Kein Geld mehr für Energiepreisbremsen: So viel mehr kosten Strom und Gas durch die Haushaltssperre
Nach dem Urteil aus Karlsruhe hat der Finanzminister eine Haushaltssperre verkündet, die unter anderem auch die Finanzierung der Energiepreisbremsen betrifft. Damit dürften Strom und Gas teurer werden.
Berlin – Eine Woche nach dem Haushaltsurteil des Verfassungsgerichts muss die Bundesregierung immer weitere Teile ihrer Budgets auf Eis legen. Finanzminister Christian Lindner (FDP) belegte am Montagabend (20. November) weite Teile des Haushalts 2023 und am Dienstag auch den Krisenfonds WSF mit einer Ausgabensperre. Damit befinden sich viele Projekte und Investitionen im Schwebezustand, es ist unklar, ob das Geld dafür noch kommt oder nicht. Dazu gehören auch die Energiepreisbremsen, die noch bis Ende März 2024 Verbraucher und Verbraucherinnen vor hohen Heizkosten schützen sollten. Jetzt könnten die Preisbremsen doch früher auslaufen.
Stromkosten könnten bis zu 113 Euro teurer werden
Vor steigenden Kosten warnen demnach auch Verbraucherschützer und Energieexperten. „Verbraucher und Verbraucherinnen sollten sich nicht auf finanzielle Unterstützung durch den Staat bei den Energiepreisen verlassen“, sagt Steffen Suttner, Geschäftsführer Energie bei CHECK24 einer Mitteilung zufolge. „Sollte die Bundesregierung die Verlängerung der Preisbremsen und vor allem die Stabilisierung der Netznutzungsentgelte nicht mehr finanzieren können, würden die Energiepreise zu Beginn des Jahres nochmal deutlich steigen“, lautet seine Einschätzung.
Um wie viel die Preise steigen könnten, hat das Vergleichsportal auch berechnet. Dabei fällt auf, dass der Ausfall der Preisbremsen weniger dramatisch wäre, als der Wegfall der Stabilisierungsgelder für die Netzentgelte. Die könnten nämlich ohne staatliche Abfederung deutlich steigen, was sich am Strompreis bemerkbar machen würde. Auch mit staatlicher Abfederung sollen die Netzentgelte um durchschnittliche elf Prozent ansteigen.
Musterhaushalt à 5000 kWh/Jahr | |
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Mehrkosten ohne Strompreisbremse | + 13 Euro |
Mehrkosten ohne Netzentgeltstabilisierung | + 100 Euro |
Gesamtkosten Strom 2024 | 1897 Euro |
Sollten Energiepreise aufgrund von Engpässen diesen Winter wieder in die Höhe schnellen - was nicht ausgeschlossen werden kann - dann würde das Verbraucher und Verbraucherinnen hart treffen. Ohne Strompreisbremse würden sie diese Mehrkosten nämlich zahlen müssen. Aktuell wird der Preis bei 40 Cent pro kWh gedeckelt.
Allerdings schätzt das Vergleichsportal Verivox die Lage etwas weniger dramatisch ein. „Die durchschnittlichen Stromkosten würden sich durch den Wegfall der Preisbremse kaum bewegen“, heißt es der Einschätzung des Portals nach. Doch berücksichtigt Verivox nicht die Netznutzungsentgelte bei der Berechnung.
Kosten für Gas ohne Gaspreisbremse steigen moderat an
Musterhaushalt à 20.000 kWh/Jahr | |
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Mehrkosten ohne Gaspreisbremse | + 44 Euro |
Mehrkosten durch Erhöhung der Mehrwertsteuer | + 176 Euro |
Gesamtkosten Gas 2024 | 2576 Euro |
Auch hier wichtig zu betonen: Dies gilt nur, wenn die Gaspreise am Markt stabil bleiben. Sollte es zu einer Energiekrise kommen, fielen die Kosten noch höher aus, der Staat könnte nicht abfedern. Durch die Gaspreisbremse wird der Gaspreis aktuell für Verbraucher und Verbraucherinnen stabil bei 12 Cent pro kWh gehalten.
Verivox kommt auf ein Plus von 26 Euro im Jahr, sollte die Gaspreisbremse wegfallen. Die Mehrkosten durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer berechnet das Portal als ebenfalls weniger drastisch: Ein Musterhaushalt mit 20.000 kWh/Jahr an Verbrauch muss mit Kosten von 2411 Euro rechnen, anstatt 2393 Euro, mit Gaspreisbremse und niedriger Mehrwertsteuer.

Beide Vergleichsportale empfehlen aber generell, jetzt nach Wechselangeboten Ausschau zu halten, da die Neukundenangebote vor allem bei Gasverträgen deutlich gesunken sind. „Verbraucher und Verbraucherinnen sollten jetzt aktiv werden und ihren Anbieter wechseln. So können sie beim Gas im Schnitt 1.011 Euro sparen“, sagt Steffen Suttner von CHECK24. Das sieht der Chef von Verivox, Daniel Puschmann, ganz ähnlich: „Verbraucherinnen und Verbraucher sollten das Preisbremsen-Wirrwarr hinter sich lassen und in einen neuen Tarif wechseln. Diese liegen flächendeckend weit unterhalb der Preisbremsen. Niemand sollte noch mit einem staatlich subventionierten Tarif in das neue Jahr starten, wenn es nicht sein muss“.