Ärger über Schulbus-Anbindung: Bernbeurener setzen sich für spätere Abfahrtszeit ein
Die Busanbindung für Schüler aus dem westlichen Landkreis nach Schongau lässt seit Jahrzehnten zu wünschen übrig. Eltern aus Bernbeuren setzen sich nun dafür ein, dass sich daran etwas ändert.
Bernbeuren/Landkreis – Schon um 6 Uhr muss Amelie morgens aus dem Bett, um pünktlich zu sein. Der Bus, der die Fünftklässlerin aus Bernbeuren nach Schongau zum Gymnasium bringt, fährt um 6.38 Uhr ab. Mit anderen Schülern, die teilweise noch früher aus dem Haus müssen, um den Bus der Linie 9821 zu erwischen, ist das Mädchen dann schon um kurz nach 7 Uhr an der Schule – obwohl der Unterricht nicht vor 7.45 Uhr beginnt. „Die Schüler müssen fast eine Stunde warten“, ärgert sich Amelies Vater Klaus Schuhbeck.
Für ihn und die Bernbeurenerin Anna Holzamer, deren Tochter Elli ebenfalls in die 5. Klasse des Schongauer Gymnasiums geht, muss sich an dieser Situation dringend etwas ändern. Gegenüber unserer Zeitung beklagen sie die „nicht mehr zeitgemäßen Busverbindungen“, die schon seit 40 Jahren bestehen würden. Generell bemängeln sie die Busanbindung im westlichen Landkreis.
Die Eltern rechnen vor, dass manche Kinder schon eineinhalb Stunden vor Schulbeginn aus dem Haus müssen, um die 20 Kilometer nach Schongau zurückzulegen. Zum Beispiel jene, die in Weilern rund um Bernbeuren wohnen, und auf kleine Zubringer-Busse angewiesen sind. „Kinder, die am Auerberg wohnen, müssen schon um 5.45 Uhr aufstehen“, sagt Schuhbeck.
Schulbus-Anbindung nach Schongau: Bernbeurener setzen sich für spätere Abfahrtszeit ein
Der Grund für die frühe Abfahrtszeit: Die Busse müssen morgens eine weitere Anschlussfahrt fahren. So gibt das Landratsamt an, dass sich zahlreiche Busse nach der Ankunft in Schongau sofort wieder auf den Weg machen, um andere Schulkinder im Raum Schongau zu transportieren. „Im genannten Fall wird der Bus nach Ankunft in Schongau direkt benötigt, um Schüler auf der Linie 9656 (also in Richtung Weilheim, Anm. d. Red.) zu befördern.“

Viele Kinder würden deshalb unausgeschlafen zum Unterricht kommen, was sich „negativ auf ihr Wohlbefinden und die geistige Gesundheit auswirkt“, beklagen Holzamer und Schuhbeck. Zudem würden immer mehr Eltern aus Bernbeuren und Burggen ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Wie Schuhbeck sagt, werde fast die Hälfte der Kinder im Ort per „Elterntaxi“ nach Schongau gebracht. „Das kann keiner wollen.“
Die Lösung wäre freilich, zusätzliche Busse einzusetzen. Und die Kapazitäten dafür gebe es sogar: Das Bernbeurener Busunternehmen Sprenzel, das mit seinen Bussen den Regionalverkehr Oberbayern (RVO) verstärkt und die Linie 9821 fährt, hätte nach eigenen Angaben ausreichend Personal und Fahrzeuge für eine weitere Verbindung am Vormittag. „An uns sollte es nicht scheitern“, erklärt Sarah Sprenzel unserer Zeitung. Die Voraussetzung sei lediglich, dass die Abfahrtszeiten entsprechend aufeinander angepasst würden.
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Problem ist RVO seit Jahrzehnten bekannt - Weitere Verbindung wäre nicht wirtschaftlich
Dass sich das Problem nicht ganz so einfach lösen lässt, mahnt derweil Ralf Kreutzer an. Der Niederlassungsleiter des RVO, der für den Raum Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen zuständig ist, bekommt seit Jahren Beschwerden über die frühen Abfahrtszeiten zu hören. „Das kommt immer wieder auf, wenn es neue Eltern oder Lehrer gibt“, meint er seufzend. „Und es ist nachvollziehbar.“
Allerdings wäre es schlicht nicht wirtschaftlich, eine zweite Verbindung anzubieten. „Man bräuchte zwei Busse und drei Fahrer extra, nur um 20 Minuten später loszufahren“, rechnet Kreutzer vor. Dafür, dass die Busse – von denen jeder im Jahr eine „nicht kleine fünfstellige Summe“ kosten würde – ab 8 Uhr morgens auf dem Hof stünden. „Das ist betriebswirtschaftlich nicht sinnvoll.“
Hinzu komme der Fahrermangel. „Es fehlen Busfahrer“, sagt Kreutzer. Dass das Busunternehmen in Bernbeuren angibt, ausreichend Kapazitäten zu haben, sieht er skeptisch. „Das ist eher kurzfristig gedacht“, meint er. Der Fahrermangel sei ein Thema, das „in den nächsten Jahren explodieren wird“.
Eltern aus Bernbeuren wollen Unterschriftenaktion starten
So einfach wollen sich Schuhbeck und Holzamer dennoch nicht zufrieden geben. Ihre Hoffnung ist, dass sich bei den Busverbindungen etwas tut, sobald der Landkreis 2025 offiziell MVV-Mitglied ist. Im April starten die Eltern eine Unterschriftenaktion, auch den Bernbeurener Bürgermeister Karl Schleich konnten sie in dem Anliegen schon auf ihre Seite holen. „Wir haben von ihm vollste Unterstützung unseres Anliegens zugesagt bekommen.“ Die umliegenden Gemeinden sollen ebenfalls ins Boot geholt werden.
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Konkret fordern die Eltern, dass der Schulbus in Bernbeuren künftig erst um 7.15 Uhr abfährt, außerdem sollten die Busse der Linie Schongau-Bernbeuren-Lechbruck-Steingaden an Werktagen stündlich fahren. Auch an den Wochenenden sollte das Angebot der Busverbindungen ausgebaut werden: Schuhbeck und Holzamer hoffen auf einen Zwei-Stunden-Takt, den es in Gemeinden des östlichen Landkreises immerhin schon gibt.
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