Trumps Öl-Plan geht nach hinten los – „Bohren, Baby“ ist ein „Mythos“

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Trump will die Öl-Industrie der USA entfesseln. Dazu hatte er die Absenkung vieler Hürden beschlossen. Aus der Industrie kommt nun Kritik.

Washington – Schon seit der Wahlkampfphase verspricht US-Präsident Donald Trump niedrigere Energiekosten für alle Amerikaner. Um das zu erreichen, will er die Öl- und Gasproduktion im Land ankurbeln. „Wie ihr mich schon oft habt sagen hören: Wir haben mehr flüssiges Gold unter unseren Füßen als jede andere Nation der Welt“, sagte er Anfang März vor dem US-Kongress. „Ich habe das talentierteste Team überhaupt autorisiert, um die Bergung zu beginnen. Es heißt ‚Bohren, Baby, Bohren.‘“ Die Industrie äußert nun heftige Kritik.

50 Dollar pro Barrel – Trump-Pläne beim Öl könnten für Preissturz sorgen

Zwar kann der Präsident den Öl- und Gasunternehmen nicht einfach befehlen, die Produktion zu erhöhen, aber er kann die Industrie zu mehr Investments ermutigen. Eine Kampagne der Deregulierung soll entsprechende Hürden abbauen und Kosten senken, die bei der Öl- und Erdgasproduktion entstehen. Industriechefs hatten sich zwar positiv über den Abbau der bürokratischen Hürden gefreut, aber scheinbar ist nicht so ganz klar, was Trump wirklich bezweckt.

Donald Trump im Weißen Haus.
Donald Trump im Weißen Haus (Symbolfoto). Trump will die Öl-Industrie der USA entfesseln. Dazu hatte er die Absenkung vieler Hürden beschlossen. Aus der Industrie kommt nun Kritik. © IMAGO / ABACAPRESS

Mitte März, als die Preise auf 65 US-Dollar pro Barrel abrutschten, spricht Trump noch von „phänomenalen Neuigkeiten“. Der Energieminister Chris Wright soll am 10. März dazu gesagt haben, dass die Unternehmen ihre Förderung sogar dann verstärken könnten, wenn die Preise auf 50 US-Dollar fallen. Später aber kann er sich daran nicht mehr erinnern. „Ich glaube nicht, dass ich jemals 50 Dollar pro Barrel erwähnt habe“, zitiert das Nachrichtenportal Bloomberg den Energieminister. „Ich habe immer gesagt, dass alle Waren Nachfrage und Bedarf unterliegen.“ Aktuell kommt zunehmend Sorge darüber auf, dass Trumps Kurs die Ölpreise zu tief drückt.

Trump-Dekret sorgt für Bürokratieabbau bei Öl-Produktion – zumindest auf dem Papier

Was genau hat Trump getan? Gleich nach seiner Vereidigung lässt er eine Flut an Dekreten los, die die USA seiner Meinung nach in die richtige Richtung lenken sollten. „Es liegt im nationalen Interesse, Amerikas billige und verlässliche Energieressourcen zu entfesseln. Das wird amerikanischen Wohlstand wiederherstellen – einschließlich der Männer und Frauen, die von unserer Wirtschaft in den letzten Jahren vergessen wurden“, heißt es dazu im entsprechenden Dekret.

Konkret legt dasselbe Dekret fest, dass alle Behörden darauf geprüft werden sollten, ob sie in irgendeiner Weise die Entwicklung von heimischer Energieressourcen behindern oder erschweren. Die Leiter aller Behörden müssen demnach alle bestehenden Vorschriften, Anordnungen und Richtlinien untersuchen und diejenigen Maßnahmen identifizieren, die eine „unangemessene Belastung“ für die Entwicklung und Nutzung inländischer Energieressourcen bedeuten – „mit besonderem Augenmerk auf Öl, Erdgas, Kohle, Wasserkraft, Biokraftstoffe, kritische Mineralien und Kernenergieressourcen“.

Beschwerden aus der Öl-Industrie – „Trumps ‚Bohren, Baby‘ ist ein Mythos“

Für die Industrie der fossilen Rohstoffe klang das anfangs gut. Mittlerweile aber kommt zunehmend Kritik an Trump und seinem Kurs auf, angeheizt von einer erratischen Zollpolitik. Eine Umfrage, durchgeführt von der Federal Reserve Bank of Dallas zwischen dem 12. und 20. Mai unter Industrie-Chefs, hat deutliche Kritik am Präsidenten zutage gefördert. „Das Chaos der Administration ist ein Desaster für die Gütermärkte“, zitiert das US-Nachrichtenmagazin CNBC einen der befragten Chefs. „Trumps ‚Bohren, Baby, Bohren‘ ist nichts anderes als ein Mythos und ein populistischer Schlachtruf. Zollpolitik ist unvorhersehbar für uns und verfolgt kein klares Ziel. Wir wollen mehr Stabilität.“

Mehrere Führungskräfte hätten dazu gesagt, dass die Stahlzölle der US-Regierung ihre Kosten erhöhen, was die Planung künftiger Projekte erschwere. „Unsicherheit um alles hat sich seit dem letzten Quartal drastisch erhöht“, sagt eine weitere Führungskraft. „Es ist wegen der Unsicherheit rund um stahl-basierte Produkte extrem schwierig, für neue Entwicklungen vorzuplanen.“

Auch die Äußerungen von Regierungsbeamten zu einem möglichen Öl-Rutsch auf 50 Dollar pro Barrel sorgen für Kritik. „Die Drohung, dass es Ölpreise von 50 Dollar pro Barrel geben könnte, hat bei unserer Firma dazu geführt, dass wir die Ausgaben für 2025 und 2026 verringern“, heißt es dazu aus der Industrie. „Bohren, Baby, Bohren“ würde bei solchen Preisen nicht funktionieren. Ölförderanlagen würden fallengelassen werden, die Arbeit in der Ölindustrie würde schrumpfen und die Ölproduktion ebenso.

Warnung aus Russland – zu hohe Öl-Produktion kann zu Niedergang führen

All das kommt zu einem Zeitpunkt, an dem das Kartell der ölfördernden Länder ohnehin über eine Erhöhung der Ölförderung nachdenkt. Im April sollen nach einem im März 2025 gefassten Plan bestimmte Förderungsbeschränkungen der Opec-Länder fallen, was wiederum zu einem Überfluss an den Ölmärkten sorgen kann. Die russische Zentralbank hat in diesem Kontext bereits Sorge geäußert, dass die Kombination aus mehr Förderung in den USA und mehr Förderung in den Opec-Ländern die Preise abrutschen lassen kann. Speziell für Russland zieht die Bank eine Parallele zur Sowjetunion – in den Achtzigern hatte ein fallender Ölpreis zu ihrem Niedergang beigetragen.

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