Das BMW Museum in München zeigt Autodesign aus Bella Italia. Die Ausstellung „Belle Macchine“ macht Lust auf Sommer.
Natürlich ist sie aus heutiger Sicht total unpraktisch. Klein, wenig Stauraum – aber, dio mio!, so schön. Die BMW Isetta, am liebsten in Mintgrün, Himmelblau, Sonnengelb – da kommen schon beim Anblick Feriengefühle auf. Passend zu dieser sommerlichen Woche hat das BMW Museum gerade eine ganze Ausstellung eröffnet, die sich mit fahrenden zeitlosen Schönheiten wie der Isetta befasst. „Belle Macchine“ feiert italienisches Design bei BMW. Der bayerische Automobilhersteller und die italienischen Designstudios – das ist eine Melange, die nicht nur Kennern schmeckt.
Tatsächlich gelingt es den Kuratoren Anna Schleypen und Klaus-Anton Altenbuchner, selbst jene, die lieber aufs Rad als ins Auto steigen, zum Schwelgen zu bringen. Weil sie die außergewöhnliche runde Architektur des Museums ideal nutzen. Wie in einer Spirale geht es hinauf, vorbei an Bildern von Küsten und pittoresken Orten, an italienischen Möbel-, Mode-, Schmuckdesignklassikern hin zu den ersten BMW-Modellen, die mit italienischer Hilfe kreiert wurden – als würde man mit einem schmucken Roadster nach und nach gen Italien gleiten, den Brenner hoch, ganz ohne Stau.
Schon auf den ersten Metern wird klar, dass (Auto-)Designgeschichte auch immer Kulturgeschichte ist. Der „Spiegel“ schrieb einst, BMW habe bis 1959/60 nur Wagen für Tage㈠löhner und Generaldirektoren gebaut. Tatsächlich kauften die einen die knuddelige und verhältnismäßig günstige Isetta, die anderen den todschicken 507 Roadster. Es fehlte die Mitte. Geschlossen wurde sie von einer unwiderstehlichen Lady, die mit ihrer wunderschönen Linie – wir lernen: eine der ersten Pontonkarosserien – auch heutige Museumsbesucher verzückt. Der BMW 700, ein Bild von einem Auto, hat das Unternehmen damals gerettet. 19 896 Stück wurden gefertigt und gut verkauft, das spülte Geld in die Kasse und damit das Kapital für die Entwicklung eines Modells, das alles veränderte. Majestätisch steht er da, der BMW Garmisch. Schleypen und Altenbuchner haben ihn drapiert wie in einer Parkbucht am Grenzpass, man fühlt schon die Wärme, die von ㈠Italien herüberweht. Hier kann man sich setzen und das von Marcello Gandini gestaltete Konzeptfahrzeug bewundern. „La forma ideale“ haben die Kuratoren dieses Kapitel überschrieben, denn hier sieht man ihn, den Idealtypus des italienischen Stils. Er war das Vorbild für die ersten BMW 3er- und 5er-Reihen in den Siebzigern. „Davon hängt alles ab“, betont Altenbuchner. Und schwärmt: „Diese zeitlose Klasse, diese funktionale Eleganz. Schlicht, klar, kantig. Das ist Italien.“
Das ausgestellte Modell ist nicht das Original, denn das ist eines Tages von der Bildfläche verschwunden. Hier sehen wir den Nachbau von 2019. Dass er gefertigt wurde, zeigt, was allgemein bei BMW gilt: Immer orientiert man sich bei der Entwicklung neuer Modelle an der eigenen Firmengeschichte. Auf dem Rundweg hängt auch ein Mobile von Zeichnungen aus den Designstudios. Und wieder staunt man über die Vielfalt ihrer Ideen. Man sollte ja meinen, jede Autoform hätte es bereits gegeben. Doch siehe da: Sie erfinden das Rad nicht neu, aber immer wieder die Karosserie. Oder wie es Altenbuchner formuliert: „Den Wagen wird jedes Mal ein neues Kleid geschneidert.“ Mithilfe der italienischen Meister geht das besonders gut. Und so ist diese Ausstellung, die in kurzen Texten spannende Informationen bereithält, vor allem etwas fürs Auge. Geschickt wurden Sichtachsen innerhalb der Schau hergestellt. Wer den Blick wie über den Gardasee schweifen lässt, der erkennt die Entwicklung vom 328 Touring Coupé aus dem Jahr 1939, dem ersten italienischen Einschlag bei BMW, hin zu heutigen Modellen. Am liebsten würde man sich hineinsetzen und losbrausen. Der Sonne entgegen. That’s Amore. Im BMW Museum München, Di.-So. 10-18 Uhr (letzter Einlass um 17.30 Uhr).