„Müssen die Deutschen doch sehen“: Star-Investor malt düsteres Szenario
Investoren-Legende Ray Dalio erkennt in Europa gefährliche politische Entwicklungen. Aber auch in den USA besorgt ihn ein aktueller Trend.
Düsseldorf – Europa steht vor großen Herausforderungen, da der Handelskonflikt zwischen den USA und China auch Auswirkungen auf den Kontinent hat, warnt Ray Dalio. Der milliardenschwere Investor und Gründer von „Bridgewater“, dem größten Hedgefonds der Welt, sagt: Europa sei in einer schwierigen Lage, der Kontinent könne wirtschaftlich weiter an Boden verlieren - während die geopolitischen Spannungen zunehmen.
Ray Dalio: Feindseligkeit war noch nie so hoch

„Schauen Sie sich nur die Konflikte zwischen China und den USA an. Sie haben sich zu Handels-, Wirtschafts- und geopolitischen Kriegen entwickelt. Das hat diese beiden Supermächte an den Rand eines militärischen Krieges gebracht“, erklärt Dalio im Interview mit dem Handelsblatt. „Was die Konflikte innerhalb von Ländern betrifft, so sehen wir auch Entwicklungen, die an die Frühphase von Bürgerkriegen erinnern, ähnlich wie in den 1930er-Jahren. Das müssen die Deutschen und Europäer doch sehen.“
Rechte Parteien werden noch rechter, linke Parteien werden noch linker, analysiert Star-Investor Dalio. „Als Anhänger der beiden Parteien gefragt wurden, wie sie sich fühlen würden, wenn ihr Sohn oder ihre Tochter jemanden heiraten würde, der eine andere politische Partei wählt, war der Grad der Ablehnung so hoch wie nie zuvor.“ Die Feindseligkeit gegenüber den jeweils anderen war noch nie so groß, meint Dalio: „Und das sieht man auch in Deutschland und Europa.“
Staatsverschuldung in den USA besorgt Star-Investor
Diese Einschätzung Ray Dalios kommt nicht erst jetzt nach Bundestagswahlen auf. Schon Ende vergangenen Jahres befasste sich Dalio mit Europas geopolitischer Schwäche in einem Gastbeitrag im amerikanischen Magazin Time. Die Vereinigten Staaten und China werden zukünftig um Verbündete konkurrieren, schreibt er da. Wobei es die USA schwer haben werden, die bisherigen Verbündeten zu versammeln. „Europa ist schwach, hat mit seinen eigenen Problemen alle Hände voll zu tun.“ Russland „vor der Haustür“ könne es „ohne die Unterstützung der USA durch die NATO nicht bekämpfen“, schreibt Dalio.
Doch auch in seiner Heimat sieht er ein Problem: die Staatsverschuldung. „Ich denke, die USA könnten in etwa drei Jahren pleite sein – plus/minus zwei Jahre“, sagt er im Handelsblatt-Interview. Aktuell liegt die Staatsverschuldung bei 127 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP), im Vergleich dazu beträgt sie in Deutschland 60 Prozent des BIP.