Virus-Ausbruch am Gardasee: Bürgermeister spricht über Seewasser-Video und schießt gegen ADAC
Der Notstand am Gardasee scheint überwunden. Die Berichterstattung über die Gesundheitskrise könnte aber Folgen für den Tourismus haben, so die Befürchtung.
Brenzone sul Garda – Über mehrere Tage hatte der ein Ausbruch des Norovirus in der Gemeinde Torri del Benaco am Ostufer des Gardasees (Italien) die ganze Urlaubsregion in Atem gehalten. Hunderte Menschen waren erkrankt, die Gesundheitskrise schlug weit über die Region hinaus hohe Wellen. Nun gibt es seit Mittwoch (3. Juli) Entwarnung, wie der Bürgermeister der betroffenen Ortschaft in einem Facebook-Video mitteilte „Der Notstand ist vorbei“.
Glaubt man dem Tourismussektor, dürften die Auswirkungen der Gesundheitskrise am Gardasee trotzdem noch länger nachhallen. Der regionale Handels- und Tourismusverband beklagt eine „Flut von Stornierungen“ infolge des kurzzeitigen Notstandes. Paolo Formaggioni, der Bürgermeister von Brenzone del Garda, wirft dem ADAC auch deshalb „unbegründeten Alarmismus“ vor.
Norovirus-Ausbruch am Gardasee – Bürgermeister trinkt Wasser aus See: „Mir geht es gut“
Zwischenzeitlich litten mehrere hundert Menschen unter Magen-Darm-Beschwerden. Die genaue Ursache der Kontamination ist nach wie vor unklar. Die betroffene Gemeinde Torri del Benaco hob jedoch bereits am Mittwoch (3. Juli) die Trinkwasser- und Badeverbote auf. Bürgermeister Stefano Nicotra versicherte in den sozialen Medien, dass das Leitungswasser wieder sicher sei. Aktuelle Wasserproben seien negativ auf das Norovirus getestet worden.
Paolo Formaggioni, der Bürgermeister der wenige Kilometer weiter ördlich gelegenen Gemeinde Brenzone sul Garda, hatte mit einer symbolischen Geste auf die gesundheitliche Krise reagiert. Um die Sicherheit des Wassers zu demonstrieren, trank er vor laufenden Kameras ein Glas Wasser aus dem Gardasee.
Die Aktion erregte gemischte Reaktionen. Während einige das medienwirksame Auftreten lobten, äußerten andere in den sozialen Medien vor allem gesundheitliche Bedenken. „Es ist ekelhaft, Seewasser zu trinken“, hieß es etwa in einem Kommentar. Andere Nutzer erkundigten sich nach dem Gesundheitszustand Formaggionis. Auf Anfrage von IPPEN.MEDIA äußerte sich der Bürgermeister der Gardasee-Gemeinde: „Mir geht es sehr gut. Ich bin gesund wie ein Fisch.“
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Gardasee-Bürgermeister kritisiert ADAC: Tourismus „droht durch Panikmache Schaden zu nehmen“
„Nach dem Vorfall in Torri del Benaco letzte Woche dachte ich, dieser spektakuläre Akt würde ein klares Zeichen setzen: Es gibt kein Problem mit der Wasserqualität oder ein Risiko für Touristen“, erklärte Formaggioni den Bewegggrund für die virale Aktion. Die Situation sei sowohl in Brenzone sul Garda als auch in Torri del Benaco und am gesamten Gardasee normal: „Die Menschen schwimmen im See, trinken Leitungswasser und genießen ihren Urlaub.“
„Der Alarmismus entbehrt jeder Grundlage“, sagte Formaggioni in Bezug auf eine Warnung des ADAC für das gesamte Ostufer des Gardasees. Er fügte hinzu: „Deshalb wollte ich ein Zeichen setzen und die Bürger und den Tourismussektor unterstützen, der durch diese Panikmache Schaden zu nehmen droht.“

Die Idee für die Aktion ist jedenfalls nicht neu. Formaggioni gab an, sich an Franco Todesco, dem ehemaligen Präsidenten der Comunità del Garda, orientiert zu haben. Dieser hatte vor 24 Jahren – in Reaktion auf kritische Berichte deutscher Medien über den angeblich schlechten Zustand des Sees – ebenfalls vor Kameras Wasser direkt aus dem See getrunken, um Urlauber von der einwandfreien Qualität des Wassers zu überzeugen.
Nach Norovirus-Ausbruch am Gardasee: Tourismusvertreter zeigen sich besorgt
Die Tourismusvertreter des Handelsverbands Verona und des Hotelverbands Garda Veneto (Confcommercio Verona und Federalberghi Garda Veneto) äußerten in einem Schreiben an den Bürgermeister der betroffenen Gemeinde Torri del Benaco ihre Sorge, dass die Gesundheitskrise auch nach ihrem Ende Auswirkungen auf den Tourismussektor haben könnte.
Sie kritisierten, dass die „mangelhafte Kommunikation zu einem breiten Echo und alarmistischen Artikeln in lokalen, nationalen und auch internationalen Medien, vor allem aus Deutschland“ geführt habe, wie das Portal veronaoggi.it berichtet. Für Aufruhr sorgte vor Monaten auch ein Rentner am Gardasee, der wegen Müllsammelns zu einer saftigen Strafe verdonnert wurde.
Tourismusbranche beklagt „Flut von Stornierungen“ – Bürgermeister lädt Urlauber zum Weintrinken ein
Die Branche sei „in Aufruhr“ und benötige „Zusicherungen und Beiträge, um zumindest einen Teil des beträchtlichen wirtschaftlichen Schadens zu decken, der entstanden ist und noch entstehen wird“, heißt es in dem Schreiben. Dieser äußere sich nicht zuletzt „in einer Flut von Stornierungen“. Die Vertreter der Branche befürchten zudem, „dass sich die Situation in ihrer ganzen Dramatik auch auf die Saison 2025 auswirken könnte.“ Sie fordern von Nicotra eine „großangelegte Werbekampagne.“
Bürgermeister Formaggioni hat indes eine andere Botschaft für Reisende: „Ich lade die Touristen ein, zum Gardasee zu kommen und ein gutes Glas Trinkwasser oder besser noch ein gutes Glas Wein zu genießen.“