Macht ihn wegen Würmern dicht - "Der Graf braucht kein Geld, er sucht nur Streit": Jetzt eskaliert Zoff um Yachthafen

Heute ist der letzte Tag im Yachthafen Lippe: Im vergangenen Herbst erhielten die Bootsbesitzer in dem Naturhafen an der Hohwachter Bucht ihre Kündigung. Nach dem 31. März 2025 soll der Hafenbetrieb an der Ostsee endgültig eingestellt werden. Die Stege kamen bereits Ende 2024 aus dem Wasser, der Kran ist ebenfalls nicht mehr im Einsatz.

Auch die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, die seit Jahrzehnten ihren Stützpunkt dort hat, zog ihr Seenotrettungsboot „Woltera“ bereits ab. In der letzten Woche zogen die verbliebenen Fischer aus. Die Entscheidung, den idyllischen Hafen auf halber Strecke zwischen Kiel und Fehmarn zu schließen, sei endgültig, hatte der Eigentümer Franz Graf von Waldersee im Dezember gegenüber float erklärt.

"Das ist doch mein Lebenswerk", sagt Graf, der den Yachthafen schließt

Der Gutsbesitzer nannte als Begründung die fortgeschrittene Zerstörung der hölzernen Dalben am Ufer durch den Schiffsbohrwurm. Die Molen drohten abzurutschen, sagte von Waldersee. Die Verkehrssicherung könne er aus Kostengründen nicht übernehmen. „Ich bin sehr traurig, das ist doch mein Lebenswerk“, so von Waldersee im Gespräch mit float.

Sein Vater habe seit den 1960er-Jahren den Hafen aufgebaut und instand gehalten. „Und jetzt kommt da ein Wurm und macht alles kaputt.“ Eine Inspektion habe ergeben, dass sämtliche hölzernen Dalben, auf denen die Mole gründet, marode seien und kurz vor dem Zusammenbruch stehen. „Es handelt sich um die Bohrmuschel, die sich als invasive Art in der westlichen Ostsee ausbreitet.“

Yachthafen-Zoff eskaliert: "Der Graf braucht kein Geld, er sucht nur Streit"

Seine langjährigen Pächter teilen die Darstellung des Grafen von Waldersee nicht. „Die Sanierung ist überhaupt kein Problem“, sagt Thomas Siepke aus Schleswig-Holstein, der für viele Jahre seine Fairline in Lippe liegen hatte. Der Bauunternehmer im Ruhestand glaubt, dass mit vertretbarem Aufwand die beschädigte Gründung wieder in Ordnung zu bringen sei. „Das könnten wir Pächter auch aus eigener Kraft – aber der will nicht.“

Von Seiten des ansässigen Yachtclubs Lippe kommt eine ähnliche Einschätzung: „Der Graf braucht kein Geld, davon hat er genug. Er sucht nur Streit“, sagt der Vereinspräsident Andreas Medelin, der im Norden Hamburgs eine Bosch-Autowerkstatt betreibt. Von Waldersee habe den Bootseignern „in den vergangenen 20 Jahren nur Steine in den Weg gelegt“.

Yachthafen Lippe © Navionics
Auf der Seekarte st die schmale Zufahrt zum Yachthafen Lippe (Hohwachter Bucht) erkennbar © Navionics

Yachtclub-Präsident spricht Machtwort: „Der Verein bleibt in Lippe“

Medelin: „Wir haben ihm schon früher viel Arbeit abgenommen: Den Wasser- und Stromanschluss haben wir finanziert, den Kran angeschafft und ihm schließlich sogar geschenkt.“ Der Yachtclub hat auch weiterhin sein Vereinshaus auf dem Hafengelände. Und nun? „Uns kriegt er da nicht weg“, gibt sich Medelin gegenüber float kämpferisch.

Der Verein berufe sich auf einen mündlich geschlossenen, mehr als 50 Jahre alten Vertrag. Den könne von Waldersee nicht ohne Weiteres kündigen, sagt der Vereinsvorsitzende. Medelin geht davon aus, dass die Treffen und Feierlichkeiten des Yachtclubs weiterhin am Hafen stattfinden. „Er hat probiert uns loszuwerden, uns beim Umweltamt angeschwärzt wegen angeblicher Abwassereinleitung. Hat aber alles nichts genützt. Er kann uns den Zutritt nicht verwehren.“

Yachten parken noch imemr auf dem Gelände: "Die kriegt man da auch gar nicht weg"

Der Vereinsvorsitzende weist darauf hin, dass gut 100 Boote von Pächtern noch immer auf dem Gelände geparkt sind. „Viele davon stehen auf Hafentrailern ohne Zulassung, die kriegt man also auch gar nicht weg.“ Übers Meer können die Boote den Yachthafen Lippe ebenfalls nicht mehr verlassen, da die Hafeneinfahrt bereits seit Monaten versandet ist. Es könnte also noch Ärger geben. Medelin: „Ich bin gespannt, was passiert.“

Viele Vereinsmitglieder seien längst weitergezogen, auch der Hamburger legte seine Bayliner in die rund 30 km entfernte Marina Wendtorf. „Mich hat von Waldersee schon vor Jahren rausgeworfen.“ Doch ausgestanden sei die Sache nicht: Die anliegenden Gemeinden seien an einer Lösung interessiert, kämen aber nicht voran. „Vom Grafen ist nichts zu hören, null.“ Medelin bleibt gelassen: "Ich habe mein Wohnmobil in der Nachbarschaft und schaue regelmäßig vorbei."

Von Roland Wildberg

Das Original zu diesem Beitrag "Widerständiger Yachtclub will nicht weichen" stammt von floatmagazin.