Erlangen schröpft Bergkirchweih – „So können wir nicht weitermachen“
In weniger als drei Monaten soll wieder der Bär auf der Erlanger Bergkirchweih steppen. Festwirte befürchten das Ende des Familienfestes, weil die Stadt immer mehr die Hand aufhält.
Erlangen - Noch ruht der Berg. Aber wenige Monate vor dem Start der Erlanger Bergkirchweih wehen seine Klagelaute schon unüberhörbar durch die Stadt. Nachdem Erlangen die Gebühren kräftig angehoben hat, scheint die Vorfreude auf den Beginn der „fünften Jahreszeit“ dahin.
Entla´s-Festwirt mit klarer Ansage an die Stadt Erlangen
Wirte wie Vincenz Schiller vom beliebten Entla`s Keller fürchten um die Familienfreundlichkeit des Volksfestes. „So können wir nicht weitermachen. Die Stadt muss die Nebenkosten endlich in den Griff bekommen, damit die Bergkirchweih für die Besucher bezahlbar bleibt“, findet Schiller und fordert die Stadt auf, überflüssige Ausgaben zu streichen. „Das System der Abrechnung ist wie eine Nebenkosten-Abrechnung zwischen Vermieter und Mieter“, erläutert dagegen der Bergreferent und erntet postwendend Widerspruch.

„Ein Mieter bekommt wenigstens eine Nebenkostenabrechnung. Wir haben dagegen überhaupt keine Einsicht in die einzelnen Positionen“, kritisiert Schiller und fordert mehr Transparenz. „Das wäre der erste Schritt, um die Kosten langfristig wieder zu senken“, sagt Schiller und befürchtet, dass die Preise auf dem Berg in diesem Jahr weiter steigen. Darin ist sich der Bergfestwirt mit dem Bergreferenten einig. „Die Kosten einer Großveranstaltung sind zuletzt enorm gestiegen und sie werden es vermutlich weiter tun“, befürchtet Beugel fast genau 69 Tage vor dem Start der „fünften Jahreszeit“ in Erlangen.

Besonders stark trifft es die Festwirte, die sich für die Teilnahme je nach Größe etwa doppelt so stark an den Nebenkosten beteiligen sollen. „Als Veranstalter wissen wir, was wir allen Beteiligten hier zumuten“, hat der für das beliebte Volksfest zuständige Wirtschaftsreferent der Stadt, Konrad Beugel, durchaus selbstkritisch gesagt. Die Beträge seien heftig, meinte Beugel nach dem Votum für die Anhebung der Gebühren. Die Kosten, die während des Bergfestes zum Beispiel für Müllentsorgung, Rettungsdienste und Sicherheitskräfte werden - abzüglich eines städtischen Zuschusses - zwischen den Schaustellern und Festwirten nach bestimmten Kriterien wie der Größe umgelegt und aufgeteilt.
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Bergfreunde sehen Festkultur in akuter Gefahr
Freunde der bunten Kirchweih unter Bäumen vom Verein „Bergflair“ sehen bereits die Festkultur in „akuter Gefahr“ durch die dramatischen Kostensteigerungen. Auch die Schausteller müssen für den nächsten „Berg“ einen Preissprung um rund 25 Prozent verkraften und zukünftig rund 250.000 statt bislang 200.000 Euro insgesamt bezahlen. In den letzten Jahren seien die Ausgaben rund um den Berg insgesamt um etwa 20 Prozent gestiegen, während die Platzgelder beispielsweise für Schausteller seit 2017 gleichgeblieben seien, verteidigt die Verwaltung die Erhöhung.
Außerdem lege Erlangen laut „Bergreferent“ Beugel viele Kostenpositionen wie zum Beispiel die Personalkosten der Veranstaltungsleitung oder die nicht unerheblichen Investitionskosten in das Gelände gar nicht um. „Und gerade die Investitionskosten gehen in die Millionen“, verteidigt Beugel den Anstieg und verweist darauf, dass der städtische Zuschuss für die Nebenkosten von 50.000 auf 150.000 Euro sogar verdreifacht werde. Sonst wären die Mehrbelastungen wohl noch deutlich höher ausgefallen. Derweil hoffen die Festwirte vom Entla´s Keller, dass die Stadt die Zeichen der Zeit erkannt hat und das Schrauben an der Preisspirale langsam aber sicher ein Ende hat – damit aus dem beliebten Volksfest unter dem Bäumen kein exklusiver Bezahlevent wird.
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