Nach 18 Jahren Bauzeit und Planung: Historischer Wetterstollen in Fischbachau eröffnet

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Einzigartiges Industriedenkmal: Rund 200 Besucher, darunter eine stolze Zahl in Bergwerks-Kluft, lauschten den Grußworten von (v.r.) Bürgermeister Max Singer (Bad Feilnbach), Martin Schmid und Bürgermeister Stefan Deingruber (Fischbachau) beim Bürgerfest zur offiziellen Eröffnung des Wetterstollen Deisenried als Schaubergwerk. © Hacker

Fischbachau und Bad Feilnbach feiern die Eröffnung des Deisenrieder Wetterstollen nach 18 Jahren Bauzeit und Planung. Kürzlich wurde der Schaustollen offiziell gesegnet.

Fischbachau – Bei strahlendem Sonnenschein wurde kürzlich das Besucherbergwerk „Deisenrieder Wetterstollen“ als gemeindeübergreifendes Kultur- und Tourismusprojekt durch die beiden Bürgermeister Stefan Deingruber (Fischbachau) und Max Singer (Bad Feilnbach) bei einem Bürgerfest nun auch offiziell eröffnet und von Pfarrer Josef Spitzhirn mit einem „Glück auf!“ gesegnet.

Auf einem erhöhten Podest über dem Eingang in den Wetterstollen nahmen Deingruber und Singer bei ihrer Begrüßung Martin Schmid in ihre Mitte. Der Vorsitzende des Bergmannsvereins St. Barbara Leitzachtal hatte das Projekt vor rund 18 Jahren ins Rollen gebracht und, wie er vor rund 200 Gästen launig erinnerte, in dieser Zeit den Langmut der Gemeindeverwaltungen des Öfteren auf eine harte Probe gestellt: „Bestimmt haben die Mitarbeiter mehr als einmal die Hände über den Kopf zusammengeschlagen und sich gefragt, was will denn der schon wieder.“

Deisenrieder Schaustollen in Fischbachau
Wetterstollen Deisenried: Bergbau-Geschichte wird wieder lebendig. © Hacker

So recht konnte sich, so Schmid weiter, anfangs niemand vorstellen, dass der verfallende Deisenrieder Wetterstollen als ein eindrucksvolles Zeugnis der Bergbaugeschichte der Region hergerichtet und erhalten bleiben sollte. Aber Schmids Beharrlichkeit zahlte sich aus und die Gemeinde Fischbachau übernahm schließlich federführend die Finanzplanung.

„Als dann 2019 die Zusagen von Fördermitteln aus dem Leader-Programm kam, hat es so richtig eingeschlagen“, freute sich der Bergmann, wie auf seinem Helm zu lesen ist „Steiger h.c.“, und hob noch hervor, dass der Deisenrieder Wetterstollen ein einmaliges Unikat und Originalschauplatz im oberbayerischen Kohlerevier vom geologischen Landesamt als besonders wertvoll beschrieben ist.

Würdigung einer Langzeitinitiative

Daran, dass dann bis zur Eröffnung aber noch viel Arbeit anstand, dafür zahlreiche Firmen engagiert werden mussten und auch noch Corona dazwischen kam, erinnerten die beiden Rathauschefs. Umso größer war die Freude übe die Fertigstellung. „Der Bergbau hat von 1860 bis 1966, also über 100 Jahre, den Landkreis Miesbach geprägt, aber auch in unserer Gemeinde eine lange Geschichte, die bewahrt werden muss“, sagte Singer.

Dass Hausham im Besonderen – das Bergwerk hatte in seiner Blütezeit bis zu 1.600 Mitarbeiter beschäftigt – aber auch Fischbachau vom Bergbau als wichtigen Arbeitgeber profitierte, erinnerte Deingruber. Die Verfügbarkeit von Erdöl bedeutete schließlich das Aus für den Bergbau in der Region. Zehn Liter Heizöl so Deingruber weiter, kosteten in den 60er Jahren rund 90 Pfennig und ersetzen den Heizwert von einem Zentner Kohle für 3,50 Deutsche Mark: „Aber der Bergbau hat bis dahin für einen gewissen Wohlstand gesorgt.

Daran und dass dahinter sehr harte Arbeit stand, sollten wir uns erinnern.“ Der Wettersollen sei dafür, wie Singer und Deingruber unisono betonen, als Industriedenkmal nicht nur für die Einheimischen und die Schulen ein hervorragender Lernort und für Gäste ein attraktives touristisches und barrierefreies Angebot für jedes Wetter, von denen es ohnehin nicht so viele gibt.

Ein historisches Unikat im Kohlerevier

Die Ausstellung an der Feilnbacher Straße 135 kann im Rahmen einer Führung oder auf eigene Faust besichtigt werden und bringt auch für Kinder auf verständliche und faszinierende Weise die Arbeit des Bergmanns und der Bedeutung des Kohleabbaus in der Region näher. Dazu gibt es im „Stollen-Kino“ einen Film zu sehen.

Es werden unter anderem Fragen beantwortet, wie schwer ein Presslufthammer war oder wie eng es unter Tage zuging. Es kann sogar eine Sprengung ausgelöst werden, wenngleich diese aber natürlich nur akustisch aber doch eindrucksvoll zu erleben ist.

Geöffnet ist der Stollen ganzjährig an den Wochenenden und an Feiertagen von 13 bis 16 Uhr. Weitere Infos und Anfragen zu Führungen gibt es auf den Homepages der Gemeinden Fischbachau und Bad Feilnbach. Helmut Hacker

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