Von Weßling an die Weltspitze

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Ein großer Moment: Korbinian Geibel gewann im April 2025 mit den Eisbären Berlin die Deutsche Meisterschaft. Da durfte die Runde mit Pokal nicht fehlen. © IMAGO/Matthias Koch

Der Weßlinger Korbinian Geibel gewann mit den Eisbären Berlin die deutsche Eishockey-Meisterschaft, an diesem Samstag steht er zum Auftakt der Weltmeisterschaft in Dänemark wieder auf dem Eis. Dabei machte er die ersten Schritte auf dem Weßlinger See – mit zwei linken Schuhen.

Weßling - Rund 1150 Kilometer oder knapp zehn Autostunden liegen zwischen Weßling oder auch Germering und dem dänischen Herning. Dort beginnt an diesem Samstagnachmittag für die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft mit der Partie gegen Aufsteiger Ungarn die Weltmeisterschaft. Mit dabei der 22-jährige Korbinian Geibel, den mit den Orten im Starnberger und Brucker Landkreis viel verbindet: die ersten Versuche auf dem Eis, die ersten Schritte in die Karriere. Deren vorläufiger Höhepunkt war die deutsche Meisterschaft mit den Eisbären Berlin Ende April.

Den ersten Schubser dazu hat genau genommen die um zwei Jahre ältere Schwester Antonia gegeben. „Die hat sich zu Weihnachten Schlittschuhe gewünscht“, erzählt Mutter Nathalie Geibel im Rückblick auf das Jahr 2006. „Ich möchte auch welche“, meldete sich der damals viereinhalb Jahre alte Korbinian zu Wort.

Die Eltern erfüllten ihm den Wunsch, mussten aber beim Auspacken der gerade gekauften Schlittschuhe zu Hause feststellen, dass da zwei linke Schuhe eingepackt waren. Für den eisbegeisterten kleinen Jungen war das allerdings kein Hindernis: „Dann lauf’ ich eben mit zwei linken.“

Das gelang auf dem Weßlinger See und beim Publikumslauf im Germeringer Polariom. Dort entstand auch der Kontakt zu den Wanderers. Fürs Eishockey angemeldet werden konnte der kleine Korbinian aber erst mit sechs. Doch schon vorher war zu spüren, dass den Jungen die Leidenschaft für das Eishockey gepackt hatte. „Er hat jeden Tag gefragt, wann er endlich richtig mitspielen darf“, erzählt Vater Henning Geibel.

Von 2008 ab trat dann Korbinian Geibel in den verschiedenen Nachwuchsmannschaften der Wanderers Germering an, blieb aber auch gewissermaßen dem kleinsten See im Fünfseenland treu. „Sobald es kalt war und der Weßlinger See gefroren, war er mit seinen Freunden drauf“, berichten die Eltern. Das hat sich bis heute gehalten, selbst als gestandener Profi. „Das sind meine Wurzeln, das werde ich nicht vergessen“, betont der Nationalspieler gegenüber dem Starnberger Merkur auch selbst.

Und er weiß es zu schätzen, wo er seine ersten Kniffe als Eishockeyspieler gelernt hat. So hat er im November des vergangenen Jahres auch mal ein Nachwuchstraining des Germeringer Klubs besucht. „Ich schau’ immer wieder mal nach, wie der sich in der Landesliga schlägt“, so Geibel.

Erste Runden auf dem Eis des Weßlinger Sees: Korbinian Geibel als Bub.
Erste Runden auf dem Eis des Weßlinger Sees: Korbinian Geibel als Bub. © privat

Bereits mit 13 wagte der in Starnberg geborene Geibel den nächsten Karrieresprung, wechselte zum ESV Kaufbeuren. Das war schon rein logistisch eine Herausforderung, denn der Schüler besuchte zunächst weiter das Carl-Spitzweg-Gymnasium in Germering. Mutter Nathalie, bewundert auch knapp zehn Jahre später das Durchhaltevermögen des Sohnes. „Er hat nur zweimal ein Training verpasst, wegen Schulaufgaben.“

Während Geibels Zeit in Kaufbeuren wurde schließlich Sven Felski auf ihn aufmerksam. Felski gilt in Berlin als Eishockey-Legende und war dort um 2018 Nachwuchs-Koordinator. Inzwischen ist Felski dort Vorstandsvorsitzender der Eisbären Juniors. Nachdem Felski den jungen Oberbayern über den Campus der Eisbären geführt hatte, zeigte er sich beeindruckt. „Zugesagt hat er mit einem schlichten Ja“, erinnert sich die Mutter.

Reisen zur Weltmeisterschaft nach Herning: die Eltern Nathalie und Henning Geibel  am Weßlinger See
Reisen zur Weltmeisterschaft nach Herning: die Eltern Nathalie und Henning Geibel am Weßlinger See © Andrea Jaksch

Viele Kilometer haben die Eltern in der Germeringer und Kaufbeurener Zeit des Sohnes hinter sich gebracht, um den Sohn zu Training, Turnieren und Spielen zu bringen. Nun werden es über 1000 mehr, es geht zum Daumendrücken vor Ort nach Herning. Nathalie und Henning Geibel wissen dabei ganz Weßling hinter sich. „Allein was wir an Reaktionen nach der Deutschen Meisterschaft erhalten haben, war einfach super.“ In so einem kleinen Ort halte man eben zusammen. Auch die Gemeinde gratuliert voller Stolz auf ihrer Internetseite: „Wir freuen uns sehr über Korbinians herausragenden sportlichen Werdegang“, heißt es dort. Für Korbinian selbst war das ein gigantisches Gefühl, als der Titelgewinn feststand: „14 000 Fans im eigenen Stadion, und du schwebst mit dem Pokal über das Eis.“

Wenn der See zufriert, ist auch Geibel nicht weit.
Wenn der See zufriert, ist auch Geibel nicht weit. © privat

Geibel ist auch in Dänemark ehrgeizig. „Ich möchte mein Bestes geben und der Mannschaft ins Viertelfinale helfen.“ Doch er denkt schon in seinen jungen Jahren über die reine Karriere hinaus, er studiert Ernährungswissenschaften. „Meine Erfahrung als Spieler und dann das Studium, das kann man sicher prima kombinieren.“ Doch Geibel will weiter einen Schritt vor den anderen setzen. „Erst mal noch Erfahrung als Spieler sammeln.“ Und Momente wie die nach der Meisterschaft genießen.

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