Nach Horror-Hochwasser 2024: Das planen die Kommunen an der Glonn für den Hochwasserschutz

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Teile von Hohenkammer versanken im Juni 2024 in den Wassermassen des Flusses Glonn, wie diese Luftaufnahme zeigt. Links im Bild ist das Schloss Hohenkammer zu sehen. © Drohnengruppe Feuerwehren Landkreis Freising

Das Hochwasser im Juni 2024 hat vor allem an der Glonn massive Schäden angerichtet. Die Landräte und Bürgermeister der anliegenden Gemeinden werden nun in Sachen Hochwasserschutz aktiv.

Landkreis – „Zum Austausch über präventiven Hochwasserschutz an der Glonn trafen sich jüngst Landrat Petz und sein Dachauer Amtskollege Stefan Löwl mit Bürgermeistern der Anlieger-Gemeinden beider Landkreise, den Kreisbrandräten Manfred Danner (Freising) und Georg Reischl (Dachau) sowie Vertreterinnen und Vertretern des Wasserwirtschaftsamts München im großen Sitzungssaal des Landratsamts“, schreibt Landramt-Pressesprecher Robert Stangl.

„Die Glonn in ein Meer verwandelt“

Die Bilder bleiben im Kopf. Anfang Juni 2024 hatte sintflutartiger Regen „die Glonn in ein Meer verwandelt“, wie es Landrat Petz ausdrückte. „Wir zwischen Allershausen und Hohenkammer waren ein großer Retentionsraum“, sagte Allershausens Bürgermeister Martin Vaas. Der heftigste Regen war seinerzeit im Landkreis Dachau niedergegangen, das angesammelte Wasser flutete zunächst die dortigen Ortschaften und kam später als Welle auch in Allershausen und Hohenkammer an. Deswegen entstand die Idee, die gesamte Glonn als Flussgebietseinheit zu betrachten und sich landkreisübergreifend Maßnahmen zu überlegen. Landrat Löwl bedankte sich bei Landrat Petz für diese Initiative, denn: „Wir sind eine Schicksalsgemeinschaft.“ Landrat Helmut Petz betonte: „Wir haben während der Krise in Erwägung gezogen, aktiv Dämme zu öffnen, damit das Wasser abfließen kann.“ Später wurden im Rahmen von Begehungen und Gesprächen Ideen in den Gemeinden gesammelt.

Die beiden Landräte Helmut Petz und Stefan Löwl (Mitte) begrüßten die Bürgermeister der vom Glonn-Hochwasser betroffenen Kommunen. Mit dabei: FW-Kreisrat und MdL Benno Zierer.
Die Landräte Helmut Petz und Stefan Löwl (Mitte) begrüßten die Bürgermeister der vom Glonn-Hochwasser betroffenen Kommunen. Mit dabei: MdL Benno Zierer. © Lehmann

„Schon das kleinste Rückhaltebecken kann etwas zum Hochwasserschutz beitragen“, sagte Stefan Homilius, Leiter des Wasserwirtschaftsamts München. Berechnungen seiner Behörde zufolge bräuchte es jedoch im Falle eines Starkregenereignisses wie im Juni 2024 beispielsweise rund 350 „klassische kommunale Becken“, um das Hochwasser so zu drosseln, dass es in Hohenkammer keine Schäden gebe.

Petz: „Schnell in die Umsetzung kommen“

Gemeinschaftliches Handeln ist nun auch der angestrebte Weg. „Wichtig ist, dass wir gemeinsame Sache machen“, sagte Mario Berti, Rathauschef aus Hohenkammer. Aus der Runde kam schließlich die Anregung, eine Zweckvereinbarung zu schließen und einen Solidaritätsfonds als finanzielle Grundlage einzurichten. Jede Gemeinde soll Vorschläge für Schutzmaßnahmen abgeben, deren Umsetzbarkeit und Priorisierung wiederum das Wasserwirtschaftsamt oder ein Ingenieurbüro prüfen sollen. „Mit der richtigen Kommunikationsstrategie sollen die Bürgerinnen und Bürger in dem Prozess mitgenommen werden“, schreibt Robert Stangl weiter. „Wichtig ist, dass wir jetzt schnell in die Umsetzung kommen“, betonte Landrat Petz. Er wandte sich an Homilius und wollte wissen, ob das Wasserwirtschaftsamt die Problemschwerpunkte entlang der Glonn herausarbeiten könne. „Wir wissen, wo es knirscht“, antwortete Homilius. „Und zwar dort, wo die Leute in gefährdete Gebiete hineinbauen.“ Grundsätzlich gelte es, Überschwemmungsgebiete von Bebauung freizuhalten.

Hoffen auf den Gesetzgeber

Ein sehr konkreter Vorschlag kam von Markt Indersdorfs Bürgermeister Franz Obesser. Wenn man zwei Straßen, die senkrecht zur Glonn verlaufen, erhöhen würde, sagte Obesser, „könnten wir mehr als eine Millionen Kubikmeter Wasser zurückhalten“. Diese Maßnahme würde allen Anwesenden helfen, so seine Meinung. „Wenn wir das schnell, ohne großen Aufwand machen können, hätten wir auch schnell ein Ergebnis.“ Doch hier stoßen die Kommunen oftmals auf Hindernisse. Grundstücke stehen nicht zur Verfügung, Genehmigungen dauern lange. Ein ähnliches Problem schilderte Helmut Zech, der Bürgermeister von Pfaffenhofen an der Glonn. Man habe bereits Grundstücke erworben: „Ich hoffe auf den Gesetzgeber, dass wir problemlos landwirtschaftliche Flächen fluten dürfen, ohne große Planungen.“ Die notwendigen Verwaltungsverfahren müssten dringend schlanker werden, antwortete Landrat Petz. „Ich würde nicht auf den Gesetzgeber warten. Wir brauchen pragmatische Lösungen.“
ft

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