Spitzingsee: Aiwanger besucht Wildfütterung - Position zwischen Wald und Wild bezogen

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Prominenter Gast: Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger im Gespräch mit Forstbetriebsleiter Jörg Meyer (r.). © thomas plettenberg

Bayerns Wirtschaftsminister Huber Aiwanger hat sich am Spitzingsee den Hintergrund von Wildfütterungen erklären lassen. Dabei trat er als Vermittler zwischen Wald und Wild auf.

Spitzingsee – Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW), der erst seit Kurzem für die Jagd und die Bayerischen Staatsforsten zuständig ist, hat oberhalb des Spitzingsees seinen Antrittsbesuch in freier Natur absolviert. Im Rahmen einer Schaufütterung am Wintergatter Klausgraben ließ sich der Vize-Regierungschef unter anderem von Forstbetriebsleiter Jörg Meyer, von Berufsjäger Engelbert Holzner sowie von Martin Neumeyer, Vorstandsvorsitzender der Staatsforsten, den Ablauf und den Hintergrund der Wildfütterung erklären. Dabei positionierte sich Aiwanger – selbst passionierter Jäger – im Konfliktfeld von Jagd und Forst zwischen den Fronten. „Ich versuche, die zerstrittenen Parteien wieder etwas zusammenzubringen“, erklärte der Wirtschaftsminister vor dem Tross aus Medienvertretern, die die Schaufütterung mitverfolgten.

Jedoch forderte Aiwanger auch eine „ideologiefreie Debatte“. Waldbauern und Jäger hätten mit der Verjüngung des Waldes eine gemeinsame große Aufgabe. Diese müsse aber nicht nur seitens der Jagd, sondern auch waldbaulich angestrengt werden. „Es bringt nichts, wenn der Jäger quasi den Weg freischießt, der Umbau waldbaulich aber gar nicht gewünscht ist“, sagte der Wirtschaftsminister gegenüber unserer Zeitung.

Fütterungen gesetzlich vorgeschrieben

Auch die Fütterung selbst sei ein sehr wichtiges, in der Öffentlichkeit emotional diskutiertes Thema. So gebe es etwa die Meinung, Jäger würden die Hirsche nur füttern, damit sie dicke Geweihe bekämen. „Das ist natürlich Unsinn“, stellte Aiwanger klar. Die Fütterung sei nicht nur gesetzlich vorgeschrieben, sondern auch aus Sicht des Waldbaus sinnvoll.

Prominenter Gast: Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger im Gespräch mit Forstbetriebsleiter Jörg Meyer (r.).
Prominenter Gast: Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger im Gespräch mit Forstbetriebsleiter Jörg Meyer (r.). © thomas plettenberg

Zuvor hatte Meyer erklärt, die Fütterung an insgesamt zehn Stellen im Bereich des Forstbetriebs Schliersee könne Verbissschäden im Wald vermeiden. So würden die Tiere durch die Fütterung einerseits räumlich gelenkt und damit besser verteilt. Andererseits würde das Rotwild weniger schälen, wenn es artgerecht gefüttert werde. Auch für das Wild selbst ist die Fütterung wichtig, wie Neumeyer aufzeigte. „Wir kümmern uns um das Überleben des Wildes“, betonte der Vorstandsvorsitzende.

Aiwanger will Wald und Wild „vernünftig ausbalancieren“

Meyer ergänzte, das Rotwild sei bei seiner Nahrungssuche früher bis München gezogen. „Heute ist der besiedelte Bereich für das Wild kaum noch nutzbar.“ Seit 1975 gebe es deshalb am Klausgraben die Wildfütterung. Erst sei sie frei angelegt gewesen, später wurde der 25 Hektar große Bereich eingezäunt. Etwa 55 Tiere verbringen laut Meyer jedes Jahr den Winter in diesem Bereich, der gleichzeitig Teil des behördlich festgelegten Wildschutzgebiets ist. Seit Anfang Dezember gilt hier – mit Ausnahme der geführten Schaufütterungen – striktes Betretungsverbot. Die Rückzugsorte seien wichtig für das Wild, um Energie zu sparen, erinnerte Meyer einmal mehr beim Ortstermin, wo sich schon nach kurzer Zeit Rotwild an der Futterstelle einfand. Mit Heu aus erstem und zweitem Schnitt angelockt hatte die Tiere Johannes Ecker, der vom Forstbetrieb seit zwei Jahren zum Revierjäger ausgebildet wird. Das Futter brachte Ecker vor einer schneeweißen Bilderbuchkulisse mit einem Holzschlitten zu den Futterkrippen auf 1100 Metern Höhe.

Aiwanger, der mit Winterstiefeln und grünem Hut gekommen war, nutzte diesen Hintergrund für Interviews, wobei er seinem Tenor treu blieb. Die Debatte Wald und Wild werde schon seit Jahrhunderten emotional geführt – „und sie wird emotional bleiben“. Der Mensch sei mit der Natur und der Tierwelt gleichermaßen verbunden, was zu Zielkonflikten führe. „Wir als Bayerische Staatsforsten und in der bayerischen Jagdpolitik sind aufgefordert, diese Dinge vernünftig auszubalancieren – damit Wald und Wild in einer vernünftigen Balance sind.“ nap

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