Vorstand bestätigt Plattform-Bau: Millionen-Auftrag für deutsches VW-Werk
Das VW-Werk in Kassel wird eine zentrale Rolle in der Entwicklung und Produktion der „Scalable Systems Platform“ spielen.
Baunatal – Für die 15.100 Mitarbeiter im VW-Werk Kassel in Baunatal ist es sicher eine richtig gute Nachricht: VW-Vorstandschef Oliver Blume bestätigte am Rand der Jahrespressekonferenz des Konzerns am Dienstag in Wolfsburg im Gespräch mit der HNA offiziell die Vergabe der Fertigung der „Scalable Systems Platform“ (SSP) an das nordhessische Werk. Eine Million Einheiten dieser VW-Zukunfts-Plattform samt E-Antrieb sollen später pro Jahr gebaut werden. „Es ist ein richtig großer Umfang“, sagte Blume.
Auf der Plattform sollen alle neuen Elektrofahrzeuge des Konzerns rollen, also quasi alles nach dem jüngst von VW vorgestellten Einsteigermodell ID.Every1 für rund 20.000 Euro. Weitere Fahrzeuge mit einem Kaufpreis um 25.000 Euro sollen laut Blume bei der IAA 2025 in München vorgestellt werden. Der VW-Vorstandschef bestätigte gegenüber unserer Zeitung, dass das Werk Kassel sowohl als Entwickler als auch als Produzent für die SSP eine große Rolle spielen wird. Das gilt auch für den dafür vorgesehenen neuen Pulswechselrichter. Blume: „In Summe sind das rund 1 Million Einheiten pro Jahr mit einem großen Umfang.“ Alle neuen E-Modelle von VW sollen darauf aufgebaut werden. „Insofern steht für Kassel da eine große Zukunft bevor.“
VW-Fahrzeugplattformen sollen in Baunatal entstehen
Das sieht auch Baunatals Werkleiter Jörg Fenstermann so: „Die Elektrifizierung der Mobilität stellt für uns bei Volkswagen Group Components in Kassel eine enorme Chance dar“, sagte er auf Anfrage. Am Vormittag hatte er sich zunächst noch zurückhaltend geäußert, er wollte vermutlich den Nachrichten des Vorstandes nicht vorgreifen. Das Werk bereite sich darauf vor, „den Übergang zur Scalable Systems Platform (SSP) zu unterstützen“.

Damit werden in Baunatal künftig verstärkt Fahrzeugplattformen auch für andere Marken des Konzerns gefertigt. Blume: „Die gesamte Elektromobilität, die wir in Zukunft im Volkswagen Konzern ausrollen, wird auf dieser SSP laufen.“
Vorstandschef Blume geht davon aus, dass mit der Markteinführung der kleinen E-Modelle das Geschäft auf der Unternehmensseite angekurbelt wird. VW sei vorbereitet, „wenn die Kunden auf Elektromobilität umsteigen“. Und: „Wir setzen auf die Elektromobilität.“ Von der Politik wünscht sich VW die Förderung der Ladeinfrastruktur und niedrigere Energiepreise.
Noch fährt VW zweigleisig
Finanzvorstand Arno Antlitz machte deutlich, dass VW zunächst auch die Verbrenner-Modelle wettbewerbsfähig halten wolle. Aufgrund dieser Doppelbelastung für den Konzern könne er allerdings auch nur „einen verhaltenen Ausblick“ auf die Geschäftsentwicklung geben. Ab 2025/2026 werde der Konzern aber nach und nach weniger in die Verbrennungstechnik investieren.
Natürlich stand aus Sicht des VW-Werkes Kassel in Baunatal die Bestätigung des Millionen-Auftrages zur Fertigung der neuen Elektroauto-Plattform SSP (Scalable System Platform) durch den Vorstand ganz oben an. Alle künftigen Elektromodelle des Konzerns sollen schon bald auf der im Werk Kassel in Baunatal entwickelten und gefertigten Plattform rollen, sagte Vorstandsvorsitzender Oliver Blume am Rand der Jahrespressekonferenz von Volkswagen gegenüber der HNA.
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Das VW-Werk in Kassel spiele bei der Entwicklung neuer Plattformen und Antriebsstränge eine große Rolle, sagte Blume. Die Zukunftsplattform sei jetzt konzipiert. Als führende Entwickler arbeiteten Volkswagen, Audi und Porsche zusammen. Kassel spiele auch bei der Produktion der Mechatronik und der E-Maschinen in diesem Antriebsstrang eine große Rolle.

„Wir werden dann eine spezielle Software-Architektur auf diese SSP setzen“, so Blume. Dafür sei die Kooperation mit dem US-Unternehmen Rivian gedacht. Von dem Eigenschaftsprofil werde das nochmal ein riesiger Sprung sein zu den Plattformen, die derzeit am Start sind.
Der Vorstandschef hofft auf günstigere Rahmenbedingungen zum weiteren Ausbau der E-Mobilität in Deutschland. Von der Bundesregierung erwarte er eine verstärkte Förderung der Ladeinfrastruktur, sagte er. Auch bei den Energiepreisen liege Deutschland gegenüber vielen Ländern in Europa zu hoch. „Da besteht Handlungsbedarf.“ Als Kaufanreiz für Kunden kann sich der VW-Vorstandschef ein Steuermodell vorstellen. „Das funktioniert dann so wie mit der Handwerkerrechnung“. Den Kauf eines E-Autos könne man als Anschaffung bei der Steuererklärung mit einreichen.
Jahrespressekonferenz von VW in Wolfsburg
Der VW-Vorstand ging bei der Jahrespressekonferenz in Wolfsburg auch auf die jüngsten Sparbeschlüsse ein, die mit dem Tarifabschluss Ende 2024 vereinbart wurden. Demnach sollen bis 2030 insgesamt 35.000 Stellen an den deutschen Standorten wegfallen. Dabei komme dem Konzern zunächst die demografische Kurve entgegen, sagte Blume. Außerdem würden neue Angebote für Altersteilzeit und Abfindungen aufgelegt. Finanzvorstand Arno Antlitz mahnte allerdings, dass man auch mit weniger Mitarbeitern weiterhin in der Lage sein müsse, die Autos in gleicher Qualität produzieren zu können.
Im Werk Kassel arbeiten nach Angaben eines Sprechers derzeit 15.100 Frauen und Männer. Rund ein Drittel ist bereits in der E-Mobilität beschäftigt. Nach Informationen der HNA wird derzeit viel Energie in die Transformation des Standortes hin zu E-Mobilität gesteckt. (Sven Kühling)