- Der vollständige Artikel ist hier verfügbar: Das Versagen der Politik: "Wenn ich diese zwei Hass-Sätze höre, könnte ich zuschlagen"
Ein TV-Beitrag zur Kinderarmut in Deutschland löst eine vielschichtige Kommentardebatte aus. Leser üben teils scharfe Kritik an der Sozialpolitik, bezweifeln die Wirksamkeit staatlicher Leistungen und fordern strukturelle Reformen. Gleichzeitig stehen Eigenverantwortung, Erziehungsfragen und die Rolle von Migration im Fokus. Diskutiert werden die Zweckbindung von Transferleistungen, das Verhältnis von Hilfe und Kontrolle sowie unterschiedliche Vorstellungen davon, was in Deutschland als Armut gilt. Die Reaktionen zeigen ein breites Meinungsspektrum – zwischen Misstrauen gegenüber politischen Lösungen und dem Ruf nach mehr gesellschaftlicher Verantwortung.
Kritik an Sozialleistungsnutzung
Viele Kommentatoren stellen die Effektivität staatlicher Sozialleistungen infrage. Bemängelt werden mangelnde Kontrolle, Zweckentfremdung und fehlende Zielgenauigkeit. Kritisiert wird, dass Unterstützung nicht immer bei den Kindern ankommt. Oft wird gefordert, Eltern stärker in die Verantwortung zu nehmen, etwa durch verpflichtende Bildungsangebote oder gezielte Sachleistungen wie Schulessen statt Geld. Die Forderung nach mehr Eigenverantwortung steht dabei einer staatlichen Fürsorgepflicht gegenüber.
"Selbst Kinder von Bürgergeldempfängern müssen nicht in Armut aufwachsen. Schule, Ärzte usw. sind kostenlos und das Geld langt für Essen und Kleidung. Wieso bekommen manche Eltern das hin und lassen ihre Kinder auch das Abitur machen und andere nicht? Weil es leider auch Eltern gibt, die Kindergeld in Zigaretten und Alkohol investieren, nicht kochen usw. usw. Das sollte vielleicht mal erwähnt werden." Zum Originalkommentar
"Ich widerspreche Herrn S. total. Es hängt nicht am Geld. Wenn Kinder ohne Frühstück in die Schule kommen, liegt das an den Eltern, nicht am Staat." Zum Originalkommentar
"Jeder wird in Deutschland mit der gleichen Bildungschance geboren. Vielmehr liegt es am Elternhaus und der Erziehung der Kinder ..." Zum Originalkommentar
Kritik an staatlicher Sozialpolitik
Zahlreiche Leser sehen ein Versagen der Politik in der Bekämpfung von Armut. Kritisiert wird, dass soziale Verantwortung zunehmend an Hilfsorganisationen ausgelagert werde, während der Staat zentrale Aufgaben vernachlässige. Die Prioritäten der Politik – etwa bei Großprojekten – stünden im Widerspruch zur sozialen Realität vieler Familien. Der Vorwurf lautet: Armut werde verwaltet, nicht verhindert. Studien bestätigen, dass viele Maßnahmen gegen Kinderarmut in Deutschland bislang zu wenig Wirkung entfalten.
"Da haben die beiden vollkommen Recht. Denn die Politik kümmert sich nur um bestimmte Gruppen, nicht aber um die Allgemeinheit. Leider. Und Arme haben keine Lobby." Zum Originalkommentar
"Mein Dank gilt jenen, die sich für die armen Menschen einsetzen. Die Arche und auch die Tafel versuchen zu helfen, und dies nutzt die Politik aus. Das soziale Engagement vieler Menschen hier im Lande vermindert Leid und die Politik interessiert das Null. Fakt ist auch, dass Eltern mehr in die Pflicht genommen werden, Kinder brauchen Fürsorge und mehr als nur einen Kinderriegel als Frühstück." Zum Originalkommentar
"Man muss sich nur den unverdrossenen Ausbau des Kanzleramtes mit 266 leeren Büros zum Fertigstellungstermin anschauen, dann weiß man, wo die Prioritäten der Politiker im Allgemeinen sind ..." Zum Originalkommentar
Kritik an Migration und Sozialstaat
Ein Teil der Leser macht auch die Migration für die Belastung des Sozialstaats verantwortlich. Genannt werden steigende Ausgaben, unklare Anspruchsregelungen und fehlende Integrationsperspektiven. Diese Zuschreibungen vernachlässigen jedoch, dass viele zugewanderte Familien strukturell benachteiligt sind – etwa beim Zugang zu Bildung oder zum Arbeitsmarkt. Sozialleistungen wie Bürgergeld sind rechtlich klar geregelt und an Voraussetzungen geknüpft. Die Debatte zeigt: Migrations‑ und Sozialpolitik werden in der öffentlichen Wahrnehmung oft vermischt – mit dem Risiko, Ursachen und Verantwortung zu verkennen.
