Rückschlag für Nordkoreas Waffenprogramm: Eine Hyperschallrakete Kim Jong-uns explodiert in der Luft. Spannungen zwischen Nord- und Südkorea sind unterdessen auf einem Höhepunkt.
Seoul/Tokio – Pjöngjang hat am Mittwoch (26. Juni) offenbar eine Hyperschall-Rakete abgefeuert. Das bestätigte ein Vertreter des südkoreanischen Generalstabs. Die Rakete sei nach dem Start in der Nähe der Hauptstadt Pjöngjang etwa 250 Kilometer weit geflogen – und dann in der Luft explodiert.
Die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete, es könnte sich nach Einschätzung des Militärs um eine Hyperschallrakete gehandelt haben. Sie flog demnach nach dem Start am frühen Morgen (Ortszeit) in einem Gebiet um die Hauptstadt Pjöngjang etwa 250 Kilometer ostwärts in Richtung offenes Meer. Auch Japan bestätigte den nordkoreanischen Raketenstart. Die japanische Küstenwache erklärte, die Rakete sei nach der Explosion ins Japanische Meer, in Korea auch Ostmeer gennant, abgestürzt.
Hyperschallwaffen für Südkorea gefährlich – Kim Jong-un mit Machtdemonstration vor Militärübung
Solche Waffen sind dabei besonders schwer abzufangen, da sie mehr als die fünffache Schallgeschwindigkeit erreichen können und weiterhin manövrierfähig sind. Das weithin isolierte Land unterliegt wegen seines Atomwaffen- und Raketenprogramms internationalen Sanktionen. Trotz der Sanktionen treibt die kommunistische Führung jedoch seit Jahren die Entwicklung von Raketen, vor allem atomwaffenfähiger Raketen, voran.
Der jüngste Raketentest erfolgte vor Beginn einer für die nächsten Tage geplanten Militärübung der US-Marine mit den Seestreitkräften Südkoreas und Japans. Daran soll sich auch der Flugzeugträger „USS Theodore Roosevelt“ beteiligen, der am Samstag zusammen mit zwei US-Zerstörern in einem Marinestützpunkt in der südkoreanischen Hafenstadt Busan eingetroffen war.
Südkoreas Präsident Yoon Suk Yeol hatte bei einem Besuch des Flugzeugträgers betont, die Ankunft des Kriegsschiffs symbolisiere die Entschlossenheit der USA, ihren Verbündeten Südkorea zu verteidigen. Das Schiff werde am Mittwoch zur Teilnahme an der trilateralen Übung mit dem Codenamen „Freedom Edge“ in der Region den Hafen verlassen.
Südkorea und die USA mit „provokativem Verhalten“: Nordkorea zeigt sich empört
In einer am Montag von den Staatsmedien veröffentlichten Erklärung warf Nordkoreas Vize-Verteidigungsminister Kim Kang Il den USA und Südkorea wegen des Eintreffens des Flugzeugträgers „provokatives Verhalten“ vor. Beide Länder weisen regelmäßig die Vorwürfe Nordkoreas zurück, mit ihren gemeinsamen Militärübungen einen Angriff vorzubereiten. Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich zuletzt deutlich verschärft.
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Der international weitgehend abgeschottete Norden schickte seit Mitte Mai tausende Ballons mit Müll in den Süden – trotz Androhung Südkoreas an der Grenze über Lautsprecher mit der Propagandabeschallung wieder zu starten. Am Montag und Dienstag hatten die Sendungen, die nach südkoreanischen Angaben hauptsächlich Papiermüll enthielten, keine Probleme verursacht.
Nur wenige Stunden vor dem Raketentest am Mittwoch brachten Müllballons aber den Flugbetrieb am Flughafen Incheon der südkoreanischen Hauptstadt Seoul durcheinander. Ein Ballon landete vor einem Terminalgebäude und legte den Flughafen etwa drei Stunden lang lahm, wie ein Flughafen-Vertreter mitteilte. Alle Starts und Landungen wurden vorübergehend ausgesetzt, betroffen waren auch internationale Flüge.
Spannungen zwischen Nord- und Südkorea auf einem neuen Allzeithoch: Zwischen Müllballons und Raketentests
Zuletzt hatte Nordkoreas am 30. Mai mehrere Raketen in einer Machtdemonstration gestartet. Damals beschuldigte Seoul Pjöngjang, etwa zehn ballistischen Kurzstreckenraketen abgefeuert zu haben. Einen Tag später veröffentlichten nordkoreanische Staatsmedien Aufnahmen, die zeigten, wie Machthaber Kim Jong-un Tests eines Mehrfachraketenwerfersystems überwachte.
Die Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea befinden sich derzeit auf einem absoluten Tiefpunkt. Nordkoreas Machthaber Kim hatte angekündigt, die Entwicklung von Waffen auszuweiten – und zwar auch die der taktischen Atomwaffen. Als Reaktion darauf verstärkten Südkorea und die USA ihre Verteidigungszusammenarbeit. (sischr mit Agenturen)