Ein Beratungsmobil für Süchtige, niedrigschwellige ärztliche Versorgung und eine Verstärkung der Suchtberatung für Jugendliche – das sind einige der Maßnahmen, die der Bezirk Schwaben, der Caritasverband für die Diözese Augsburg, die Bezirkskliniken Schwaben und Stadt Kempten seit Januar umsetzen.
Kempten – Seit einiger Zeit verlagert sich die Szene suchtkranker Menschen in Kempten und im Oberallgäuer Raum von einem Treffpunkt auf mehrere Orte. Um Betroffene besser zu erreichen, weitet das Projekt „Stärkung der Suchthilfe in Kempten“ das Streetwork-Angebot aus. Zusätzliche Sozialarbeiterinnen und -arbeiter und ein mobiles Beratungsmobil sollen Betroffene und Anwohner entlasten.
Weitere Maßnahmen sind eine Schnelltestkampagne gegen Hepatitis C und HIV, eine verbesserte ärztliche Anbindung sowie eine verstärkte Jugendsuchtberatung. Das Projekt ist auf drei Jahre angelegt und wird zum Großteil vom Bezirk Schwaben mit rund 530.000 Euro finanziert.
Suchthilfeprojekt in Kempten: Finanzierung durch den Bezirk Schwaben
„Der Bezirk ist der Hauptförderer der Suchthilfe in Schwaben“, sagt Bezirkstagspräsident Martin Sailer. „Dass wir mit unseren Maßnahmen das Suchthilfesystem in der Stadt Kempten stärken ist für mich alternativlos – aus moralischer wie aus wirtschaftlicher Sicht. Jeder Euro, der in die ambulante Suchthilfe fließt, spart 17 Euro an Folgekosten durch Suchterkrankungen ein.“
Weiterer zentraler Akteur im Projekt ist der Träger der örtlichen Suchtberatungsstelle, der Caritasverband für die Diözese Augsburg. Er setzt in der Stadt Kempten und im angrenzenden Oberallgäu verstärkt auf aufsuchende Sozialarbeit. Das erweiterte Streetwork-Angebot ist fest in das bereits bestehende Hilfesystem eingebettet. Der Direktor des Caritasverbands Diakon Markus Müller betont: „Als Direktor des Diözesancaritasverbands freue ich mich, gemeinsam mit unseren engagierten Kooperationspartnern das Projekt in Kempten umzusetzen. Unser Ziel ist es, suchtkranken Menschen einen erweiterten, niederschwelligen Zugang zum Hilfesystem zu ermöglichen und gleichzeitig junge Menschen durch Aufklärung und Suchtprävention in einem zieloffenen Angebot frühzeitig zu erreichen.“
Stadt und Bezirk arbeiten eng zusammen
Zehn Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren in Deutschland haben mindestens einmal in ihrem Leben illegale Substanzen konsumiert – zu diesem Ergebnis kommt der Drogenaffinitätsbericht der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) von 2019. Damit die örtlichen Beratungsangebote diese Zielgruppe künftig rechtzeitig erreichen, fördert die Stadt Kempten als Trägerin der Jugendhilfe den Ausbau der örtlichen Jugendsuchtberatung. Oberbürgermeister Thomas Kiechle freut sich, „dass die in vielen Bereichen gut etablierten Strukturen und die enge Zusammenarbeit zwischen Stadt und Bezirk jetzt zusätzlich im Bereich der Suchthilfe weiter ausgebaut werden konnten. Ich bin überzeugt, dass dies einen Mehrwert für die Bürgerinnen und Bürger sowie insbesondere für die jungen Menschen in unserer Stadt bedeutet.“
Bezirkskliniken übernehmen wissenschaftliche Begleitung
Ziel des Projekts „Stärkung der Suchthilfe in Kempten“ ist, die Situation drogenabhängiger Menschen vor Ort zu verbessern. Von der Kooperation zwischen den einzelnen Partnerinnen und Partnern sollen jedoch auch andere Regionen Schwabens von ihm profitieren. Aus diesem Grund übernehmen die Bezirkskliniken Schwaben die wissenschaftliche Begleitung des Projekts.
„Da der Drogenkonsum in unserer Gesellschaft insbesondere bei jungen Menschen deutlich zunimmt, ist es wichtig, dass wir gute Hilfsangebote machen können“, sagt Prof. Markus Jäger, Ärztlicher Direktor des Bezirkskrankenhauses Kempten.
Vergleich mit dem Modellprojekt in Augsburg
Erkenntnisse durch die wissenschaftliche Begleitung erhoffen sich die Beteiligten auch durch den Vergleich mit dem Modellprojekt „Stärkung der Suchthilfe in Augsburg“, das im vergangenen Jahr angelaufen ist. Das Projekt in der Fuggerstadt, das vom Bezirk mit rund 1,25 Millionen Euro gefördert wird, baut die örtliche Suchthilfe aus und untersucht unter anderem neue Aspekte in der Versorgung suchtkranker Menschen.
kb
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