"Na ja, zur Wahrheit gehört aber eben auch, dass der Großteil der Kinderarmut seit 10 Jahren "eingewandert" ist. Wie konnte die Politik diese Einwanderung nur zulassen?!" Zum Originalkommentar
Skepsis gegenüber Armutsdefinitionen
Mehrere Kommentatoren hinterfragen, wie Armut in Deutschland gemessen und dargestellt wird. Die relative Armutsdefinition – gemessen am gesellschaftlichen Durchschnittseinkommen – wird als verzerrend empfunden. Häufiger Vorwurf: Was in Deutschland als Armut gelte, sei im internationalen Vergleich ein hohes Versorgungsniveau. Diese Kritik blendet aus, dass sich Sozialpolitik auf die Lebensverhältnisse im eigenen Land bezieht. Armut in Deutschland bedeutet nicht Hunger, sondern oft Bildungsrückstand, Ausschluss und geringere Chancen. Die Diskussion zeigt ein Spannungsfeld zwischen Statistik, Wahrnehmung und Anspruch an soziale Gerechtigkeit.
"Was in Deutschland als Armut oder Existenzminimum definiert ist, ist im überwiegenden Teil der Welt Luxus." Zum Originalkommentar
"Es gibt kein Versagen der Politik gegenüber Armut, wir haben den teuersten Sozialstaat der Welt, mit 1,3 Billionen Kosten. Jeder der Ärmsten in Deutschland lebt besser als Zweidrittel der Weltbevölkerung. Lebt ein Kind in einem Bürgergeldhaushalt tatsächlich in Not, dann weil die Eltern das Kind vernachlässigen und dessen Anteil am Bürgergeld stehlen." Zum Originalkommentar
"Die Armutszahlen in Deutschland steigen nur wegen der Armutsdefinition in der EU. Niemand ist in Deutschland arm im eigentlichen Sinne!" Zum Originalkommentar
Kritik an gesellschaftlicher Verantwortung
Viele Leser sehen die Hauptverantwortung für Kinderarmut im Elternhaus. Fehlende Erziehung, mangelnde Eigeninitiative und Bildungsferne werden als Ursachen genannt. Zugleich wird das Engagement von Organisationen wie Tafeln oder Arche positiv hervorgehoben. Die Rolle des Staates wird unterschiedlich bewertet – mal als zu großzügig, mal als unzureichend. Fachlich ist belegt, dass familiäre und strukturelle Faktoren eng zusammenhängen. Kinderarmut lässt sich weder allein durch Geld noch allein durch Erziehung verhindern.
"Ein Kampf gegen Armut kann erfolgreich nur in der Grundschule anfangen. Armut ist in der Regel eine Folge geringer Bildung und fehlender Schul- und Lehrabschlüsse." Zum Originalkommentar
"Wie den Kindern helfen, ohne die Rechte der Eltern einzuschränken oder diese aus der Verantwortung zu entlassen?" Zum Originalkommentar
Skepsis gegenüber Sozialausgaben Effizienz
Einige Kommentatoren bezweifeln, dass höhere Ausgaben allein ausreichen, um Probleme wie Kinderarmut wirksam zu bekämpfen. Statt zusätzlicher Geldleistungen fordern sie strukturelle Reformen – etwa kostenfreie Schulverpflegung, Bildungsangebote oder Vereinsmitgliedschaften. Zielgerichtete Sachleistungen sollen sicherstellen, dass Hilfen bei den Kindern ankommen. Kritik richtet sich auch gegen ineffiziente Verwaltungsstrukturen und den wachsenden Einfluss von NGOs, denen mangelnde Transparenz oder politische Vereinnahmung unterstellt wird. Die Frage nach effizientem Mitteleinsatz steht dabei im Mittelpunkt.
"Das Kindergeld gehört abgeschafft. Dafür soll alles kostenfrei sein bzw. stark subventioniert werden, was für Kinder nötig und wichtig ist." Zum Originalkommentar
"Nicht das Kindergeld dauernd erhöhen, sondern überall in Kinderbetreuung und Mittagessen investieren. Das gehört organisiert, wo die Kinder etwas davon haben, und nicht immer mehr Geld in die Familien stecken, wo Kinder nur eine Einnahmequelle geworden sind." Zum Originalkommentar
Sonstiges
Hier finden sich Positionen, die keine klare Linie verfolgen oder verschiedene Aspekte der Armutsdebatte streifen. Sie reichen von kurzen Bemerkungen über allgemeine Unzufriedenheit mit politischen und gesellschaftlichen Zuständen bis zu kritischen Anmerkungen über Mediendebatten, Sprache und persönliche Erinnerungen an frühere Zeiten.
"Ich finde es stets seltsam, dass einige sich darüber aufregen, dass "auch Menschen zur Tafel gingen, die eigentlich keinen Anspruch darauf hätten". Das Seltsame ist, dass man es als normal ansieht, dass ein so reiches, modernes und fortschrittliches, westliches Land es überhaupt nötig hat, Tafeln zu haben." Zum Originalkommentar
Wie sehen Sie das: Trägt der Staat genug Verantwortung – oder liegt der Schlüssel zu mehr sozialer Gerechtigkeit doch bei jedem Einzelnen? Diskutieren Sie mit und bringen Sie Ihre Perspektive zur Debatte ein!