Ausschreitungen gegen Putin: Video aus Georgien zeigt heftige Straßenschlachten
Die proeuropäische Opposition in Georgien fürchtet eine Übernahme des Kaukasus-Landes durch Wladimir Putins Moskau-Regime. Ein Video dokumentiert brutale Straßenschlachten.
Tiflis – Georgien. Das kleine Land im Kaukasus und am Schwarzen Meer soll schon lange im Visier des Moskau-Regimes aus Russland sein. Was, während in Europa der Ukraine-Krieg tobt, bei vielen Bürgerinnen und Bürgern für offensichtlich große Sorgen sorgt.
Ausschreitungen in Georgien: Furcht vor Wladimir Putins Russland-Regime entlädt sich
Diese Furcht vor dem brutalen Kreml-Autokraten Wladimir Putin entlädt sich Anfang Dezember 2024 in Georgien ungehemmt in heftigen Krawallen in der Hauptstadt Tiflis, die seit wenigen Jahren eigentlich als Touristen-und Reise-Geheimtipp gilt. Doch: Polizei-Einheiten und proeuropäische Demonstrierende liefern sich in diesen Tagen genau hier brutale Straßenschlachten. Laut Behördenberichten gibt es immer wieder Verletzte und Festnahmen zu verzeichnen. So sollen in den vergangenen Tagen mehrere Hunderte Personen festgenommen worden sein.
Die Krawalle und Ausschreitungen sind eine Folge der polarisierenden Parlamentswahl Ende Oktober, deren Ergebnis die Russland-kritische und EU-freundliche Opposition nicht anerkennen will. Sie spricht stattdessen von mutmaßlicher Manipulation und Wahl-Fälschung, angeblich gefördert durch Moskau. Ein Video, das im Sozialen Netzwerk X die Runde macht, dokumentiert nun, wie heftig die Straßenschlachten in Tiflis sind.
Krawalle in Georgien: Feuerwerksvideo von Demonstrationen in Tiflis aufgetaucht
Zu sehen ist ein mutmaßlicher Demonstrant, wie sich dieser mit einer wohl selbstgebauten Feuerwerkskanone behelmten Polizei-Truppen entgegenstellt und offenbar auf die Sicherheitskräfte das Feuer eröffnet. Bei seiner eigenwilligen Konstruktion handelt es sich offenbar um eine Art Blech- oder Metalltrommel aus der heraus er reihenweise Feuerwerkskörper und -raketen zündet, die wild verstreut und unter grellen Farben durch eine Straße in Richtung der Polizisten fliegen. Diese erwidern die Attacke mit einem Wasserwerfer, was den Demonstranten anfangs jedoch nicht hindert.
Andere Demonstranten suchen dagegen hinter Häuserwänden Schutz vor der gewalttätigen Auseinandersetzung. Seit Anfang der Woche nehmen die Krawalle stetig zu. Denn: Das georgische Verfassungsgericht hatte am Dienstag (3. Dezember) einen Antrag auf Annullierung des Ergebnisses der Parlamentswahl zurückgewiesen. Die Russland-freundliche Regierungspartei „Georgischer Traum“ hatte laut offiziellem Ergebnis die Parlamentswahl mit einer deutliche Mehrheit von rund 54 Prozent gewonnen. Der Partei steht der polarisierende Milliardär Bidsina Iwanischwili vor, dem eine große Nähe zum Kreml nachgesagt wird.
Georgien | |
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Einwohnerinnen und Einwohner: | 3,7 Millionen |
Fläche: | 57.215 km² |
Hauptstadt: | Tiflis (rund 1,08 Millionen Einwohner) |
Grenzen mit: | Russland, Aserbaidschan, Armenien, Türkei |
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Georgien-Unruhen: Oppositionsführer Nika Gwaramia angeblich bewusstlos geschlagen
Der georgische Ministerpräsident Irakli Kobachidse hatte den Demonstrierenden indes mit harten Strafen gedroht. Ehe der heute 46-Jährige im Februar 2024 Premierminister wurde, war er Vorsitzender der Partei „Georgischer Traum“. An diesem Mittwoch (4. Dezember) drohten die Krawalle nun endgültig zu eskalieren, als Berichte die Runde machten, Oppositionsführer Nika Gwaramia sei angeblich von der Polizei festgenommen und bewusstlos geprügelt worden. Die größte Oppositionspartei des Landes, „Koalition für den Wandel“, teilte auf dem Kurznachrichtendienst X ein Video, auf dem zu sehen ist, wie mehrere Personen einen offenbar reglosen Mann auf einer Straße wegtragen.
Angeblich soll es sich in dem Video um Gwaramia handeln, was sich bis am frühen Mittwochabend (Stand: 17.45 Uhr) nicht unabhängig verifizieren ließ. Die georgische Präsidentin Salome Surabischwili hatte das Ergebnis der Parlamentswahl in ihrem Land sogar als durchgehend verfälscht kritisiert und die Bürgerinnen sowie Bürger offiziell aufgerufen, auf die Straßen zu gehen und gegen die mutmaßliche Wahlmanipulation zu protestieren. Die 72-jährige Surabischwili ist das demokratisch gewählte Staatsoberhaupt des kleinen Landes mit seinen rund 3,7 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern. Sie gilt als proeuropäisch eingestellt und als Putin-Kritikerin.
Georgien und Russland: Putins Moskau-Regime ließ 2008 Panzer einrücken
Das Misstrauen gegenüber dem Kreml ist historisch bedingt: Im Kaukasuskrieg 2008 war die russische Armee völkerrechtswidrig mit hunderten Panzern in Georgien eingerückt. Seither sind die abtrünnigen georgischen Provinzen Südossetien und Abchasien als international nicht anerkannte Republiken durch die russischen Streitkräfte besetzt. Und damit rund 20 Prozent des georgischen Staatsgebietes. (pm)