Putin macht Jagd auf F-16-Kampfjets der Ukraine: Russland lauert wohl auf Schwachstelle
Mit den F-16-Jets will die Ukraine im Krieg das Kommando in der Luft übernehmen. Doch Russland könnte eine Schwachstelle ausnutzen, bevor die Flieger abheben.
Kiew – Wann die F-16-Kampfjets ihren Weg in Richtung Ukraine antreten werden, ist ein gut gehütetes Geheimnis. Auf jeden Fall werden sie sehnsüchtig erwartet. Nicht nur Präsident Wolodymyr Selenskyj betont seit Monaten, wie sehr Kiew nach den Fliegern aus US-Produktion lechzt, um Russland und damit Kreml-Chef Wladimir Putin im Ukraine-Krieg auch in der Luft wirklich Paroli bieten zu können.
Die Niederlande, Dänemark, Norwegen und Belgien kündigten bereits an, F-16-Kampfjets liefern zu wollen. Teilweise soll die Überführung noch im Sommer anlaufen. Insgesamt kann die Ukraine wohl mit einer hohen zweistelligen Zahl rechnen. Auch wenn das weniger wäre, als Selenskyj für nötig erachtet, scheint Moskau zu wissen, was seinen Invasionstruppen da blühen könnte.
F-16-Kampfjets für die Ukraine: Russland beugt wohl mit Angriffen auf Flugplätze vor
Offenbar beugt das russische Militär, in dem vor kurzem der Luftwaffenchef ausgetauscht wurde, vor der Ankunft der F-16-Kampfjets bereits vor. So gab es zuletzt Berichte über Angriffe auf verschiedene Flugplätze. Raketen sollen unter anderem auf Myrhorod, Poltawa und Krywyj Rih niedergegangen sein – alle drei Gebiete befinden sich rund 100 Kilometer von der Front entfernt.
Infolge dieser Luftschläge gibt es laut BBC Befürchtungen, Russland könnte die F-16-Jets bereits attackieren, kurz nachdem diese an ihrem Bestimmungsort eintreffen. Moskau würde damit eine, wenn auch nicht die größte Schwachstelle der Flieger ausnutzen. Denn auch wenn sie im Einsatz im Himmel Angst und Schrecken verbreiten, müssen die Maschinen am Boden präpariert und womöglich repariert werden. Und dort sind sie am verwundbarsten, weil weitgehend wehrlos.
Zwar entgegnete die Ukraine den Meldungen des russischen Verteidigungsministeriums, insgesamt seien fünf Su-27-Jets, ein Mig-29-Jet und ein Mi-24-Helikopter zerstört worden, mit dem Hinweis, es habe sich lediglich um Köder gehandelt. Doch, dass die F-16-Jets auf allen Flugplätzen geschützt werden könnten, scheint bei den Möglichkeiten von Putins Militär einer Illusion gleichzukommen.
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Schießt Russland F-16-Jets am Boden ab? Ukraine mangelt es laut Experte an Luftabwehrsystemen
Viktor Kewljuk vom Center for Defense Strategies stellte im Kyiv Independent bereits klar: „Wir haben mehr Flugplätze als Luftabwehrsysteme.“ Auch an Betonunterständen mangele es. Der pensionierte Militäroffizier setzt darauf, Russland zu täuschen und die vorhandene Infrastruktur zu nutzen. So sei es möglich, „die F-16-Jets lange Zeit nicht feindlichen Angriffen auszusetzen.“
Im BBC-Bericht kommt derweil Justin Bronk zu Wort. Der leitende wissenschaftliche Mitarbeiter für die Bereiche Luftwaffe und Militärtechnologie am Royal United Service Institute erklärt, bislang habe die Ukraine „verstreute Einsätze“ angeordnet, um Angriffe auf Kampfjets am Boden zu vermeiden.
Die Flugzeuge und auch die Ausrüstung würden zwischen verschiedenen Militärbasen bewegt werden, „sodass Russland, falls es einen Luftangriff startet, möglichst nur das leere Rollfeld oder das Gras trifft“. Verwirrung als Muster, um den Gegner in die Irre zu führen.

Russland macht Jagd auf F-16-Kampfjets: Größte Schwachstelle der Flieger zeigt sich bei Start und Landung
Diese Taktik funktioniere für die F-16-Kampfjets aber wohl nicht. Denn die Flieger würden besondere Anforderungen an die Start- und Landebahnen stellen. Um das Risiko von Triebwerksausfällen einzudämmen, bräuchten sie vollkommen ebene Strecken, die frei sind von Steinen und anderen kleinen Trümmern. Entsprechend könnten sie nicht auf jedem Flugplatz starten und landen.
Eine erhebliche Schwachstelle der so herbeigesehnten Jets. Es zeigt sich also: Sie können zwar mehr als ihre Pendants im Ukraine-Krieg, verlangen aber auch mehr, sprich: besondere Umstände.
Flugplätze für die F-16-Kampfjets in der Ukraine: Russlands Geheimdienste können schnell und effektiv spionieren
Werden die Flugplätze für die F-16-Kampfjets bereit gemacht, könne dies von Russland und seinen Geheimdiensten als Zeichen gewertet werden, sich die dortigen Entwicklungen einmal genauer anzusehen. Hinzu komme, dass der Aggressor mittlerweile über Spionage-Drohnen verfüge, die Echtzeitbilder aus der Ukraine übertragen und dabei Störsender umgehen. Als Beispiele genannt werden Zala, Supercam und Orlans.
Bereits bei den erwähnten Luftangriffen auf ukrainische Flugplätze im Juli hatten Drohnen auffallend klare Bilder vom Himmel gezeigt, obwohl die Orte wie erwähnt verhältnismäßig weit von der Front entfernt waren. Dies dürfte in Kiew ebenfalls mit Sorge aufgenommen worden sein.

F-16-Jets im Ukraine-Krieg: Werden sie vorrangig zur Luftabwehr gegen Russland eingesetzt?
Der in der ukrainischen Hauptstadt beheimatete Luftfahrt-Experte Anatoliy Khrapchynsky sagte laut BBC, Russland sondiere die Flugplätze bereits, auch wenn es keine Hinweise darauf gebe, dass bisher F-16-Jets in der Ukraine angekommen seien. Auschließen könne man es allerdings auch nicht.
Fraglich sei ohnehin, wie Kiew die Maschinen einsetzen will. Sie können zwar im Gegensatz zu den Sowjet-Modellen eine Rakete abfeuern und sich dann direkt zurückziehen. Bronk gibt allerdings zu bedenken, dass die Jets niedriger fliegen müssten, um nicht zum Ziel von russischen Luftverteidigungssystemen zu werden. Dies birgt aber ebenso Gefahren. Denn die Kampfjets müssten weiter ins Territorium von Russland vordringen, um ihre Raketen abzuschießen. Womit sie sich ebenfalls großer Gefahr aussetzen.
Khrapchynsky vermutet, dass die F-16-Jets vorrangig zur Luftverteidigung eingesetzt werden. Denn sie sind in der Lage, Marschflugkörper abzufangen. So könnten die Flieger dafür sorgen, dass die Russland Luftschläge auch auf zivile Ziele erschwert werden. (mg)