Stimmungswechsel vor US-Wahl – Trump mag Selenskyj plötzlich

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Donald Trump hetzt gerne gegen Ukraine-Hilfen. Doch kurz vor der US-Wahl reicht er Wolodymyr Selenskyj die Hand.

Washington, D.C. – Noch vergangene Woche hat Donald Trump die Stärke des russischen Militärs gelobt. Die USA müssten sofort aus dem Ukraine-Krieg aussteigen, die Truppen aus Kiew hätten keine Chance zu gewinnen, sagte Trump. Er als Präsident könne den Konflikt allerdings sofort beenden – auch wegen seiner vermeintlich guten Kontakte zu Wladimir Putin.

„Biden und Kamala (Harris) haben uns in diesen Krieg in der Ukraine hineingezogen, und jetzt können sie uns nicht herausholen“, sagte Trump bei einer Wahlkampfveranstaltung in Georgia in gewohnter Argumentationsmanier. Wolodymyr Selenskyj sei „der größte Verkäufer der Welt“ und unterstütze die Demokraten nur, um an Geld für seinen Krieg zu kommen.

Trump habe als US-Präsident „ein gutes Verhältnis“ zu Selenskyj gehabt

Trump kritisierte Selenskyj Anfang September auch dafür, dass er sich geweigert habe, mit Russland einen „Deal“ zu machen, und warf ihm vor, „kleine böse Verleumdungen“ gegen ihn zu machen. Doch jetzt überrascht Trump mit versöhnlichen Tönen gegenüber dem ukrainischen Präsidenten.

Er kehrt seine jüngste Rhetorik um und sagt plötzlich, er „mag“ Selenskyj. Darüber berichtet die Kyiv Post unter Berufung auf Informationen der Washington Post. Trump soll außerdem gesagt haben, er hätte während seiner Amtszeit als US-Präsident „ein gutes Verhältnis“ zu Selenskyj gehabt.

Selenskyj spielt Schlüsselrolle in Trumps Amtsenthebungsverfahren

Nach einem persönlichen Treffen zwischen den beiden am 27. September in New York City habe Trump seinen Kurs laut Kyiv Post geändert. Der Republikaner lobte Selenskyj auf einer anschließenden Pressekonferenz unter anderem dafür, dass er den Ermittlern angeblich nicht bei den Ermittlungen zu Trumps erstem Amtsenthebungsverfahren geholfen habe.

Im Mittelpunkt des Amtsenthebungsverfahrens stand ein Telefonat zwischen den beiden im Jahr 2019, in dem Trump beschuldigt wurde, Militärhilfe zurückgehalten zu haben, um Selenskyj unter Druck zu setzen, Ermittlungen gegen den Sohn von Präsident Joe Biden, Hunter Biden, einzuleiten.

Trump dankt Selenskyj kur vor US-Wahl – „doch Krieg geht weiter“

Selenskyj sagte damals, das Telefonat sei normal gewesen und er wolle nicht in die damaligen US-Wahlen verwickelt werden. Für die Zurückhaltung dankte ihm Trump jetzt. Selenskyj habe damals nichts falsch gemacht und in ihrem jüngsten Treffen habe Trump „viel gelernt“. Der Krieg gehe jedoch weiter und seine Ansichten, den Krieg „so schnell wie möglich“ zu beenden, hätten sich nicht geändert. Wie Trump den Ukraine-Krieg beenden möchte, hat er bisher nicht erklärt.

Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump gemeinsam auf einer Pressekonferenz im Trump Tower.
Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump gemeinsam auf einer Pressekonferenz im Trump Tower. © IMAGO/Ukraine Presidency

Russland kritisiert „Siegesplan“: „Auf Ukraine wartet Enttäuschung“

In Russland wird die Beziehung zwischen der Ukraine und den USA mit Skepsis beobachtet. Laut dpa äußerte die Moskauer Tageszeitung Kommersant nach Selenskyjs Besuch in New York unter anderem Kritik an der Intransparenz und Einseitigkeit von Selenskyjs „Siegesplan“. Ob Demokraten oder Republikaner die US-Wahl 2024 gewinnen, scheint dabei nicht zentral.

„In Kiew hoffen sie, dass Joe Biden, Kamala Harris und Donald Trump nach der Kenntnisnahme des Inhalts des Plans, der nach Worten von Wolodymyr Selenskyj zum Frieden führen muss, ihn für die einzig wahre Strategie halten und ihn unterstützen. Doch hier wartete eine Enttäuschung auf die Ukraine“, schreibt Kommersant. (lm)

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