Sind Aale Schlangen oder Fische? Das ist die wissenschaftliche Antwort

Aale sehen aus wie Schlangen, bewegen sich ähnlich und legen ebenfalls Eier – und dennoch leben sie im Wasser. Also, was sind sie wirklich? Schlangen oder Fische? Das Buch „Die vollständige Anleitung zur Aalzucht“ vom indonesischen Aalexperten Drs. Ruslan Roy gibt die Antwort dazu. 

Klasse der Aale

Auch wenn es bei erstem Anschein für viele nicht so wirkt, werden laut dem Buch Aale eindeutig zur Klasse der Fische gezählt. Sie können demnach keine Schlangen sein – diese gehören schließlich zur Reptilienklasse. 

Trotz einiger Ähnlichkeiten gibt es markante Unterschiede: Schlangen besitzen sichtbare Schuppen, während ihre glitschigen Doppelgänger nur kleinere haben. Zudem unterscheidet sich ihre Atmung: Während Schlangen über Lungen atmen, nehmen Aale den Sauerstoff über ihre Kiemen auf.

Aale
Die Bewegungen von Aalen sind besonders. Getty Images

Unterschiede zu Fischen

Obwohl Aale zur Klasse der Fische gehören, unterscheiden sie sich in mehreren Merkmalen deutlich von anderen Fischarten. Wie die Bildungsplattform „PBS“ erklärt, fällt besonders ihre schlangenartige Fortbewegung auf, die sie von den meisten Meeresbewohnern abhebt. 

Eine weitere Besonderheit: Aale können sogar rückwärts schwimmen, indem sie die Richtung ihrer wellenartigen Körperbewegung umkehren. Anders als viele andere Fische besitzen sie keine Beckenflossen – und bei vielen Aal-Arten fehlen auch die Brustflossen vollständig.

Außerdem sind Aale im Gegensatz zu den meisten Fischen katadrom. Das bedeutet, dass sie den größten Teil ihres Lebens in Süßwasserflüssen und -bächen verbringen, bevor sie zur Fortpflanzung in die Ozeane zurückkehren, in denen sie einst geboren wurden.

Gute Kletterer 

Eine weitere Besonderheit dieser außergewöhnlichen Meeresbewohner sind ihre erstaunlichen Kletterkünste. Europäische Aale sind laut „National Geographic“ in der Lage, feuchte Hindernisse wie Dämme zu überwinden, indem sie sich an glitschigen Oberflächen entlangschlängeln. Berichten zufolge verlassen sie sogar gelegentlich das Wasser, um Felder zu durchqueren und sich dort von Schnecken und Würmern zu ernähren.

3 weitere spannende Merkmale bei Aalen 

  • Nach dem Laichen sterben die Aale. Das macht sie zu sogenannten semelparen Tieren – sie pflanzen sich nur einmal im Leben fort.
  • Vor der Wanderung zur Sargassosee bauen Aale beträchtliche Fettreserven auf, die bis zu 30 % ihres Körpergewichts ausmachen können. Diese Energiereserven sind essenziell, da sie während der monatelangen Wanderung keine Nahrung zu sich nehmen und ausschließlich von diesen Reserven zehren.
  • Europäische Aale können ein erstaunlich hohes Alter erreichen. Während Männchen in der Regel etwa 12 Jahre alt werden, können Weibchen 30 werden. In Ausnahmefällen, wenn sie an der Fortpflanzung gehindert werden, können sie sogar ein Alter von bis zu 50 Jahren erreichen.

3 weitere spannende Merkmale bei Schlangen

  • Neben ihrer typischen schlängelnden Bewegung beherrschen manche Schlangenarten auch das sogenannte Seitwärtsrollen – eine spezielle Fortbewegung, die ihnen hilft, sich effizient über heißen Wüstensand zu bewegen.
  • Schlangen häuten sich, um zu wachsen oder alte, beschädigte Haut loszuwerden. Die Häutung kann je nach Art mehrmals pro Jahr stattfinden.
  • Einige Schlangenarten – wie Grubenottern oder Pythons – verfügen über spezielle Infrarotsensoren in sogenannten Grubenorganen an Kopf oder Lippen. Diese ermöglichen es ihnen, selbst bei völliger Dunkelheit die Körperwärme ihrer Beute zu orten.