Hakenkreuz-Drohung: Staatsschutz ermittelt

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Das Drohschreiben zeigt Abdul A. auf seinem Handy. © sro

Der Syrer Abdul A., der in Grafing wohnt, hatte eine Morddrohung erhalten, in der ihm sein Todestag mitgeteilt wurde. Der Staatsschutz hat den Fall übernommen.

Grafing/Baldham - Abdul A. geht es gut. Der 26-jährige Syrer, der in Grafing lebt, hat angespannte Wochen hinter sich. Mitte Juni hatte er in einem blanken Kuvert einen Zettel mit einem Hakenkreuz in dem Briefkasten der Wohnung gefunden, wo er gemeinsam mit seinem Cousin lebt. Auch das Klingelschild hat jemand mit Filzstift überschmiert, quasi den Namen darauf ausgelöscht. In dem Schreiben, unter dem Hakenkreuz, stand nur: „dein Todestag 1. 7. 2024“.

Der Termin ist verstrichen. „Es war alles ruhig, gottseidank!“, sagt Jan R., Abduls Chef in einer Baldhamer Arztpraxis, wo der junge Mann, ein geschätzter Mitarbeiter ist. „Wir haben es bewusst verdrängt und hoffen weiter, dass Normalität einkehrt“, sagt Jan R. Zum Schutz des Bedrohten sind ihre Namen anonymisiert.

Ermittler konzentrieren sich auf Spurenauswertung

Das Drohschreiben liegt mittlerweile beim Kommissariat 5 der Kripo Erding, Staatsschutz, das den Fall übernommen hat. Eine Polizeisprecherin des übergeordneten Präsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt teilt auf EZ-Anfrage mit: „Derzeit konzentrieren sich die Ermittlungen auf die Spurenauswertung, ein Ergebnis hierzu liegt noch nicht vor.“

Eine Belohnung von 1000 Euro, die Abdul A.s Arbeitgeber auf die Ergreifung des Täters ausgesetzt hat, wurde von anderen Spendern verdoppelt. Zum genauen Ermittlungsstand schweigt sich die Polizei aus, „da dadurch eventuell die Ermittlungen gefährdet werden würden“. Die Spurenauswertung sei nicht abgeschlossen.

Abdul: „Ich bin hierher, um endlich in Sicherheit zu leben“

Wer weshalb eine solche massive Drohung gegen den vor zehn Jahren nach Deutschland Geflohenen richten würde, ist den Beteiligten ein Rätsel. „Ich bin hierher, um endlich in Sicherheit zu leben“, sagte er der Redaktion. Zwischenzeitlich habe er seine Ausbildung abgeschlossen, eine Freundin, einen deutschen Freundeskreis, stehe kurz vor der Einbürgerung.

Die Drohung aus heiterem Himmel hat den 26-Jährigen getroffen, ein Unsicherheitsgefühl ausgelöst. „Polizeilicherseits wurde ein enger Kontakt zu den Geschädigten gehalten“, betont das Polizeipräsidium. Wirklich sicher wird sich Abdul A. aber wohl erst fühlen, wenn die Beamten den unbekannten Urheber des rechtsextremen Drohschreibens ausfindig machen.

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