Abiturienten sollen sich verunsichern lassen
Ein vergleichsweise kleiner Abiturjahrgang hat das Rhabanus-Maurus-Gymnasium (RMG) verlassen. 68 Schülerinnen und Schüler nahmen von Rektor Andreas Walch und Erzabt Wolfgang Öxler ihre Abschlusszeugnisse entgegen.
St. Ottilien - Die Jugendlichen starten nun „hinaus in die Welt mit all ihren Verlockungen“, wie es Schulleiter Walch formulierte. „Spätestens jetzt müsst ihr raus aus der Bubble Schule.“
Auch „raus aus dem Rahmen, der Familie, dem Ort, der sozialen Gruppe, der Nische, dem Land und nicht zuletzt aus verfestigten Denkmustern“ möchte der Schulleiter die Absolventen des Gymnasiums gehen sehen. Schließlich verstehe St. Ottilien seine Hauptaufgabe darin, junge Menschen darauf vorzubereiten, gerüstet hinauszugehen in die Welt. „Lasst euch verunsichern und herausfordern“, forderte Direktor Andreas Walch die Abiturienten auf. „Geht raus aus der Komfortzone.“
Erzabt Wolfgang Öxler wünschte dem letzten G8-Jahrgang weiterhin Freude daran, immer wieder Neues zu probieren. „Lasst euch die Begeisterung nicht nehmen, auch wenn das in unserer Zeit oft schwer ist.“
Freude an der Schule und Begeisterung fürs Lernen – für Paul Müller waren das die wesentlichen Faktoren, mit denen er es als einer von zwei Jahrgangsbesten zum Abi-Schnitt von 1,0 gebracht hat. Mit der gleichen Freude will der Uttinger ab Herbst in München Physik studieren – und nebenbei an einer Fernuniversität noch Mathe.
Auch Magdalena Buck hat sehr konkrete Pläne. Sie will sich mit ihrem 1,0-Abitur um einen Studienplatz in Medizin bewerben und vorher ein Praktikum als Krankenpflegerin machen.
Als Geschenk nehmen alle Absolventen ein Fotobuch mit sämtlichen Klassenfotos seit der 5. Jahrgangsstufe mit, zusammengestellt vom Elternbeirat. „Damit ihr ein wenig St. Ottilien nicht nur im Herzen mitnehmt, sondern auch sichtbar“, wie die stellvertretende Vorsitzende Nicole Lehmbruck sagte.
„Wir werden immer mit einem Lächeln an unsere Zeit im RMG zurückdenken“, war sich Finn Louis in seinem Part der Abi-Rede sicher. Den ersten Teil bestritten Diego Schaetz und Jannik Möller, die mit viel Witz und Fotos nicht ganz ohne Peinlichkeitsfaktor die gemeinsame Schulzeit Revue passieren ließen. Fazit: „Wir als Generation Z haben es nicht mehr und nicht weniger krachen lassen als alle Generationen vor uns.“
Direktor Walch gab dem Jahrgang auch mahnende Worte mit – nicht so sehr in seiner Rolle als Schulleiter, sondern vor allem „als Bürger dieses Landes“, der die „zunehmende Bubblisierung der Gesellschaft“ mit Sorge betrachtet. Es gehe darum, Selbstbezogenheit aufzubrechen und Horizonte zu erweitern. Er betonte: „Wer in der Bubble lebt, lebt egoistisch. Und reiner Egoismus ist der Tod unserer Form des Zusammenlebens.“
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Bevor es zur Zeugnisverleihung ging, sorgten die „Ottilien Harmonists“ für einen musikalischen Höhepunkt. Walch und sein Stellvertreter Andreas Hörmann, Musiklehrer Johannes Gruber, sein Vorgänger Christian Schumertl und der Ottilianer Pater Vianney stimmten gemeinsam ein heftig beklatschtes „Wochenend‘ und Sonnenschein“ an. Denn das sollen die Abiturienten nun genießen, bevor sie dann endgültig in die Welt hinaus starten.