Attentat auf Demokraten in den USA: Schütze ist Trump-Anhänger
Im Norden der USA werden eine Politikerin und ihr Ehemann erschossen, ein weiteres Paar wird schwer verletzt. Der Täter ist inzwischen in Gewahrsam.
Washington D. C. – Nach den tödlichen Schüssen auf eine Politikerin und ihren Ehemann hat die Polizei den mutmaßlichen Täter im US-Bundesstaat Minnesota gefasst. Das bestätigte Gouverneur Tim Walz bei einer Pressekonferenz am späten Sonntagabend (Ortszeit). Der Verdächtige war seit Samstag auf der Flucht gewesen. Er sei ohne Einsatz von Gewalt festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher. Bei der Suche nach dem Flüchtigen habe es sich um die „größte Fahndung in der Geschichte des Bundesstaates“ gehandelt. Die Behörden gehen davon aus, dass die Taten politisch motiviert sind. Die Demokraten sind über entsetzt.
Der Verdächtige sei am Sonntagabend (Ortszeit) in Sibley County im Süden von Minnesota nahe seinem Wohnort in Gewahrsam genommen worden, berichteten mehrere US-Medien unter Berufung auf Polizeibeamte. Demnach hatten Einsatzkräfte den Verdächtigen in ein Waldstück verfolgt. Kurz darauf habe er sich ergeben. In sozialen Medien kursiert ein Foto, das den Moment der Festnahme zeigen soll.
Trump verurteilt Angriff in Minnesota – Mutmaßlicher Täter soll Trump-Anhänger sein
US-Präsident Donald Trump verurteilte die Tat in Minnesota scharf und sprach von einem „gezielten Angriff auf Staatsbedienstete“. Er kündigte an, alle Beteiligten „mit der vollen Härte des Gesetzes“ verfolgen zu lassen.
Der mutmaßliche Täter, Vance B., galt im Umfeld als gläubiger evangelikaler Christ. Laut Recherchen der Nachrichtenagentur AP beschrieben Freunde und ehemalige Kollegen ihn als regelmäßigen Kirchgänger und Unterstützer von Donald Trump. Ein langjähriger Bekannter sagte dem Sender CNN, B. habe sich klar gegen Abtreibung ausgesprochen und bei der Präsidentschaftswahl für Trump gestimmt.
Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich um einen 57 Jahre alten Mann, der laut Recherchen von US-Medien in der Sicherheitsbranche tätig ist. Vor der Festnahme des Verdächtigen war in der Nähe ein Auto gefunden worden, das ihm gehören soll. Der Mann hatte nach der Tat am Samstag die Flucht ergriffen, woraufhin eine großangelegte Fahndung eingeleitet wurde.
Schütze ist Trump-Unterstützer: Ermittler prüfen Anschlagspläne auf Trump-kritische Demonstrationen
Laut offiziellen Unterlagen war der mutmaßliche Täter im Jahr 2004 im Bundesstaat Oklahoma als Republikaner registriert. Nach seinem Umzug nach Minnesota, wo Wähler keine Parteizugehörigkeit angeben müssen, blieb sein politischer Hintergrund zunächst unklar. Ermittler fanden in seinem Fahrzeug Flugblätter, die laut Behörden darauf hindeuten könnten, dass er auch Angriffe auf Trump-kritische „No Kings“-Demonstrationen geplant hatte.
Einsatzkräfte fanden im Fahrzeug des Verdächtigen neben einer größeren Menge Munition auch eine Liste mit Namen mehrerer Amtsträgerinnen und Amtsträger. Laut dem US-Sender CNN standen auf der Liste unter anderem Politiker aus Minnesota und anderen Bundesstaaten sowie Befürworter des Rechts auf Abtreibung. Die Behörden hatten deshalb befürchtet, dass noch weitere Menschen in Gefahr sein könnten.
Attentat auf Demokraten: Getötete Abgeordnete setzte sich für Abtreibungsrecht und soziale Reformen ein
Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) waren die demokratische Abgeordnete Melissa Hortman, die dem Parlament von Minnesota angehörte, und ihr Ehemann Mark im Wohnhaus des Paares in der Stadt Brooklyn Park erschossen worden. Bei einem weiteren Angriff im nahegelegenen Champlin wurden ein demokratischer Senator aus dem Parlament des Bundesstaates, John Hoffman, und dessen Ehefrau Yvette niedergeschossen und schwer verletzt. Der Senator sei inzwischen auf dem Weg der Genesung, sagte Walz weiter.
Die getötete Politikerin spielte laut New York Times 2023 eine zentrale Rolle bei der Verabschiedung von Gesetzen, die das Recht auf Abtreibung ausweiteten, Marihuana für den Freizeitgebrauch legalisierten und Arbeitgeber verpflichteten, bezahlten Krankenurlaub anzubieten.
Was über den mutmaßlichen Täter bekannt ist:
- Vance B. war im Jahr 2004 im Bundesstaat Oklahoma als Republikaner registriert
- Soll laut Recherchen in der Sicherheitsbranche tätig sein
- Galt im Umfeld als gläubiger evangelikaler Christ
- Freunde beschreiben Vance B. als Unterstützer von Donald Trump
- US-Medien berichten, dass B. gegen Abtreibung und LGBTQ-Personen gepredigt habe
- Soll in der Vergangenheit Missionsarbeit im Ausland gemacht haben
- Soll in einem Gremium mit dem angeschossenen Senator Hoffman gesessen haben
Der Verdächtige gab sich als Polizist aus und eröffnete vor dem Wohnhaus der Hortmans das Feuer
Die Polizei hatte nach dem Angriff auf das Ehepaar Hoffman vorsorglich auch das Wohnhaus der Hortmans überprüft. Dort stießen die Einsatzkräfte auf einen Mann in Polizeiuniform, der sich als Beamter ausgab. In der Einfahrt stand ein Fahrzeug mit Blaulicht. Als die Polizisten den Mann zur Rede stellten, eröffnete er das Feuer – es kam zu einem Schusswechsel. Der Verdächtige floh laut den Behörden zunächst ins Haus und dann vom Tatort. Im Haus fanden die Beamten die Hortmans.
Verdächtige soll in einem Gremium mit dem angeschossenen Senator Hoffman gesessen haben
Der Verdächtige soll laut CNN ein evangelikaler Christ sein. Er habe in der Vergangenheit Missionsarbeit im Ausland gemacht und auch lokale politische Ämter innegehabt, schrieben US-Medien nach Auswertung seiner Online-Profile und verschiedener Dokumente. Demnach soll er in einem Gremium mit dem angeschossenen Senator Hoffman gesessen haben. Ob die beiden sich kannten, war zunächst unklar.
In Afrika habe der Verdächtige versucht, Islamisten zum Christentum zu bekehren, schrieb die Washington Post. Auch zu Rechten von sexuellen Minderheiten äußerte er sich laut CNN kritisch. (dpa)