Putin nimmt wieder Cherson ins Visier: Armee greift Inseln im Dnipro an
Wladimir Putins Armee geht auch im Süden der Ukraine wieder in die Offensive über. Ziel ist das strategisch wichtige Dnipro-Delta bei Cherson.
Cherson - Wenn auch die Panzer-Verluste der russischen Armee gewaltig sind, ist die Invasionsarmee des Moskau-Machthabers Wladimir Putin im blutigen Ukraine-Krieg erheblich in der Offensive.
Ukraine-Krieg: Russland greift verstärkt im Dnipro-Delta bei Cherson an
Und zwar an verschiedenen Abschnitten der ewig langen Front. Offenbar greifen die russischen Truppen jetzt auch wieder verstärkt an einer Front an, die in den vergangenen Monaten vergleichsweise im Hintergrund blieb. Konkret geht es um das Dnipro-Delta nahe der Großstadt Cherson im Süden der Ukraine.
Die Zahl der täglichen Angriffe habe sich von zwei bis drei auf inzwischen sechs bis zehn erhöht, erzählte Wladislaw Woloschin, ein Sprecher der ukrainischen Streitkräfte, dem staatlichen Fernsehen. Woloschin erklärte: „Der Feind will damit bestimmte Brückenköpfe in der Region bilden.“
Schwere Verluste für die ukrainische Armee im Dnipro-Delta bei Cherson
Die russischen Angriffe seien bislang zurückgeschlagen worden, hieß es aus Kiew. Der Unterlauf des Dnipro ist umkämpft, seit ukrainische Truppen im September 2022 die zwischenzeitlich besetzte Stadt Cherson mit ihren rund 150.000 Einwohnerinnen und Einwohnern zurückerobert hatten. Die ukrainische Armee hatte danach schwere Verluste erlitten, als sie versuchte, mit speziell trainierter Marine-Infanterie und Schlauchbooten das östliche Ufer des Fluss-Deltas wieder einzunehmen. Die heftigen Verluste in dem extrem unwägbaren Gelände sorgten für reichlich Kritik in der Ukraine.
In den vergangenen Monaten hatte Kiew eben jene Versuche beendet, während die russische Artillerie Cherson und die umliegenden Dörfer am westlichen Ufer des Fluss-Deltas weiter beschoss. Immer wieder kommt es in Cherson zu Angriffen russischer Kamikaze-Drohnen, mutmaßlich auch gegen Zivilisten, wie es von ukrainischer Seite heißt. Die Informationen lassen sich indes nicht unabhängig verifizieren.
Der riesige Dnipro mündet südwestlich von Cherson ins Schwarze Meer. Russische Truppen sollen derzeit insbesondere die Dnipro-Inseln südlich von Cherson angreifen. Mit entsprechenden Brückenköpfen wäre eine Attacke mit Infanterie auf die Stadt zumindest wieder denkbar.
Verluste im Ukraine-Krieg: Dnipro-Delta bei Cherson ist schwer umkämpft
Wie die Ukrainer die Angriffe abwehren, ist nicht überliefert. Der Einsatz von Kamikaze-Drohnen ist aber wahrscheinlich. In den vergangenen zweieinhalb Jahren hatten Militärblogger Videos davon geteilt, wie Boote beider Seiten mit Spezialkräften darauf durch Drohnen noch im Dnipro oder an dessen Ufer gestoppt wurden. Cherson an sich ist schon strategisch wichtig. Nur 50 Kilometer nordwestlich liegt die Großstadt Mykolajiw mit geschätzt mehr als 460.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Nach Odessa, der prestigeträchtigen Großstadt mit knapp einer Million Einwohnerinnen und Einwohner, sind es die Küste entlang knapp 140 Kilometer.
Dort, bei Odessa, sind wichtige Kontingente der ukrainischen Marine und Küstenverteidigung stationiert. Putin soll in den ersten Wochen im Ukraine-Krieg den Versuch unternommen haben, das geschichtsträchtige Odessa im Handstreich einzunehmen. Was, wie so viele militärische Kriegsziele, jedoch misslang. Doch: Im Hochsommer 2025 ist Russland vielerorts in der Offensive - auch ganz im Süden des geschundenen Landes. (pm)