Nach dem Helikopter-Absturz, stellt sich die Frage, wie es im Iran weiter geht. Im Gespräch ist nun auch Mojtaba Chamenei, Sohn des aktuellen Staatsoberhaupts.
Teheran – Der folgenschwere Helikopter-Absturz im Iran versetzt das Land in Unruhe. Bei dem Unglück kamen neben Präsident Ebrahim Raisi auch Außenminister Hossein Amirabdollahian sowie sieben weitere Regierungsbeamte ums Leben. Das geistliche und politische Oberhaupt des Landes, Ajatollah Chamenei, ordnete eine fünftägige Staatstrauer an. Nun wird auch in der politischen Führungsriege des Iran diskutiert, wie es für das Land künftig weiter geht.
„Raisis Tod wird zu einer Nachfolgekrise im Iran führen“
Staatsoberhaupt Chamenei rief die iranische Bevölkerung einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur IRNA zufolge auf, nicht in Angst oder Sorgen zu verfallen: „Es wird keine Unterbrechung der Regierungsgeschäfte geben“, versicherte er. Welche Folgen der Tod Raisis und Amirabdollahians längerfristig haben wird, ist bislang jedoch noch kaum abzusehen.
Gemäß Irans Verfassung müssen innerhalb von 50 Tagen nach dem Tod eines Präsidenten neue Präsidentschaftswahlen abgehalten werden. Bis dahin wird der erste Vizepräsident, Mohammad Mochber, als Interimspräsident fungieren. Unterdessen wird befürchtet, dass Raisis Tod nicht nur einen Präsidentenwechsel im Iran erforderlich macht, sondern auch für weitere Unruhen im Land sorgen könnte. Dabei rückt auch Mojtaba Chamenei, Sohn von Ajatollah Chamenei, in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
„Raisis Tod wird zu einer Nachfolgekrise im Iran führen“, schrieb Karim Sadjadpour, Senior Fellow bei der Carnegie Endowment for International Peace, auf dem Kurznachrichtendienst X (ehemals Twitter). Einige Expertinnen und Experten spekulieren nun, dass Mojtaba Chamenei bei einem Abtritt seines Vaters das oberste Amt im Iran übernehmen könnte.
Raisi wurde als Nachfolger des Oberhaupts Chamenei im Iran gehandelt – was passiert nach seinem Tod?
Irans politisches und religiöses Oberhaupt, der 85-jährige Ajatollah Chamenei, gilt nämlich als gesundheitlich angeschlagen. Wie CNN ausgehend von Informationen von Insiderinnen und Insidern berichtet, sei Raisi von Irans Führungsriege darauf vorbereitet worden, beim Amtsabtritt von Ayatollah Chamenei zum Staatsoberhaupt aufzusteigen. Wie also könnte Irans Führung in der früher oder später aufkommenden Frage der Nachfolge Ayatollah Chameneis reagieren?
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Der Verfassung des Irans zufolge wählt eine Expertenversammlung aus 88 Mitgliedern den Nachfolger des Staatsoberhaupts nach dessen Tod aus. Die Mitglieder der Versammlung selbst werden jedoch vom iranischen Wächterrat, einem mächtigen 12-köpfigen Gremium, das für die Überwachung der Wahlen und der Gesetzgebung zuständig ist, vorgewählt.
Iran nach dem Tod des Präsidenten – „Wenn Raisi tot ist, wird Mojtaba zum Thronfolger“
Der ehemalige Berater des US-Außenministeriums für den Iran, Gabriel Noronha, äußerte sich auf dem Kurznachrichtendienst X ebenfalls: „Die wichtigste Erkenntnis ist nicht, wer Raisi nachfolgt. Sondern, dass das nächste Oberhaupt des Irans höchstwahrscheinlich der Sohn von Ayatollah Chamenei, Mojtaba Chamenei, sein wird“.
„Expertinnen und Experten hatten geglaubt, dass der Wettbewerb um die Nachfolge Chameneis als Oberster Führer zwischen Mojtaba und Raisi ausgetragen wird. Wenn Raisi tot ist, wird Mojtaba zum Thronfolger“, fügte Noronha in seinem Beitrag auf X hinzu.
Nach dem Tod von Irans Präsident Raisi rückt Mojtaba Chamenei ins Rampenlicht
Mojtabah Chamenei, der westlichen Medien bislang nur wenig beachtung fand, zählt wie auch Raisi zu den Hardlinern des iranischen Regimes. Er ist Schüler des ultra-konservativen Ajatollah Mohammad Mesbah-Yazdi und soll zudem über eine gewisse Brutalität verfügen. Während Raisis Machtbasis die Justiz sowie die mächtige Imam-Reza-Stiftung war, stützt sich der 55-jährige Mojtaba Chamenei auf die Geheimdienste und den Propagandaapparat des Landes.
Bei der Auswahl der Kandidaten wird der religiöse Führer Ajatollah Chamenei einen bestimmenden Einfluss haben. Von einer freien Wahl darf man dabei aber nicht ausgehen. Bereits zur Präsidentschaftswahl 2021 waren die Kandidaten, die Raisi hätten gefährlich werden können, gar nicht erst Wahl zugelassen worden.
Aus Irans Regierungskreisen ist bislang im Wesentlichen bestritten worden, Ayatollah Chamenei hege Pläne, seinen Sohn zum nächsten religiösen und politischen Staatsoberhaupt des Landes zu ernennen. Zuletzt war dies im März durch ein Mitglied der Expertenversammlung, Mahmoud Mohammadi Araghi, geschehen. Damals erklärte Araghi in einem Interview mit der staatlichen iranischen Nachrichtenagentur ILNA, Chamenei sei gegen die Idee, seinen Sohn zum Oberhaupt zu ernennen.
Wie riskant wäre es für Irans Regime, sollte Ajatollah Chamenei seinen Sohn zum Oberhaupt ernennen?
Ein Grund dafür könnte Noronha zufolge sein, da dies auf eine erbliche Führung hinauslaufen würde – etwas, wofür das Regime des Iran Gegenwind bekommen könnte, denn die Islamische Republik versteht sich als Demokratie und nicht als Monarchie: „Und dann wird sich die Islamische Republik dem Vorwurf aussetzen, sie sei faktisch zu einer Erbmonarchie geworden – nur eben in einem radikal-islamischen Gewand. Das würde es dem Regime erschweren, sich von seiner Vorgängerregierung Pahlavi zu unterscheiden“, erklärte der ehemalige Berater des US-Außenministeriums für den Iran.
Für eine Nachfolge des Staatsoberhauptes Ajatollah Chamenei durch seinen Sohn Mojtaba spricht laut Noronha aber die Tatsache, dass Mojtaba einflussreiche Netzwerke mit den mächtigen Kadern geknüpft hat – vor allem mit den Mitgliedern der Expertenversammlung. Noronha fügte in einem Kommentar gegenüber Newsweek hinzu: „Mojtaba hat bereits begonnen, einige der kleineren Aufgaben seines Vaters als Staatsoberhaupt des Iran zu übernehmen“.
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