Seinen Führerschein machte er vor 77 Jahren. Heute ist der 94-jährige Konrad Huber immer noch mit dem Auto unterwegs - und hat eine klare Meinung zu Fahrsicherheitstests.
Mammendorf - „Begleitetes Fahren“ gab es noch nicht, als Konrad Huber einen Monat vor seinem 17. Geburtstag den Führerschein machte. Er saß von Anfang an allein hinterm Steuer. Fahren konnte er sowieso schon lange, da hätte es die eineinhalb Fahrstunden, die er absolvierte, gar nicht gebraucht. Heute ist Konrad Huber 94 – und immer noch sicher im Straßenverkehr unterwegs.
„Ich bin mit Benzin aufgezogen worden“, scherzt der Senior. Seine Eltern betrieben ein Fuhrunternehmen. Der Bub interessierte sich schon früh für alles, was vier Räder und einen Motor hat. Als Vierjähriger kletterte er auf den Fahrersitz des väterlichen Opel, drehte den Schlüssel („damals ließ man die Autoschlüssel noch stecken“) - und setzte den Wagen prompt an die Garagenwand. Es blieb sein einziger Unfall in neun Jahrzehnten.
Der alte graue Lappen
Konrad Hubers Führerschein ist noch der alte graue „Lappen“, ausgestellt am 2. Oktober 1947. Der 16-Jährige bekam die Fahrerlaubnis damals mit Sondergenehmigung, weil er im elterlichen Fuhrbetrieb gebraucht wurde. „Ich musste damals zum Bezirksarzt nach Bruck. Der hat mir die geistige und körperliche Fähigkeit zum Autofahren bestätigt“, erinnert sich der Mammendorfer. Mit 21 erwarb er den Lkw-Führerschein, transportierte Baumaterialien über weite Strecken auf katastrophalen Straßen. „Da hat man Fahren gelernt.“
Heute ist Konrad Hubers weiteste Strecke die von Mammendorf nach Bruck. Dorthin fährt er jede Woche gemeinsam mit seiner Frau, zum Einkaufen und zum Arzt.
Fernfahrer, später Kreisbauamt
Er lässt sich regelmäßig auf seine Fahrtauglichkeit durchchecken. „Ich weiß, was Verantwortung ist“, betont der 94-Jährige. „Man muss seine Grenze kennen.“ Bis jetzt aber, fügt er schmunzelnd hinzu, sei er noch nicht an seine Grenze gekommen, was das Autofahren betrifft. „Wenn ich hinterm Steuer sitze, geht’s mir am allerbesten.“ Dass er nur auf einem Auge sieht, behindert ihn nicht. Die Sehkraft auf der anderen Seite hat er bereits als junger Mann eingebüßt, als ihm bei Reparaturarbeiten am Auto ein Splitter ins Auge flog. „Damals hatte man noch keine Schutzbrillen.“ Die Tätigkeit als Fernfahrer tauschte er später gegen eine Stelle im Kreisbauamt, wo er bis zur Rente im Straßenbau tätig war.
An seinem Mercedes, Baujahr 1987, hat der Rentner immer selbst die Reifen gewechselt und Wartungsarbeiten ausgeführt. „Bis ich 80 war, hat den Wagen keiner anlangen dürfen.“ Trotz 380 000 Kilometern auf dem Tacho ist das Auto noch genauso fit wie sein Besitzer. „Sowas wird heute nicht mehr gebaut“, sagt Enkelin Ramona Wagler und lacht. Sie gehört zu den wenigen Menschen, die Konrad Huber auch mal chauffieren dürfen. Ansonsten sitzt er nicht gern auf dem Beifahrersitz.
Wie es im Straßenverkehr heute zugeht – darüber kann er Mammendorfer nur den Kopf schütteln. „Es gibt keine Höflichkeit mehr, keine Rücksichtnahme. Jedem pressiert’s nur noch. Das hat sich ganz schlecht entwickelt.“ Für ihn ist defensives, vorausschauendes Fahren selbstverständlich. „Man muss für die anderen mitdenken.“
Klares Votum für Fahrtests
Und was hält der 94-Jährige von verpflichtenden Fahrtests für Ältere, wie sie gelegentlich in der Öffentlichkeit diskutiert werden? „Ich bin dafür“, sagt der Senior prompt. „Manche Leute gehören schon mit 70 nicht mehr hinters Steuer.“ Andererseits könne man aber auch nicht Menschen ab einem bestimmten Alter die Fahrtüchtigkeit generell absprechen, findet Ramona Wagler. Ihr Opa ist dafür der beste Beweis.
Huber informiert sich nach wie vor über alle Neuerungen in der Straßenverkehrsordnung. Er will keinen Fehler machen. Würde er nur in den kleinsten Unfall verwickelt, würde man ihm nahelegen, den Führerschein abzugeben, fürchtet er. Selbst, wenn er gar nicht schuld wäre. Und das will er auf jeden Fall vermeiden.