Winter ohne Hitze und Elektrizität“ gelassen werden.

Zumindest in Transnistrien hat dies nun funktioniert. Es gebe nicht genug Kohle, um die Kraftwerke ganztags laufen zu lassen. „Es bleibt uns kein anderer Ausweg, als hier wegzuziehen“, zitierte der Spiegel eine Bewohnerin. Innerhalb Transnistriens scheint sich eine wachsende Anzahl von Menschen dem Westen zuwenden zu wollen. Diejenigen, die bereits in den Westen gezogen waren, würden nicht zurückkehren – „also sind sie dort offensichtlich besser dran“, habe eine Frau gesagt. (Laernie mit Material von AFP)

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