Die Vereinigten Staaten und die Schweiz haben sich bei Gesprächen in Washington offenbar auf ein Handelsabkommen geeinigt, das die von Präsident Donald Trump verhängten hohen Zölle auf Schweizer Waren deutlich reduzieren könnte. Seit April 2025 erhebt die US-Regierung einen Zollsatz von 39 Prozent auf Schweizer Importe – der höchste in Europa.
Tausende Arbeitsplätze sind gefährdet
Besonders betroffen sind Branchen wie Maschinenbau, Präzisionsinstrumente, Uhrenherstellung und Lebensmittelproduktion, die stark vom US-Markt abhängig sind. Laut Hans Gersbach, Direktor des KOF Economic Institute an der ETH Zürich, könnten zwischen 7.500 und 15.000 Arbeitsplätze in der Schweiz gefährdet sein, wenn die Zölle nicht gesenkt werden, so "Reuters".
Eine Reduzierung auf 15 Prozent würde hingegen eine deutliche Entlastung bringen und das Wirtschaftswachstum der Schweiz wieder über die Marke von einem Prozent heben, erklärte Gersbach.
Die Gespräche zwischen dem Schweizer Wirtschaftsminister Guy Parmelin und dem US-Handelsbeauftragten Jamieson Greer wurden von beiden Seiten als "sehr positiv“ beschrieben. Parmelin sagte nach dem Treffen laut "Reuters": "Wir hatten ein sehr gutes Gespräch. Wir haben praktisch alles geklärt.“ Konkrete Details wollte er jedoch nicht nennen, da weitere Abstimmungen notwendig seien, bevor ein endgültiges Abkommen erzielt werden könne.
Goldene Geschenke und klare Worte – Trump zeigt sich kompromissbereit
Die Schweizer Delegation hatte sich in den vergangenen Monaten intensiv bemüht, Trumps Meinung zu ändern – zunächst ohne Erfolg. Laut "BBC" bezeichnete Trump die Bemühungen der Schweizer Präsidentin Karin Keller-Sutter als wenig überzeugend: "Sie war eine nette Frau, aber sie wollte nicht zuhören.“
Doch ein Besuch von hochrangigen Persönlichkeiten aus der Schweizer Wirtschaft am 4. November scheint Bewegung in die Verhandlungen gebracht zu haben. Die Unternehmer verfolgten einen unkonventionellen Ansatz und überreichten Trump Geschenke, darunter eine goldene Rolex-Uhr und eine speziell gravierte Goldbarren des Schweizer Unternehmens MKS. Laut "BBC" bestätigte ein Sprecher des Weißen Hauses später, dass die Präsente übergeben wurden und nun als Eigentum der US-Regierung gelten.
Handelsdeal in Sicht
Trump selbst zeigte sich offen für eine Senkung der Zölle und erklärte: "Ich habe keine Zahl festgelegt, aber wir arbeiten an etwas.“ Die Schweizer Seite hofft auf eine Reduzierung auf 15 Prozent – ein Niveau, das dem ihrer europäischen Nachbarn entspricht.
Neben den direkten Gesprächen mit US-Vertretern hat die Schweiz auch andere Hebel in Bewegung gesetzt. Große Schweizer Pharmaunternehmen wie Roche haben angekündigt, ihre Produktionskapazitäten in den USA auszubauen, was von amerikanischer Seite positiv aufgenommen wurde. Zudem erwägt Swiss International Airlines, deren Flotte überwiegend aus Airbus-Flugzeugen besteht, künftig stärker auf Boeing zu setzen.
FIFA-Präsident Infantino als möglicher Vermittler
Als weiterer Vermittler könnte Gianni Infantino, Präsident des Weltfußballverbands FIFA und Schweizer Staatsbürger, ins Spiel kommen. Infantino hat enge Beziehungen zu Trump und wurde Berichten zufolge von Schweizer Parlamentariern gebeten, Einfluss auf den Präsidenten auszuüben.
Bereits im August hatte Infantino Trump im Rahmen der Vorbereitungen zur Fußball-Weltmeisterschaft 2026 in den USA besucht und ihm symbolisch den WM-Pokal überreicht. Dabei soll er Trump als "Gewinner“ bezeichnet haben – worauf dieser geantwortet habe: "Kann ich ihn behalten? Das ist ein wunderschönes Stück Gold“.