Knapp 130.000 Euro inklusive Rente im Jahr: Seniorin spricht über ihre Ausgaben
Eine Frau bezieht rund 10.000 Euro Rente monatlich. Obwohl Geld für sie und ihren Lebenspartner keine große Rolle spielt, verzichten sie auf Luxus.
München – Die Rente ist hierzulande ein sensibles Thema. Bei vielen reicht das Geld im Ruhestand hinten und vorne nicht. So galten in Deutschland im Jahr 2022 fast ein Fünftel aller Personen ab 65 Jahren als armutsgefährdet, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Demnach sind Frauen mit 20,3 Prozent stärker betroffen als Männer mit einer durchschnittlichen Quote von 15,9 Prozent.
Doch es gibt auch Ausnahmen: Eine Seniorin bezieht nach eigenen Angaben knapp 130.000 Euro Rente im Jahr. Das sind heruntergerechnet über 10.000 Euro monatlich – ein Betrag, von dem viele nur träumen können. Selbst mit der von Grünen-Chefin Ricarda Lang geschätzten Durchschnittsrente von 2000 Euro pro Monat müssten sich Rentner weniger finanzielle Sorgen machen.
Knapp 130.000 Euro Rente: „Thema ist Geld vor allem dann, wenn man zu wenig davon hat“
Im Gespräch mit dem Spiegel verrät die Seniorin, wie der Betrag zustande kommt: „77.000 Euro habe ich freiberuflich im vergangenen Jahr brutto verdient. 3438 Euro an Rente und Betriebsrente kommen im Monat dazu. Ebenso 870 Euro an Mieteinnahmen für ein Haus in Süddeutschland, das ich von meinen Eltern geerbt habe.“ In Rente ist sie seit einem Jahr.
In den Siebzigern studierte die Seniorin Anglistik, Romanistik und Germanistik auf Lehramt und absolvierte später ihr Referendariat. Allerdings fand sie keine Anstellung, da es damals einen Überfluss an Lehrkräften gab. Also zog es die mittlerweile 66-Jährige in die Medien- und Kommunikationsbranche, wo sie als Werbetexterin und später als Geschäftsführerin ihr Geld verdiente.
Tätigkeit | Rentnerin mit freiberuflichem Nebenjob in der Kommunikation |
Durchschnittliche Wochenarbeitszeit | 20 Stunden |
Einkommen pro Jahr | rund 128.000 Euro brutto |
Jüngster Abschluss | Lehramtsstudium / Referendariat |
Die Seniorin gibt zu: „Mit meiner selbstständigen Halbtagstätigkeit und meiner Rente verdiene ich jetzt fast besser als im Berufsleben, wo ich Vollzeit gearbeitet habe.“ Ihr Lebenspartner ist ebenso Rentner, arbeitet aber in Vollzeit weiter. Finanzielle Sorgen? Fehlanzeige. „Ein Thema ist Geld vor allem dann, wenn man zu wenig davon hat. Das ist bei uns zum Glück nicht der Fall.“
Trotzdem musste sie schon einmal den Gürtel enger schnallen: „Als das mit der Inflation losging, fand ich die Lebensmittelpreise schon extrem“, so die 66-Jährige. „Da habe ich schon penibel darauf geachtet, was ich zu welchem Preis einkaufe.“ Zudem bereut sie, die geerbte Immobilie nicht verkauft zu haben. „Gerade bringt sie mir noch Miete, aber sie droht ein Geldgrab zu werden.“
Zu Hochphasen einen Lammfellmantel für 1500 Euro: Seniorin spricht über ihre Ausgaben
Doch wofür gibt die Rentnerin die knapp 130.000 Euro Gehalt aus? Dem Reporter vom Spiegel erzählt sie, dass es ein gutes Gefühl sei, zum Beispiel das Esszimmer zu renovieren, wenn ihr danach sei. „Zu finanziellen Hochphasen habe ich mir in der Mittagspause auch mal einen Lammfellmantel für 1500 Euro gekauft“, gesteht sie. „Das würde ich heute so auch nicht mehr machen.“
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Für Lebensmittel geben sie und ihr Lebenspartner in der Woche etwa 250 Euro aus. „Einmal in der Woche gehen wir aber mindestens ins Restaurant“, so die Seniorin. „Das ist für mich Luxus, und den gönne ich mir mit meinem Partner auch gern.“ Für das Auto zahlt sie 600 bis 700 Euro im Jahr, denn sie fährt einen zehn Jahre alten Peugeot, „und den auch nur sporadisch“.
Ihre monatlichen Ausgaben für Versicherungen fasst die Rentnerin wie folgt zusammen:
- 357 Euro für die private Krankenversicherung
- 30 Euro für die Hausratsversicherung
- 36 Euro für die Rechtsschutzversicherung
- Zehn Euro für die Haftpflichtversicherung
- Wenige Euro für die Auslandskrankenversicherung
Zu ihren Fixkosten zählen ebenso Gas für 124 Euro und Strom für 81 Euro pro Monat. „264 Euro sind Hausgeld“, erklärt die 66-Jährige. Hinzu kommen 44 Euro für das Yogastudio und im „geringen Maße“ Ausgaben für Theater- sowie Kinobesuche. „Klamotten sind vielleicht noch eine meiner Schwachstellen. Wobei ich mir auch hier seit Jahren angewöhnt habe, Secondhand zu kaufen.“
Urlaub machen sie und ihr Lebenspartner ein- bis zweimal im Jahr. Die Rentnerin erzählt, dass sie zuletzt in Südafrika waren. „Wenn es etwas näher sein soll, reisen wir auch gern nach Griechenland oder mal eine Woche nach England.“ Somit fallen für beide etwa 8000 Euro jährlich an. Dabei beteuert sie, dass es um keine Luxusurlaube handle „Wir leben dann eher im Apartment als im Hotel.“
Die Realität sieht für viele Rentner in Deutschland leider anders aus. Anstatt einen Urlaub zu buchen, wird jeder Cent zweimal umgedreht. Denn wie das Bundesarbeitsministerium offenlegt, wird nur knapp die Hälfte der Vollzeitbeschäftigten eine monatliche Rente von 1500 Euro beziehen. Um den Betrag zu erreichen, müsste 45 Jahre lang 40 Stunden die Woche gearbeitet werden. (cln)