Plötzlich saftige Nebenkostenabrechnung: Mieter sollen dreimal so viel zahlen
In Zeilsheim sollen Mieter dreimal so viel Nebenkosten zahlen wie im Vorjahr. Ein Frankfurter Mieterverein zweifelt die Berechnungen an und fordert eine Überprüfung.
Frankfurt - In einigen Haushalten in der Bielefelder Straße in Zeilsheim dürfte die Weihnachtsstimmung im vergangenen Dezember ein wenig eingetrübt gewesen sein. Kurz vor den Feiertagen nämlich waren die Nebenkostenabrechnungen des Vermieters in den Briefkästen gelandet – mit erheblichen Nachzahlungsforderungen. Das hat jetzt den Mieterverein Höchster Wohnen auf den Plan gerufen.
Beim Treffen mit Mietern in der Siedlung an der Bielefelder Straße präsentiert der Vereinsvorsitzende Sieghard Pawlik Zahlen, die schon heftig sind. Für eine kleine Wohnung mit 52 Quadratmetern Wohnfläche verlangte die Vonovia eine Nebenkostennachzahlung von 2500 Euro. Für eine große Wohnung errechnete der in Bochum ansässige Wohnungskonzern eine Nachzahlung von 7900 Euro. So etwas überfordert manche Mieter, selbst wenn die Forderungen gerechtfertigt sein mögen.
Genau daran hat Pawlik aber seine Zweifel. Nur ist das nicht genau nachweisbar, und das hat mit den Spezialitäten der Heizkostenabrechnungen zu tun.
Verbrauchssteigerung laut Frankfurter Mietverein nicht ausreichend nachgewiesen
Zwar gibt es Wärmemengenzähler an allen Heizkörpern der betroffenen Wohnungen, die sind leicht ablesbar, jeder Mieter hat die Möglichkeit, den Verbrauch des abgerechneten Jahres mit dem der Vorjahre zu vergleichen. Aber nur die Hälfte der Energiekosten wird nach Verbrauch auf die 52 Wohnungen verteilt, die betroffen sind. Die andere Hälfte wird nach Quadratmetern abgerechnet. Will man dies nachvollziehen, muss man die Gesamtheizungskosten für die gesamte Siedlung kennen.
Die aber hätten sich für 2023 gegenüber 2022 verdreifacht, hat Pawlik den Nebenkostenabrechnungen entnommen. Nach rechtlicher Einschätzung seines Vereins ist diese Verbrauchssteigerung nicht ausreichend nachgewiesen. Und plausibel sei es auch nicht: Weshalb sollte in 52 Wohnungen in einem Jahr dreimal so viel Heizenergie verbraucht werden, wie im Vorjahr?
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Wie Vonovia-Pressesprecher Olaf Frei dieser Zeitung gegenüber berichtete, wurde die Anlage technisch überprüft, es hätten sich keine Unstimmigkeiten ergeben. „Dennoch haben wir eine umfängliche Überprüfung veranlasst”, so Frei. Das Unternehmen hat nach seinen Worten die Mieter auch darüber informiert, dass die Mahnungen bis nach Ende dieser Überprüfungen ausgesetzt seien. Mehr lasse sich nicht sagen, bevor die Prüfungen nicht abgeschlossen seien.
Mieterschützer rät Nachzahlungsforderungen in Frankfurt zu widersprechen
Pawlik allerdings rät den Mietern, nicht einfach nur abzuwarten. Sie sollten der Nachzahlungsforderung widersprechen und keinesfalls überweisen. Wenn die Vermieterin eine Einzugsermächtigung habe, sollten die Vermieter die abgebuchten Beträge zurückholen. In einem Punkt sollten die Mieter aber aufpassen: Oft werden Nachzahlungen und regelmäßige Mietzahlungen gemeinsam abgebucht. Wer den Gesamtbetrag zurückholt, solle unbedingt die Miete wieder überwiesen. Nicht gezahlte Mieten eröffneten der Vermieterin neue rechtliche Möglichkeiten.
Bei einem anderen Thema wiederum wollen es vom Mieterverein unterstützte Mieter auf Klagen ankommen lassen – es geht um die Rauchmelder. Vonovia baue sie in alle Räume ein, stufe dies als Modernisierung ein und erhöhe die Miete entsprechend. Dabei sei nach Landesrecht der Einbau nur in Schlafzimmern und Fluchtwegen verbindlich.
Frei weist in dem Zusammenhang auf ein Interview hin, das die zuständige Vonovia-Bereichsleiterin Elke Fischer zu den Rauchwarnmeldern gegeben hat. Sie weist darin alle Bedenken zurück, die sich wegen der Funkübertragung von Daten aus den Geräten ergeben haben und betont, das Unternehmen halte sich an geltendes Recht. Wenn der Mieterverein das anders sieht, wird womöglich tatsächlich eine Entscheidung durch ein Gericht notwendig. (Manfred Becht)
Im vergangenen Jahr ist in Frankfurt ein aktualisierter Mietspiegel in Kraft getreten. Der Spielraum für Erhöhungen ist dadurch gestiegen.