Renten-Kürzungen möglich: 9 Millionen Bürger würden 107 Euro weniger bekommen

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Christian Lindner fordert weitere Einsparungen bei den Sozialausgaben. Fällt jetzt die Mütterrente weg? © Christian Ohde/Imago; IPON/Imago; Collage: RUHR24

Die Ampel muss beim Bundeshaushalt 2025 weitere Einsparungen vornehmen. Vor allem für eine Gruppe von Rentnern könnte das unschöne Konsequenzen haben.

Dortmund – Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) hat beim Bundeshaushalt 2025 weiteren Gesprächsbedarf angemeldet und die Ampel-Partner damit gegen sich aufgebracht. Bei den Sozialausgaben sollen nun wohl weitere Kürzungen folgen. Gerade für die Empfängerinnen der sogenannten Mütterrente könnte es deshalb dicke kommen.

Denn um bei den Sozialausgaben zu sparen, kann die Ampel nicht einfach Rentenkürzungen vornehmen oder die Höhe des Bürgergelds nach unten regulieren. Um die Ausgaben dennoch zu drücken, könnte man allerdings bei der Rente ab 63 oder bei der Mütterrente Maßnahmen ergreifen, wie Wirtschaftsweise Veronika Grimm bereits im November 2023 gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe erklärte.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat nun berechnet, welche Auswirkungen die Abschaffung der 2014 eingeführten Mütterrente hätte. Zwar könnte die Ampel etwa 14 Milliarden Euro jährlich sparen, allerdings würde auch das Armutsrisiko von Frauen über 65 Jahren erheblich steigen, wie RUHR24 berichtet.

Deshalb wurde die Mütterrente 2014 eingeführt

Der Begriff Mütterrente bezieht sich auf die verbesserte rentenrechtliche Anerkennung von Erziehungszeiten für Kinder, die vor 1992 geboren wurden. Bis zum 30. Juni 2014 konnte für diese Kinder lediglich ein Jahr Kindererziehungszeit berücksichtigt werden. Seit dem 1. Juli 2014 wird für alle Mütter oder Väter, deren Kinder vor 1992 geboren wurden, ein zusätzliches Jahr an Kindererziehungszeiten angerechnet.

Quelle: Deutsche Rentenversicherung (DRV)

Nach DIW-Angaben hätten 2022 rund 9 Millionen Frauen die Mütterrente erhalten. Bei einem Wegfall der Rente würden diesen Bezieherinnen, die vor 1992 Kinder bekommen haben, im Durchschnitt 107 Euro monatlich fehlen – insbesondere Frauen aus den unteren Einkommensgruppen wären betroffen. Laut der Studie hätten die ärmsten 20 Prozent dann gut acht Prozent weniger Einkommen. Bei den reichsten 20 Prozent wäre es hingegen nur ein Prozent weniger Einkommen, so die Berechnung des DIW.

Wegfall der Mütterrente hätte Folgen: Anstieg des Armutsrisikos

Die Studie geht bei einer Abschaffung der Mütterrente auch davon aus, dass die Armutsrisikoquote von Rentnerinnen von 19,4 auf 22,3 Prozent steigen würde. Die Studienautorin Annica Gehlen rät deshalb davon ab, „die Mütterrente rückgängig zu machen“. Zum einen sei dieser Schritt „nicht nur rechtlich fragwürdig, es hätte auch finanziell erhebliche negative Folgen“, meint sie.

„Die Mütterrente mildert einige Ungleichheiten ab, die vor allem aufgrund von Kindererziehung während der Erwerbsphase entstanden sind. Vor allem in Westdeutschland haben die heutigen Rentnerinnen mit der Geburt ihrer Kinder häufig ihre Erwerbstätigkeit unterbrochen und später weniger am Erwerbsleben teilgenommen als nachfolgende Generationen“, so Gehlen weiter.

Mütterrente rückgängig machen? DIW rät von diesem Schritt ab

Statt also kurzfristig mit der Abschaffung der Mütterrente Geld zu sparen, hält Dr. Johannes Geyer vom DIW es für sinnvoller „Ungleichheit und Altersarmutsrisiken schon während der Erwerbsphase anzugehen.“ Laut DIW müsse man Maßnahmen ergreifen, die dazu führen, dass die Sorgearbeit partnerschaftlicher aufgeteilt wird. Außerdem könnte man durch eine Reform des Ehegattensplittings und bei Minijobs Anreize im Steuersystem schaffen, um die Frauenerwerbstätigkeit zu steigern.

Geht man nach der DIW-Studie, sollte sich die Ampel – und vor allem Christian Lindner – also nach Alternativen umschauen, um die Lücke im Bundeshaushalt 2025 zu schließen. Diese beläuft sich laut dem Bundesfinanzminister derzeit auf fünf Milliarden Euro.

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