Orbán sieht Westen auf „Verliererstraße“ gegen Putin – und fordert Waffenstillstand

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Viktor Orbán glaubt nicht an einen westlichen Sieg im Ukraine-Krieg. Deutschland müsse sich nur die Lage an der Front ansehen.

Berlin – Viktor Orbán ist unter anderem wegen seiner Haltung gegenüber Wladimir Putin ein Außenseiter in der EU. Der ungarische Regierungschef beteiligt sich nicht an Waffenlieferungen an die Ukraine, bezieht weiterhin Gas aus Russland und kritisiert immer wieder die vermeintlich weltfremde Haltung Deutschlands zum Ukraine-Krieg.

Am Rande von Orbáns Besuch in Berlin wies er erneut darauf hin, dass sich Deutschland seiner Meinung nach auf der falschen Spur im Umgang mit Putin befinde. Im Interview mit dem umstrittenen Journalisten Gabor Steingart, Ex-Handelsblatt-Chefredakteur und Gründer des Medienunternehmens Media Pioneer, sagte Orbán, der Westen habe sich in diesen Krieg eingemischt und müsse jetzt anerkennen zu verlieren.

„Wir verlieren den Krieg und jemand sollte die Verantwortung dafür tragen“

„Die Frage ist, ob man in einem Krieg ist, um zu verlieren oder zu gewinnen, und jetzt verlieren wir und jemand sollte die Verantwortung dafür tragen“, sagt Orbán zur aktuellen Lage in der Ukraine in einem Teil des Interviews, das Steingart in einem Gastbeitrag vorab im Focus veröffentlichte.

Andere EU Mitglieder, allen voran Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, werfen Orbán immer wieder vor, die Ukraine an die russischen Besatzer aufgeben zu wollen. „In keiner europäischen Sprache ist Frieden gleichbedeutend mit Kapitulation und Souveränität mit Besatzung“, sagte von der Leyen zuletzt.

Orbán zu Ukraine-Krieg: „Befinden uns auf Verliererstraße“

Doch Orbán ist trotz des Vorstoßes ukrainischer Streitkräfte auf russisches Territorium in den letzten Wochen überzeugt vom militärischen Scheitern des Westens: „Ich bin überrascht, dass es von Deutschland aus nicht offensichtlich ist, dass wir verlieren. Wenn man sich die militärische Situation an der Front anschaut, die Handlungsfähigkeit der beiden Kriegsparteien, dann ist es offensichtlich, dass wir uns im Moment auf der Verliererstraße befinden“, sagt er zu Steingart.

Sein Vorschlag für den Ukraine-Krieg: Waffenstillstand auf diplomatischem Weg. Dafür pflegt Orbán als Vorsitzender des Europäischen Rates Kontakte in alle Richtungen. Auf seiner jüngsten Weltreise traf er sich etwa mit Wolodymyr Selenskyj in Kiew, Wladimir Putin in Moskau, Xi Jinping in Peking sowie Joe Biden und Donald Trump in den USA.

Orbán hält diplomatische Lösung des Ukraine-Kriegs unter Trump für möglich

Waffenstillstand ist Orbáns Mantra, wenn es um den Ukraine-Krieg geht. „Ich möchte sowohl die Ukrainer als auch die Russen davon überzeugen, dass es besser ist, jetzt eine Feuerpause zu verabreden, die dann Spielraum für Verhandlungen schafft. Weder Kiew noch Moskau sind mit dieser Idee zufrieden. Beide glauben, dass die Zeit auf ihrer Seite ist. Das war der Grund, warum ich nach China und in die Vereinigten Staaten gereist bin.“

Orbán unterstützt öffentlich Donald Trump bei der US-Wahl 2024 und sieht im Sieg des Republikaners eine Chance für das Ende des Ukraine-Krieges. Trump selbst hatte immer wieder damit prahlt, den Konflikt in 24 Stunden beenden zu können, sollte er die Wahl gewinnen. (lm)

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