Bei Putin-Treffen begeht Trump-Verhandler schwerwiegende Fehltritte – „echte Nachteilsposition“

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Steve Witkoff verlässt sich im Kreml auf Putins Dolmetscherin. Ein Fehler, der ihn laut Experten in eine nachteilige Position bringen könnte.

Moskau – Ursprünglich hatte US-Präsident Donald Trump Steve Witkoff als Sondergesandten für den Nahen Osten ernannt. Trotz mangelnder diplomatischer Erfahrung übernahm der 68-Jährige im Laufe der Zeit auch Aufgaben in den Verhandlungen zum Ukraine-Krieg. Dabei traf Witkoff mehrfach mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin zusammen – und brach zuletzt ein langjähriges Protokoll.

Witkoff verzichtete bei Putin-Treffen auf eigenen Dolmetscher

Bei den Treffen mit dem Kremlchef am 11. Februar, 13. März und 11. April in Russland verließ sich Witkoff auf die Übersetzerin des Kremls, wie ein US-Beamter und zwei weitere westliche Beamte NBC News mitteilten. Dadurch bestand die Gefahr, dass Nuancen in Putins Aussagen verloren gingen und Witkoff die Aussagen nicht unabhängig überprüfen konnte, so die Quellen weiter. Michael McFaul, ein ehemaliger US-Botschafter in Russland, beurteilte die Nutzung des Kreml-Dolmetschers als „eine sehr schlechte Idee“, die Witkoff „in eine echte Nachteilsposition“ gebracht habe.

Trumps Sondergesandter Steve Witkoff (zweiter von links) bei einem Treffen am 25. April mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kreml in Moskau.
Trumps Sondergesandter Steve Witkoff (zweiter von links) bei einem Treffen am 25. April mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin im Kreml in Moskau. © IMAGO/Kristina Kormilitsyna / ITAR-TASS

McFaul erklärte weiter: „Ich spreche Russisch und habe bei demselben Treffen sowohl Kreml- als auch US-Dolmetschern zugehört, und die Sprache ist nie dieselbe.“ Experten betonen, dass die Verwendung eines eigenen Dolmetschers sicherstellt, dass nicht anwesende US-Regierungsmitglieder eine korrekte Abschrift des Gesprächs erhalten, ein sogenanntes Memcom. McFaul erläuterte gegenüber NBC News, dass er am Ende jedes Treffens zusammen mit dem Dolmetscher sicherstellte, „dass wir alles richtig verstanden hatten und das ‚Memcom‘ genau richtig war. Mit einem russischen Beamten ist das nicht möglich.“

US-Denkfabrik warnt: Witkoffs Aussagen spielen Putin in die Karten

Offenbar war dies nicht Witkoffs einziger Fehltritt. Ein Video vom 25. April zeigt den US-Sondergesandten allein beim Betreten des Verhandlungsraums, obwohl es bei solch komplexen Verhandlungen üblich ist, von Beratern oder Experten begleitet zu werden. Experten kritisieren den früheren Immobilieninvestor ohnehin wegen seiner fehlenden Expertise. In einem Bericht der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) hieß es, Witkoff habe „unkritisch mehrere unzutreffende russische Behauptungen“ über die Ukraine übernommen.

Im Gespräch mit dem ehemaligen Fox News-Moderator Tucker Carlson behauptete der US-Sondergesandte etwa, Russland habe „fünf Regionen in der Ukraine zurückerobert.“ Tatsächlich hatte Moskau die Gebiete Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson sowie die Halbinsel Krim völkerrechtswidrig besetzt. In vier dieser Regionen führte der Kreml 2022 Scheinreferenden durch, um die Annexion zu legitimieren. Die ISW-Experten kritisieren weiter: „Witkoffs Aussage über die ‚Rückeroberung‘ dieser Gebiete [...] untermauert die Rechtfertigungen des Kremls für seine expansionistischen Gebietsforderungen.“

Witkoff in der Kreml-Falle: Die Dolmetscherin, die auch für Naryschkin arbeitet

Das Video aus dem Kreml zeigt ein weiteres Detail: Witkoff deutet zu Beginn auf eine Frau am Tisch und fragt: „Dolmetscherin?“, was Putin bejaht. „Von der Botschaft?“, fragt Witkoff weiter und auch das wird bestätigt. War Witkoff der Meinung, die Dolmetscherin sei von der US-Botschaft in Moskau geschickt worden? Laut Recherchen des Investigativjournalisten Christo Grozev handelt es sich um eine von der Regierung ernannte Übersetzerin, die neben Putin auch für andere hochrangige russische Politiker sowie für den Leiter des russischen Auslandsgeheimdienstes Sergei Naryschkin übersetzt. Grozev hält dies für „beunruhigend“.

Die Frage sei laut Grozev, ob Witkoff wirklich dachte, die Dolmetscherin sei von der US-Botschaft geschickt worden, oder ob – was „vielleicht noch schlimmer ist“ – die US-Regierung sich täuschen ließ. Anna Kelly, die stellvertretende Pressesprecherin des Weißen Hauses, erklärte, Witkoff habe sich „in Abstimmung mit dem Außenministerium an alle Sicherheitsprotokolle“ gehalten. Auf Nachfrage von NBC News identifizierte Kelly die russische Übersetzerin allerdings nicht. Indes betonte US-Präsident Trump am Samstagabend (10. Mai, Ortszeit) erneut eine Fortsetzung der Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Kriegs. Er werde „weiterhin mit beiden Seiten zusammenarbeiten“, um den Krieg in der Ukraine zu beenden, schrieb er auf seiner Plattform Truth Social.

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