Wahlkampf in Brandenburgs Provinz - In der Scheune geht das Licht aus - dann spricht Baerbock über grüne Energie
Baerbock kann sich Spruch zum Blackout in der Scheune nicht verkneifen
Zum Blackout kann Baerbock sich einen Spruch nicht verkneifen, als sie kurz darauf die Bühne betritt. „Fast schade, dass das Licht wieder angegangen ist. Scheint ein Zeichen, dass wir mehr Investitionen in die Infrastruktur des Landes brauchen – in den Ausbau erneuerbarer Energien.“
Kaum ist das Dorfgespräch dann eröffnet, zieht zunächst Weltpolitik in die Brandenburger Provinz ein. Die Außenministerin wird bestürmt mit Fragen zum Waffenstillstand im Gazastreifen, zur Lage in Syrien und dazu, wie Donald Trump als wiedergewählter Präsident die Außenpolitik beeinflussen wird.
„Grünes Heizungsgesetz hat viele auf die Palme gebracht“
Es dauert eine Weile, bis ein Zuschauer direkt an das Eingangsszenario anknüpft. „Das Heizungsgesetz hat viele auf die Palme gebracht, die Grünen werden hier als Drangsalierer wahrgenommen, die immer neue Vorschriften und Restriktionen aufstellen. Wie schaffen wir es, eine Politik zu machen, die nicht nur Leute in der Stadt, sondern auch in der Uckermark erreicht?“, lautet eine Frage aus dem Publikum.
Im Vergleich zu den außenpolitischen Themen fällt Baerbocks Antwort allerdings eher kurz aus. Die Grünen machten keine Politik nach dem Motto „Augen zu und durch“, man habe sich seit Jahren darauf vorbereitet. Und dann sei eben die „Wärmewende“ drangewesen. „Als wir merkten, dass sich das nicht so schnell machen lässt und es Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt, haben wir nachgebessert“, so die Grüne, was wie ein Widerspruch zu dem zuvor Gesagten klingt.
Koalitionsfrage offen: „Zeigt, dass Merz Regierungserfahrung fehlt“
Eine Zuschauerin will von Baerbock wissen, wie sie die Koalitionschancen der Grünen mit der CDU nach dem TV-Duell zwischen Kanzlerkandidat Friedrich Merz (CDU) und Amtsinhaber Olaf Scholz (SPD) am Sonntagabend einschätze.
Die 44-Jährige gesteht, dass sie das Duell aus familiären Gründen nicht gesehen habe, ihr aber berichtet worden sei, dass der CDU-Chef zwar Koalitionspartner brauche, jene aber machen müssten, was er wolle. „Das zeigt, dass ihm Regierungserfahrung fehlt“, kommentiert sie den Umstand, dass der CDU-Chef bislang weder auf kommunaler noch auf nationaler Ebene je einen Regierungsposten innegehabt hat.
Grüne Erkenntnis: „Konnten uns in Bundesregierung nicht durchsetzen“
Frank Zimmermann, parteiloser Bürgermeister des Gemeindeverbunds Boitzenburger Land, zu dem auch Jakobshagen zählt, will von Baerbock wissen, was die Grünen für den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs zu tun gedächten. Mit dem 49-Euro-Ticket könne hier niemand wirklich was anfangen, „der Bus fährt hier nur zweimal am Tag“, so Zimmermann.
Baerbock antwortet, dass die Grünen den ÖPNV weiter ausbauen hätten wollen, um gleichwertige Lebensverhältnisse auf dem Land zu schaffen. „Doch wir konnten uns da in der Bundesregierung nicht durchsetzen“, gesteht sie.
Baerbock erinnert an ihr eigenes Scheitern als Kanzlerkandidatin
Als ihr am Ende der Veranstaltung noch ein Paar grüne Wollhandschuhe geschenkt werden, wagt sie einen kleinen Ausblick auf den Ausgang der Bundestagswahl am 23. Februar. „Es wird sehr spannend, aber auch sehr knapp werden“, so Baerbock, besonders, was die Parteien der „demokratischen Mitte“ beträfe. Unerwähnt lässt sie, dass die Grünen bei den Umfragen derzeit nicht mal auf die Hälfte des Werts der Union kommen.
Als ihr die Frage zu den Koalitionschancen der Grünen gestellt worden war, erinnert Baerbock an ihr eigenes Schicksal als Kanzlerkandidatin der Grünen vor dreieinhalb Jahren. Sie war mit blendenden Umfragewerten gestartet, hatte den Vorsprung dann durch mehrere Fehler selbst verstolpert. „Ich habe damals auf schmerzliche Art selbst erfahren, dass alles kurz vorher noch einmal komplett durcheinandergewirbelt werden kann“.