„Mein Ortsteil“: Das ganze Dorf ist ein Verein

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Sabine Reitner an ihrem Lieblingsplatz, einer Bank auf einer Anhöhe südlich von Längenmoos. © Ulrike Osman

Es gibt in Längenmoos keinen einzigen Verein. Dafür könnte man aber sagen, das ganze Dorf ist ein Verein. Wenn es darum geht, den Maibaum aufzustellen oder das jährliche Dorffest zu organisieren, helfen alle zusammen – auch ohne Vorstand und formelle Strukturen.

Längenmoos - Bis etwa zum Jahrtausendwechsel kümmerte sich die ältere Generation um die Festivitäten. Dann schlief das Ganze ein, bis eine neue Generation junger Erwachsener nachgewachsen war. „2006 haben wir den Maibaum wieder ins Leben gerufen“, erzählt Sabine Reitner. Daran war die heute 35-Jährige maßgeblich beteiligt.

Auch das Dorffest stellten sie und ihre Freunde wieder auf die Beine. Im Vorfeld gab es vereinzelt Kommentare von der Sorte „Ihr habt’s ja einen Vogel“ – doch das Fest war gut besucht und hat sich seitdem längst wieder im Längenmooser Jahreskalender etabliert. Dann sitzen Jung und Alt beeinander im Zelt in einem Privatgarten, den die Eigentümer für den Anlass zur Verfügung stellen.

Das Ortsschild von Längenmoos.
Hoch oben steht das Ortsschild von Längemoos © Ulrike Osman

Es gibt Gegrilltes, manchmal Live-Musik und manchmal Musik aus der Anlage. Keine Bar, aber einen Weißbierwagen. Keine Cocktails, aber Schnapsrunden, die von Tisch zu Tisch gehen. Das Fest wird nicht beworben. Es soll keine Besucherscharen von außerhalb anziehen, sondern eine heimelige, überschaubare Veranstaltung bleiben – ein Fest für den Zusammenhalt. „Das ist so schön“, sagt Sabine Reitner.

Sie mag es, wenn sie die langgezogene Hauptstraße entlanggeht und jeden kennt, der ihr entgegenkommt. „Die Gemeinschaft ist es, was das Leben hier ausmacht.“ Wobei sie den Weg mit ihren dreieinhalbjährigen Zwillingen während des Berufsverkehrs meidet, denn es gibt an der Ortsdurchfahrt keinen Gehweg.

Seiner länglichen Form verdankt das 143-Einwohner-Dorf auch seinen Namen. Erstmals urkundlich erwähnt wird es im Jahr 1085 als „Lenginmoos“. „Das bedeutet so viel wie langgestrecktes Moos“, heißt es in der Chronik Mittelstettens. Hierher gehört der Weiler bereits seit 1818.

Die kleine Kapelle in Längenmoos
Besonderheit: die kleine Kapelle. © Ulrike Osman

Eine Besonderheit ist die Kapelle St. Maria, zentral neben dem Maibaum und einer herrlichen alten Linde gelegen. Das kleine weiß verputzte Gotteshaus befindet sich im Besitz der politischen Gemeinde. Gottesdienste werden hier nicht abgehalten. Doch wenn ein Dorfbewohner stirbt, läuten seine Angehörigen die Glocke in der Kapelle. Auch der Rosenkranz für den Verstorbenen wird hier gebetet.

Ein weiterer schöner Platz liegt südlich des Weilers, ein paar Hundert Meter jenseits des Ortsschilds. Die von einem Baum beschattete Bank auf einer Anhöhe an einer Weggabelung des Schwedenwegs ist ein Lieblingsplatz vieler Einwohner. „Wenn man an einem lauen Sommerabend jemanden antreffen will, geht man am besten hierher“, sagt Sabine Reitner.

Der Maibaum in Längenmoos
Der Maibaum: Seit 2006 wird er wieder aufgestellt. © Ulrike Osman

Auch sie selbst sitzt gerne hier. „Bei gutem Wetter sieht man bis zum Olympiaturm. Und man kann die Flieger beobachten, wie sie ihre Schleifen drehen und sich zum Landeanflug auf den Münchner Flughafen einreihen, direkt neben dem Kirchturm von Günzlhofen.“ Auf das Nachbardorf hat man von hier aus ebenfalls eine schöne Aussicht.

Traditionell gibt es enge Verbindungen nach Günzlhofen. Gemeinsam mit dem dortigen Chor wird alle vier Jahre das Maibaumaufstellen vorbereitet. Die Längenmooser Kinder gingen früher in Günzlhofen zur Schule. Und viele Einwohner sind Mitglied in einem der Vereine des Nachbardorfs.

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