China will Asteroiden-Probe zur Erde holen – Quasi-Mond „Kamoʻoalewa“ im Visier
China greift nach den Sternen: Die „Tianwen-2“-Mission soll Gestein vom Quasi-Mond „Kamo‘oalewa“ zur Erde bringen – und das ist erst der Anfang.
Beijing – Chinesische Raumsonden sind auf dem Mars gelandet und auf der Rückseite des Mondes – jetzt soll erstmals eine Raumsonde aus China eine Probe von einem Asteroiden zur Erde zurückbringen. Die Sonde „Tianwen-2“ soll Ende Mai vom Raumfahrtzentrum Xichang abheben, wie dpa unter Berufung auf die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtet. Ein genaues Datum steht noch nicht fest.
Sowohl die Raumsonde, die ohne Menschen an Bord starten soll, als auch die Trägerrakete vom Typ „Langer Marsch 3B“ befinden sich bereits vor Ort. Die chinesische Raumfahrtbehörde CNSA will „Tianwen-2“ zum Asteroiden 2015 HO3 schicken, der auch unter dem Namen „Kamo‘oalewa“ bekannt ist. „Kamo‘oalewa“ ist ein Quasi-Mond unserer Erde – er umkreist zwar die Sonne, seine Umlaufbahn erweckt jedoch den Anschein, als würde er um die Erde kreisen. Die Forschung geht mittlerweile davon aus, dass es sich um ein Bruchstück des Mondes handelt.
Chinesische Raumsonde „Tianwen-2“ soll Bodenprobe vom Quasi-Mond „Kamo‘oalewa“ holen
Wie die staatliche Zeitung China Daily berichtet, soll die Raumsonde den Asteroiden zunächst monatelang umkreisen und sich ihm dann stark annähern. Ob sie auch landen soll, um die Proben zu nehmen, ist nicht ganz klar. Wie SpaceNews berichtet, soll „Tianwen-2“ zwei verschiedene Methoden zur Probensammlung nutzen: Den sogenannten „Touch and Go“-Mechanismus (TAG), den unter anderem die „Osiris Rex“-Sonde der Nasa durchgeführt hat und ein System, bei dem Verankerungen und Befestigungssysteme ins Spiel kommen, die an den Füßen der Landebeine befestigt sein sollen.
Die Raumsonde soll nach der Sammlung der Asteroiden-Probe die Schwerkraft der Erde für ein Manöver nutzen, das „Tianwen-2“ auf den Weg zum Kometen 311P/Panstarrs bringt. Zuvor soll die Sonde eine Rückkehrkapsel abwerfen, die auf die Erde fallen und die Asteroiden-Proben abliefern soll. China wäre damit nach Japan und den USA die dritte Nation, die Gestein von einem Asteroiden zur Erde bringt. Forschende können aus Gesteinsproben von Asteroiden jede Menge Rückschlüsse ziehen.
„Tianwen-2“ soll nach dem Asteroiden noch den Kometen 311P/Panstarrs erforschen
Etwa 2034 soll „Tianwen-2“ dann den Kometen 311P/Panstarrs im Hauptgürtel erreichen und ihn genau untersuchen. Von Interesse sind unter anderem sein Orbit, seine Form und Rotation sowie seine Zusammensetzung und die Freisetzung von Staub. Um die verschiedenen Ziele zu erreichen, wird die chinesische Raumsonde einige wissenschaftliche Instrumente an Bord haben. Unter anderem sollen Multispektral- und Infrarotspektrometer, hochauflösende Kameras und ein Magnetometer zum Einsatz kommen.
Chinas Raumfahrt verfolgt einen ausgeklügelten Plan: „Tianwen-2“ gehört zu einer Serie von Missionen im tiefen Weltraum. „Tianwen-1“ führte China 2021 erstmals auf den Mars. Geplant ist, dass „Tianwen-3“ erstmals Bodenproben vom Mars zur Erde holt und Ende des Jahrzehnts starten soll. „Tianwen-4“ soll China dann erstmals zum Jupiter und dessen Mond Callisto führen. Gleichzeitig will China bis 2030 erstmals Menschen auf den Mond bringen. Bodenproben von dort hat die Nation bereits zur Erde geholt. (tab/dpa)