Klub-Weltmeisterschaft: Bayern-Konkurrenten schwächeln
Der Favoritenkreis bei der Klub-WM in den USA setzt sich fast ausschließlich aus den europäischen Vertretern zusammen. Diese haben jedoch in der abgelaufenen Saison erstaunlich geschwächelt.
München – Nachdem es mit der Wiederholung des Finals dahoam in der Champions League nicht geklappt hat, freut man sich beim FC Bayern umso mehr auf die vom 14. Juni bis 13. Juli in den USA stattfindende Klub-WM. Ein Blick auf die Konkurrenz des Turniers, welches erstmals mit 32 Teilnehmern stattfindet, ist dabei durchaus interessant.
UEFA dominiert den Welt-Vereinsfußball
Bei den letzten 17 Austragungen im alten Format der Vereinsweltmeisterschaft mit jeweils sieben Mannschaften – sechs Kontinentalmeister und Gastgeberteam – gewann der europäische Champions-League-Sieger stolze sechzehnmal den Titel. Die letzte Ausnahme stellte ausgerechnet das Jahr 2012 dar, als der „FCB-Schreck“ Chelsea das Endspiel gegen den brasilianischen Südamerikameister Corinthians São Paulo in Tokyo mit 0:1 verlor.
Seitdem hat sich aber das Kräfteverhältnis der stärksten Klubmannschaften der Welt krass in Richtung Europa verschoben, wo auch die besten Kicker aller Kontinente hauptsächlich in den Top-5-Ligen auflaufen. Gerade die südamerikanischen Vertreter haben so mehr und mehr an Niveau verloren und konnten sich nur noch in sechs der letzten elf Turniere für das durch den Turnierbaum eigentlich vorbereitete Finale gegen den CL-Sieger qualifizieren. Dort waren die Copa Libertadores Sieger aber stets chancenlos gegen die Europäer, zuletzt Fluminense Rio de Janeiro gegen Manchester City (0:4).
Wenig verwunderlich zählen die Südamerikaner, durch vier brasilianische (Palmeiras São Paulo, Flamengo Rio de Janeiro, Fluminense Rio de Janeiro, Botafogo FR) und zwei argentinische (River Plate, FCB-Gruppengegner Boca Juniors) Vereine vertreten, mittlerweile wie die Nord- und Mittelamerikaner, Afrikaner, Asiaten und natürlich Auckland City aus Neuseeland (ebenfalls Münchner Gruppengegner) zu den Außenseitern.
Die europäischen Favoriten
Das UEFA-Kontingent von zwölf Teams stellt mehr als ein Drittel der Teilnehmer dar. Diese haben sich ausschließlich in den CL-Wettbewerben von 2020 bis 2024 qualifiziert, die jeweiligen Sieger und die besten im Ranking – der FC Bayern belegte den ersten Platz der Nicht-Henkelpott-Sieger in diesem Zeitraum.
Die Top-4-Ligen – Premier League, LaLiga, SerieA, Bundesliga – und Portugal schicken jeweils zwei Klubs in die Vereinigten Staaten, Frankreich und Österreich einen. Darunter sind lediglich zwei aktuelle Landesmeister: CL-Finalist Paris St. Germain, das in Frankreich sogar das Double holte und der FC Bayern. Dagegen fehlen mit dem FC Liverpool und dem FC Arsenal der Englische Meister und Vizemeister, mit dem FC Barcelona der Spanische Doublesieger und mit SSC Napoli der italienische Champion.

Zehn europäische Teams reisen ohne nationalen Titel an
England wird vertreten durch Manchester City und den FC Chelsea, beide haben sich erst am letzten PL-Spieltag als Dritter und Vierter für die kommende CL qualifiziert. Real Madrid zog in Spanien in LaLiga und im Pokal gegen Barcelona den Kürzeren, Stadtrivale Atlético kommt als Tabellen-Dritter zum WM-Turnier. Aus Italien kommen Vize-Meister und CL-Finalist Inter Mailand und Juventus Turin, das sich erst in letzter Sekunde in der Serie A für die CL 2025/26 qualifiziert hat.
Während Bayer Leverkusen nicht qualifiziert ist, kommt aus der Bundesliga neben dem FCB nach einer insgesamt sehr mäßigen Saison noch Borussia Dortmund, aus Portugal Benfica Lissabon, das in beiden nationalen Wettbewerben gegenüber dem nicht qualifizierten Stadtrivalen Sporting den Kürzeren zog und der FC Porto. Letztendlich freut sich noch der FC Salzburg über die WM-Qualifikation, der in der heimischen Liga an Sturm Graz scheiterte und auch erst – für den Europapokal wichtig – am letzten Spieltag von Platz vier auf zwei sprang.
Keine der genannten Mannschaften konnte den Landespokal gewinnen, ManCity scheiterte zuletzt im FA-Cup-Finale am krassen Außenseiter Crystal Palace. Chelsea kann sich im drittklassigen Conference League Endspiel gegen Betis Sevilla zumindest noch kleine internationale Meriten holen, aber eigentlich ist dieser Wettbewerb kein Maßstab.
Wer wird der „Phoenix aus der Asche“ der Europäer?
Natürlich sind im WM-Teilnehmerfeld die beiden CL-Finalisten, aber auch „schlafende Riesen“ wie Pep Guardiolas Citizens und Real Madrid mit dem neuen Coach Xabi Alonso, beide nach verhältnismäßig bescheidenen Spielzeiten. Der FC Bayern sollte gegen jeden Gegner eine Chance haben, wenn er – wieder etwas weniger verletzungsgeplagt – seine beste Leistung zeigen kann. Die Liste der Topfavoriten scheint überschaubar, der deutsche Rekordmeister zählt sicherlich zu ihnen. Vielleicht kommt es aber auch zu einem Überraschungs-Coup.